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Presse und AktuellesMonitoring Soziale Stadtentwicklung vorgelegt20.01.10, Pressemitteilung Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte heute die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, gemeinsam mit Prof. Dr. Hartmut Häussermann das aktuelle Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009 vor (Datenstand 31.12.2008). Das Monitoring wird seit 1999 erstellt, seit 2007 im jährlichen Abstand. Die umfangreiche soziologische Untersuchung ist ein Frühwarnsystem zur Quartiersentwicklung. Es ist eine wesentliche Grundlage der Berliner Stadtentwicklungspolitik. So werden auf dieser Basis öffentliche Finanzmittel, z. B. die des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt, in Gebiete mit besonderem Handlungsbedarf gelenkt. Ziel des Monitoring Soziale Stadtentwicklung ist es, mit einem statistischen Indikatorensystem soziokulturelle Veränderung in Teilgebieten der Stadt und den verschiedenen Quartieren Berlins wissenschaftlich zu beschreiben und zu analysieren. Die Ergebnisse der einzelnen Quartiere führen zu einer Einordnung in vier Gruppen, wobei Gruppe 1 die beste Entwicklung aufweist, Gruppe 4 die schlechtesten Kennzahlen aufweist. Senatorin Junge-Reyer: Auch das aktuelle Monitoring zeigt uns durch Erhebung umfangreicher Daten, dass wir mit dem Einsatz der Instrumente der Sozialen Stadtentwicklung wie Quartiersmanagement oder Städtebauförderung richtig liegen. Auch wenn wir bundesweite, volkswirtschaftliche Trends wie steigende Arbeitslosigkeit oder Konjunkturschwäche nicht verhindern können, sehen wir deutlich, dass durch den Einsatz unserer Instrumente Berlin auch in den schwächeren Kiezen stabilisiert wird. Durch das Monitoring wissen wir, wohin wir unsere finanziellen Mittel vorrangig lenken müssen, und wir registrieren, wie dieser Mitteleinsatz langfristig seine Wirkung entfaltet. Erneut konnte das Monitoring methodisch verbessert werden. Zum einen werden statt 338 Verkehrszellen nunmehr 447 Quartiere (Planungsräume) betrachtet. Ein Planungsraum hat durchschnittlich 7.500 Einwohner. Zum anderen wird der bisher verwendete Indikator Ausländische Kinder und Jugendliche ersetzt durch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Senatorin Junge-Reyer: Mit Hilfe des Monitoring sehen wir präzise, wo sich in der Stadt kritische Entwicklungen abzeichnen und wo sich Verbesserungen der Lebenssituationen nachweisen lassen. Die erfreulichste Botschaft ist: Viele sozial problematische Gebiete haben sich nicht von der gesamtstädtischen positiven Entwicklung des Jahres 2008 abgekoppelt. So hat z. B. in den schwächeren innerstädtischen Gebieten die Jugendarbeitslosigkeit und die Langzeitarbeitslosigkeit abgenommen. Auch in den 43 schwächsten Kiezen der Stadt sank der Anteil der Arbeitslosen von durchschnittlich 17,3 % im Vorjahr auf 15,8 % im Untersuchungszeitraum. Das Monitoring zeigt auch, dass wir in den richtigen Gebieten tätig sind. Die laufenden Quartiersverfahren werden genau dort benötigt, wo wir sie durchführen. Bei allen positiven Tendenzen zeigt das Monitoring auch deutlich, dass sich Arbeitslosigkeit und Armut in fünf größeren Gebieten ballen: Wedding/Moabit, Kreuzberg-Nordost, Neukölln-Nord, Spandau-Mitte und Marzahn-Nord/-Hellersdorf-Nord. Hier haben z. B. junge Menschen eingeschränkte Perspektiven, da die Kinderarmut höher ist als in der Gesamtstadt. In diesen fünf Bereichen, die jeweils die Dimension einer Großstadt haben und in denen 25% aller Berlinerinnen und Berliner leben, liegen die meisten Planungsräume der Stadt mit einem niedrigen Entwicklungsindex. Das heißt, dass dort die Problemdichte deutlich höher ist als in den übrigen Teilen der Stadt, und dass zudem die erwähnten Aufwärtsentwicklungen dort schwächer sind als in der Gesamtstadt. Dennoch gibt es zwischen diesen Gebieten auch bemerkenswerte Unterschiede. Der größte Unterschied zeigt sich beim Status-Indikator 6 (Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit Migrationshintergrund in % der Einwohnerinnen und Einwohner unter 18 Jahren). Die innerstädtischen Altbaugebiete in Wedding/Moabit, Kreuzberg-Nordost und Neukölln-Nord