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Presse und Aktuelles20 Englische Parkrinder für halboffene Waldlandschaft im Norden Berlins01.06.11, Pressemitteilung Am 01. Juni 2011 traten 20 Englische Parkrinder und 10 Konik-Pferde ihren Dienst im größten deutschen Waldweideprojekt Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde an. Damit verrichten in dem Anfang Mai gestartetem Projekt mittlerweile 134 Robustrinder und 15 Konik-Pferde ihre Arbeit auf etwa der Hälfte des Projektgebietes von 850 ha Waldflächen der Berliner Forsten. Im Ergebnis der Beweidung sollen Besucher eine arten- und erlebnisreiche Erholungslandschaft mit S-Bahnanschluss vorfinden, in der sich in Zukunft auch seltene Vogelarten wie Neuntöter, Heidelerche und Wendehals dauerhaft zu Hause fühlen. Das Vorhaben im länderübergreifenden Naturpark Barnim wird durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das Land Berlin, den NaturSchutzFond Brandenburg, den Förderverein Naturpark Barnim und den Landkreis Barnim finanziert und hat eine Laufzeit von 4 Jahren. Bis zum Naturparkfest, am 20.08.2011 ab 14 Uhr am Speicher in Hobrechtsfelde, wird die Gesamtfläche von 850 ha komplett beweidet sein. Englische Parkrinder Dies ist mit über 2.500 Jahren die älteste Hausrindrasse überhaupt. Das Parkrind ist nah verwandt mit dem Auerochsen, dem Urvater aller heutigen Rinder. Heute werden nur noch kleine Herden gehalten, vor allem in Großbritannien. Englische Parkrinder haben ein weißes Fell, schwarze Ohren und Maul sowie schwarze Punkte an den Beinen. Die Tiere erreichen eine Widerristhöhe von 130 bis 137 Zentimeter und werden zwischen 400 bis 450 Kilogramm (Kuh) und 600 bis 700 Kilogramm (Bulle) schwer. Über den Ursprung dieses Rindes gibt es verschiedene Thesen. Die eine besagt, dass die Kelten sie mit nach England brachten und die Priesterkaste der Druiden die weißen Rinder als Symbol religiöser Reinheit verehrte. Die Druiden züchteten und nutzten die Tiere als Opfergaben. Seit dem 13. Jahrhundert, überlebten die Rinder, weil der englische Adel sie als jagdbares Wild schätzte. Die andere These besagt, dass die Rasse im Park von Chilligham in Northumberland um 1220 durch Inzucht entstanden ist. Der 120 Hektar große Park wurde um diese Zeit eingezäunt, mitsamt den weißen Rindern, die dort lebten und die noch aus der römischen Besatzungszeit stammten. Einige Herden haben bis heute in England überlebt. Das Projektgebiet befindet sich am nördlichen Stadtrand von Berlin auf Berliner und Brandenburger Flächen rund um das ehemalige Berliner Stadtgut und jetzigem denkmalgeschützten dörflichen Wohnort Hobrechtsfelde. Es ist Teil des 75.000 ha großen länderübergreifenden Naturparks Barnim. Die aus einem Suchraum von 4.000 ha ausgewählte Beweidungskulisse umfasst zehn Einzelflächen mit ca. 850 ha. Neben Hochwaldflächen, stehen vor allem halboffene Flächen und untergeordnet offene Wiesenflächen, Hochstaudenfluren, Feuchtgebiete sowie von großer Trockenheit bestimmte Standorte zur Verfügung. Eingesetzt werden vor allem robuste Rinderrassen (Highlands, Galloways und Englische Parkrinder) mit einer Besatzdichte von etwa 0,2 Großvieheinheiten (GVE) pro Hektar, vereinzelt auch Pferde. Im Laufe des Erprobungs-und Entwicklungsvorhabens (E & E) werden nach Abschluss von Waldumbaumaßnahmen weitere Flächen in die Beweidungskulisse integriert, auf denen speziell die Auswirkungen der Maßnahmen zur Stützung des Landschaftswasserhaushalts untersucht werden sollen. Ziel des Projektes ist es, mittels extensiver Beweidung einen in Deutschland extrem selten gewordenen Landschaftstyp zu entwickeln.Auf den ehemaligen Rieselfeldern rund um Hobrechtsfelde und in den angrenzenden klassischen Waldflächen wird durch extensive Beweidung eine halboffene Waldlandschaft geschaffen. Grundsätzlich soll das Projekt der Walderhaltung dienen. Die Bedeutung der Waldweide u.a. als forstwirtschaftliches Instrument der Weiterentwicklung von forstlichen Sonderstandorten in naturnahen Laubwald in einer halboffenen Waldlandschaft soll erprobt werden. Darauf aufbauend wird untersucht, wie extensive