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Presse und AktuellesForschungsprojekt bei Sanierung Schlossbrücke17.03.08, Pressemitteilung Die Skulpturengruppen auf der Schlossbrücke im historischen Stadtzentrum Berlins werden seit dem vergangenen Herbst von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Landesdenkmalamt einer umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchung und Restaurierung unterzogen. Außerdem wird bis 2010, im Zuge eines Forschungsvorhabens, eine innovative Einhausung zum Schutz der Schlossbrückenskulpturen im Winter entwickelt. Die Schlossbrücke wurde nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel 1822-24 erbaut und gilt als eines seiner Hauptwerke. Sie ist Teil der bedeutenden Stadtplanungen Schinkels, der dem Stadtzentrum durch seine Bauten ein neues Erscheinungsbild gab, das bis heute entscheidend die Stadtgestalt prägt. Die darauf befindlichen 8 Figurengruppen aus Carrara-Marmor wurden 1845-57 von namhaften Bildhauern der Rauch-Schule angefertigt und zählen zu den bedeutendsten Werken der Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts. In Erinnerung an die Freiheitskriege werden Kampf und Tod junger Helden, begleitet von den Siegesgöttinnen Nike, Iris und Athena dargestellt. Unter freien Himmel exponierte Skulpturen erleiden durch die Einflüsse der Witterung in Verbindung mit Schadstoffemissionen Substanzverluste. Auch an den exponierten Figurengruppen der Schlossbrücke, in der Peripherie des Weltkulturerbes Museumsinsel, sind Verwitterungserscheinungen aufgrund umweltbedingter und anthropogener Einflüsse der Vergangenheit zu verzeichnen. In einer ersten Maßnahme werden seit 2007 die südlichen Figurengruppen der Schlossbrücke einer umfangreichen naturwissenschaftlichen Untersuchung unterzogen. Das Ziel der Standort- und Materialanalysen beinhaltet die Entwicklung eines tragfähigen und nachhaltigen Konzeptes für die Konservierung und Restaurierung der Skulpturen. Nach Auswertung der Ergebnisse erfolgt die Bearbeitung der Figurengruppen durch erfahrene Steinrestauratoren. Aufgrund der Komplexität der Aufgabenstellung kooperiert die Amtsrestaurierung des Landesdenkmalamtes mit der Fachhochschule Potsdam, Studienrichtung Steinkonservierung und dem Labor für Baudenkmalpflege Naumburg. Zu den wichtigsten Untersuchungsleistungen gehört die Überprüfung der Standsicherheit und Statik der Figurengruppen. Daneben wird durch Quellenforschung und mikrochemische Nachweise ermittelt, welche Reinigungs- und Konservierungsmittel in den vergangenen 150 Jahren verwendet wurden. Gegenwärtig werden eine Vielzahl von Messungen durch erfahrene Experten durchgeführt, um eine genaue Aussage auch über den Zustand im Innern der Figuren zu erhalten. Für die Erhaltung dieser Figuren an ihrem originalen Standort besteht akuter Handlungsbedarf. In diesem Zusammenhang ist es erforderlich die Schlossbrückenskulpturen im Winter durch eine Einhausung zu schützen. Das unter der Leitung des Landesdenkmalamtes Berlin laufende Forschungsprojekt "Entwicklung und Überprüfung von Einhausungssystemen zur Reduzierung umweltbedingter Schädigungen von außenexponierten Marmorobjekten" wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert und zielt darauf ab, in einem Modellvorhaben mit seinen Partnern, der TU Dresden (Institut für Bauklimatik), der Universität Göttingen (Abt. Strukturgeologie und Geodynamik) und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (Fachgruppe 7) in Berlin ein innovatives Wintereinhausungssystem für die Schinkelschen Marmorskulpturen auf der Schlossbrücke zu entwickeln. Erstmals soll eine Wintereinhausung in einer umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchung auf ihre Nachhaltigkeit hin geprüft werden. Dazu kommen komplexe wissenschafts-basierte Instrumente, wie spezielle Labor und Analysetechnologien, numerische Simulationswerkzeuge, Datenbanken und Expertenwissen zum Einsatz. Die Berücksichtigung von Wechselwirkung zwischen Umwelt und Objekten in Verbindung mit den neuartigen Einhausungskonstruktionen erfolgt über ein Klima-Monitoring. Europaweit ist kein Einhausungssystem bekannt, das den erforderlichen komplexen, gestalterischen, bauphysikalischen und statisch-konstruktiven Anforderung genügt. Es soll erstmals ein Einhausungssystem entwickelt werden, welches die hohen ästhetischen Ansprüche an Objekte in exponierten Lagen im Zentrum pulsierender Städte erfüllt. Wünschenswert ist dabei, dass die Skulpturen auch in eingehaustem Zustand erlebbar bleiben und damit auch deren herausragende künstlerische Qualität. Die Bewahrung des Denkmals in seinem materiellen und ideellen Bestand, d.h. im Reichtum seiner kontextuellen Bezüge, ist die wichtigste Aufgabe moderner Denkmalpflege. Der Schutz des Originals besitzt dabei für die Denkmalpflege oberste Priorität. Durch die eingeleiteten konservatorischen und präventiven Maßnahmen bemüht sich das LDA Berlin um die langfristige Erhaltung des öffentlichen Kunst- und Kulturgutes und die Existenz des Originals am historischen Standort so lange wie verantwortbar zu gewährleisten. Für den nachhaltigen Schutz und den Erhalt der öffentlichen Standbilder ist deren regelmäßige Pflege eine unabdingbare Grundvoraussetzung. Die für die Konservierung und das Forschungsvorhaben erforderlichen Gerüste werden voraussichtlich bis Ende 2009 auf der Schlossbrücke stehen. PressearchivPressestelle
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