liegen bei diesem Wert fast doppelt so hoch wie die Gesamtstadt. Während die Werte für Spandau-Mitte sich etwa auf Berliner Durchschnitts-Niveau bewegen, liegen sie in Nord-Marzahn/Nord-Hellersdorf nur halb so hoch. In Nord-Marzahn/Nord-Hellersdorf liegen die arbeitsmarktbezogenen Indikatoren-Werte Arbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit und Dauerarbeitslosigkeit im Jahre 2008 am höchsten von allen fünf Gebieten. Die Jugendarbeitslosigkeit hat dort im Gegensatz zur Gesamtstadt, wo sie abgenommen hat sogar zugenommen; und die Kinderarmut ist schwächer zurückgegangen als im städtischen Durchschnitt. Nicht die Migrantenhaushalte sind hier Teil einer hohen Problemdichte, vielmehr scheinen deutsche Familien von der positiven Gesamtentwicklung der Stadt nicht zu profitieren. Senatorin Junge-Reyer: Wir nehmen die Empfehlungen unser Gutachter auf Basis der Monitoring-Ergebnisse sehr ernst. Deshalb entwickeln wir unsere bewährten Instrumente weiter: Wir legen Gebiete fest, die vorrangig gefördert werden. Die bereits laufenden Verfahren der Städtebauförderung wie z.B. Quartiersverfahren und Stadtumbau werden gebiets- und fachübergreifend stärker miteinander vernetzt. Angrenzende Kieze werden mit einbezogen und neue Partnerschaften unter den in den Gebieten tätigen Akteuren, wie Vereinen, Organisationen, dem Polizeirevier oder der religiösen Gemeinschaft und den Wohnungsbaugesellschaften mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sollen angeregt werden. In diesen Aktionsräumen bedeutet dies eine noch intensivere Arbeit für einen besseren Zugang zu Bildung und Arbeit, um jungen Menschen neue Perspektiven zu eröffnen. Dass der Berliner Senat der Stabilisierung problematischer Gebiete absolute Priorität einräumt, schlägt sich auch im Haushalt nieder. Die bereits 2008 eingesetzten rund 30 Mio. in den Gebieten der zukünftigen Aktionsräume plus konnten 2009 auch unter Nutzung von 8 Mio. aus dem Konjunkturpaket auf rund 50 Mio. gesteigert werden. Auch in den Jahren 2010 und 2011 stehen jeweils pro Jahr - trotz knapper Kassen 50 Mio. zur Verfügung. Damit haben wir in den Jahren 2010 und 2011 jeweils 20 Mio. mehr als im Jahr 2008. Die Kurzfassung des Gutachtens Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009, die Karten sowie die tabellarische Übersicht über alle 447 Berliner Teilräume und ihre jeweilige Bewertung finden Sie im Internet unter: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009 Auffällige Planungsräume (Auswahl) a) Zu den zehn Planungsräumen mit höchstem Entwicklungsindex (Rang 1 10) gehören: Rang 1: Eldenaer Straße (Alter Schlachthof) Bezirk Pankow Nr. 03061441 Relativ hohe Zunahme der Einwohnerinnen und Einwohner, deutliche Abnahme der Kinderarmut. Im Monitoring 2008 auf Rang 3. Verfahren: Ehemaliger Entwicklungsbereich. Bemerkungen: Laufende Baumaßnahmen (u. a. familienfreundliche Eigentumsmaßnahmen) auf attraktivem innerstädtischen Standort. Rang 4: Biesdorf-Süd, Bezirk Marzahn-Hellersdorf Nr. 10030727 Relativ hohe Zunahme der Einwohnerzahl, Abnahme der Kinderarmut. Im Monitoring 2008 auf Rang 6. Verfahren: Ehemaliger Entwicklungsbereich. Bemerkungen: Einfamilienhausgebiet mit hohem Anteil an neugebauten Eigenheimen. b) Zu den 10 Planungsräumen mit niedrigstem Entwicklungsindex (Rang 434-425) gehören: Rang 434: Helle Mitte, Bezirk Marzahn-Hellersdorf (Hellersdorf-Nord) Nr. 10020414 Hohe Abnahme der Einwohnerzahl, Zunahme von Kinderarmut sowie Aufstockern. Im Monitoring 2008 auf Rang 404. Verfahren: Seit 2009 durch Gebietserweiterung des Quartiersverfahren Hellersdofer Promende in das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt einbezogen, seit 2002 Stadtumbau Ost-Gebiet Marzahn-Hellersdorf. Bemerkungen: Relativ viele kleine und teure Sozialwohnungen, daher Vermietungsprobleme. Leerstand von Gewerbeeinheiten, Verbesserung der öffentlichen Räume ist vorgesehen. Rang 432: Bouelevard Kastanienallee, Bezirk Marzahn-Hellersdorf (Hellerdorf-Nord) Nr. 10020519 Hohe Abnahme der Einwohnerzahl, Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit sowie der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Im Monitoring 2008: Rang 