Beweidung durch große Weidetiere als Instrument zur Umwandlung heterogener Waldlandschaften in ökologisch wertvollen halboffenen Mischwald genutzt werden kann. Im Fokus der Untersuchung stehen sowohl Naturschutzzielsetzungen (Habitatvielfalt, landschaftliche Diversität / Dynamik, ausgedehnte Übergangsstadien zwischen Gehölzstrukturen und Offenlandschaft, Schaffung von Pionierstandorten) als auch forstwirtschaftliche Ziele wie die Förderung von Zielbaumarten und das Zurückdrängen von nicht heimischen Pflanzenarten (sog. Neophyten). Dabei sind die sich aus der ehemaligen Rieselfeldnutzung ergebenden, besonderen Standortbedingungen (Boden, Hydrologie, Schwermetalle) zu berücksichtigende Rahmenbedingungen. Wissenschaftliche Begleitung: Der Verlauf und Erfolg des Projektes wird durch ein wissenschaftliches Monitoring dokumentiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung der Chancen und Grenzen der Bewirtschaftung großer stadtnaher Flächenkulissen mit Hilfe extensiver Beweidung. Überprüft wird die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit von extensiven Beweidungsformen auf halboffenen Waldstandorten. Beurteilt wird deren Bedeutung für den Naturschutz, die Waldentwicklung und die Erholungsnutzung. Diese wissenschaftliche Begleituntersuchung wird von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde koordiniert und ebenfalls vom Bundesamt für Naturschutz finanziell gefördert. Neuartigkeit: Beweidungsprojekte im kleineren Maßstab werden bereits an verschiedenen Orten im Bundesgebiet durchgeführt. Die Neuartigkeit des E+E -Vorhabens Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde besteht zum einen in der vergleichenden Beweidung von Flächen mit sehr unterschiedlichem Charakter in Bezug auf Bewuchs, Bestockung, Nährstoff- und Wasserversorgung. Zum anderen stellt die großflächige Beweidung von Waldflächen eine Neuartigkeit dar, die in der klassischen Waldbewirtschaftung nicht vorgesehen und in der Regel bisher nicht erwünscht ist. Insofern gehen die Berliner und Brandenburger Forstverwaltungen mit dem Instrument der Beweidung ein Experiment ein, im Rahmen dieses Projektes Waldflächen zu entwickeln, die nicht den Charakter eines klassischen Hochwaldes haben. Es entsteht ein neuer Landschaftstyp, eine Mischung aus landwirtschaftlicher Fläche und Waldfläche: die halboffene Waldlandschaft. Neuartig ist auch die intensive Verzahnung von Erholungsnutzung und extensiver Waldweide. Erprobt werden soll in großem Umfang die Möglichkeit, Besucher auch direkt über Weideflächen zu führen. Zu den Projektpartnern zählen neben den Berliner Forsten, dem LUGV Brandenburg mit dem Naturpark Barnim und der Agrar GmbH Hobrechtsfelde die Senatsverwaltungen Berlin, die Berliner Stadtgüter GmbH, der Landkreis Barnim, der Bezirk Pankow von Berlin, die Gemeinden Wandlitz und Panketal, die Stadt Bernau, Berliner und Brandenburger Naturschutzverbände, die Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe, Berliner und Brandenburger Hochschulen sowie Fachleute für umweltbezogene Planungen und regionale Tourismusanbieter. Alle haben eine hohe Erwartungshaltung an die Impulswirkung des Vorhabens. Ausblick: Mit dem E+E-Vorhaben Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde soll ein ganzheitlicher Ansatz entwickelt und erprobt werden, der zu einer langfristig wirkenden, ökologisch und ökonomisch sowie sozial vertretbaren Nutzung des Gebietes der ehemaligen Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde führen soll. Instrumente dafür sind u.a. die Beweidung der ehemaligen Rieselfelder und die Verbesserung bzw. Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes. Das Projekt wird die Entwicklung in den angrenzenden Berliner und Brandenburger Siedlungsgebieten stützen und eine Verzahnung der Landschaftsräume und Wälder des Naturparks Barnim an dieser Nahtstelle erreichen. Der Landschaftsraum um Hobrechtsfelde wird ein eindrucksvolles Naturerlebnis- und Erholungsgebiet an der Peripherie der Metropole Berlin. Weitere Informationen:PressearchivPressestelle
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