433. Verfahren: Stadtumbau Ost seit 2002. Bemerkungen: Keine ausgewogene Mieterbelegung, Zuzug von Familien, die von Transfereinkommen abhängig sind, Imageprobleme verursachen Wohnungs- und Gewerbeleerstände. Rang 426: Soldiner Straße, Bezirk Mitte (Wedding) Nr. 01033101 Deutliche Abnahme der Jugendarbeitslosigkeit, Abnahme der Langzeitarbeitslosen. Im Monitoring 2008 auf Rang 431, auf Verkehrszellenberechnung in 2008 Vorletzter, in 2007 auf dem letzten Rang. Verfahren: Seit 1999 Quartiersmanagementgebiet. Bemerkungen: Seit 2008 ist eine Imageverbesserung zu beobachten (Kinderpreis für Stadtteiltreff fresbee, Projekt Tu was für das Grün im Kiez). Nach strategischer Umorientierung neue thematische Schwerpunkte: Sprachförderung, Förderung von Arbeitsplätzen (Kiezläufer, IntegrationslotsInnen, Gründerzentrum Christiana). c) Zu den Planungsräumen, die im Ranking aufgestiegen sind, gehören: Rang 334: Wrangelkiez, Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg (Kreuzberg) Nr. 02030402 Deutliche Abnahme jeweils der Arbeitslosigkeit, der Jugendarbeitslosigkeit und der Kinderarmut. Im Monitoring 2008 auf Rang 366. Verfahren: Quartiersmanagement seit 1999, in 2005 sind Teile des Kiezes Bestandteil des Stadtumbau West-Gebietes Kreuzberger Spreeufer geworden. Bemerkungen: Das Gebiet war seit Jahrzehnten Schlusslicht bei der Sozialbeobachtung. Seit einigen Jahren sind durch verstärkten Zuzug die Kaufkraft und die Bildungsressourcen im Kiez gestärkt worden. Speziell die Kreativen unter diesen Zuwanderern haben dazu beigetragen, dass der Leerstand von Wohnungen und Läden verringert werden konnte. Rang 363: Reuterkiez, Bezirk Neukölln Nr. 08010301 Deutliche Abnahme der Arbeitslosigkeit und der Kinderarmut. Im Monitoring 2008 auf Rang 383. Verfahren: Der westliche Teil des Planungsraums hat seit 2003 ein Quartiersmanagement, der östliche Teil ist Voruntersuchungsgebiet der Stadterneuerung (Maybachufer/Elbestraße). Bemerkungen: In dem kreuzbergnahen westlichen Gebietsteil anhaltender Zuzug junger Einwohnerinnen und Einwohner; Neuansiedlung von Kreativ-Industrie wurde angeregt u. a. durch die im Kiez gelegene Zwischennutzungsagentur; Imageverbesserung auch durch das bundesweit renommierte Bildungsprojekt Campus Rütli. Rang 335: Gropiusstadt Ost, Bezirk Neukölln Nr. 08030831 Abnahme der Arbeitslosigkeit sowie der Jugendarbeitslosigkeit. Im Monitoring 2008: Rang 360. Verfahren: Seit 2005 Quartiersmanagement mit Schwerpunkt präventiver Maßnahmen. Bemerkungen: Zuzug von migrantischer Bevölkerung, unter denen auch Aufsteiger sind. Das gute Angebot an Bildungseinrichtungen und der beispielhafte Bildungsverbund haben zu einer weiteren Qualifizierung der Bewohnerinnen und Bewohner beigetragen. d) Zu den Planungsräumen, die im Ranking abgestiegen sind, gehören: Rang 376: Stephankiez, Bezirk Mitte (Moabit) Nr. 01022201 Abnahme der Bevölkerung, Stagnation bei der Kinderarmut. Im Monitoring 2008 auf Rang 338. Verfahren: Planungsraum liegt teilweise im 2009 eingerichteten Quartiersmanagement-Gebiet Moabit-Ost mit dem Schwerpunkt Intervention. Bemerkungen: Leerstehende Läden sind Ausdruck der gesunkenen Kaufkraft vor Ort; Störung des gründerzeitlich geprägten Wohnungsbestandes durch Durchgangsverkehre; ungepflegtes Wohnumfeld. Rang 372: Schleipfuhl, Bezirk Marzahn-Hellersdorf (Hellersdorf-Nord) Nr. 10020518 Starke Abnahme der Bevölkerung und Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit, aber auch Abnahme der Kinderarmut Im Monitoring 2008 auf Rang 337. Verfahren: Stadtumbau Ost seit 2002, zunächst kein Schwerpunkt, erst ab 2009 Priorität für Maßnahmen seitens der Wohnungsbaugesellschaft. Bemerkungen: Im letztem Jahr wurden umfangreiche Sanierungsmassnahmen in den überwiegend kommunalen Wohnungsbeständen begonnen, dadurch sanierungsbedingt erhöhter Leerstand. Zuvor Abwanderung von Mieterinnen und Mietern mit mittlerem und hohem Einkommen. Bisher realisierte Stadtumbaumaßnahme: Abriss einer leerstehenden Kita und Neugestaltung dieses Bereiches durch die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land. Weitere Informationen:PressearchivPressestelle
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