Die Oderberger Straße befindet sich im heutigen Stadtteil Prenzlauer Berg, nördlich des Alexanderplatzes und Hackeschen Marktes. Sie beginnt an der Kreuzung Schönhauser Allee / Choriner Straße / Sredzkistraße und führt über die Kastanienallee hinweg bis zur Kreuzung Eberswalder Straße / Schwedter Straße / Bernauer Straße. Hinter dem Kreuzungsbereich befindet sich der Zugang zum Mauerpark.
Durch die Errichtung der Oderberger Straße 1873, benannt nach der Stadt Oderberg im Landkreis Barnim, wurde eine Verbindung zwischen der Schönhauser Allee und der Kastanienallee geschaffen. Der im Zuge der Industrialisierung ausgelöste beispiellose Bauboom wurde auf Grundlage des Stadterweiterungsplanes der preußischen Regierungskommission unter James Hobrecht in eine heute noch erkennbare Form gebracht. Der Prenzlauer Berg wurde zum am dichtesten besiedelten Bezirk Berlins.
Oderberger Straße, 1908;
Postkarte
Nach dem Mauerbau 1961 lag die Oderberger Straße im Grenzgebiet zwischen Ost- und West-Berlin. Die Oderberger und Eberswalder Straße waren Sackgassen und nur für Fußgänger über den nördlichen Fußweg miteinander verbunden.
1986 sollten fast alle Gründerzeithäuser der Straße abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt werden. Die schlechte Bausubstanz der Häuser sollte das Vorhaben rechtfertigen. Doch durch die Proteste der Bewohner, die sich mit ihrem Kiez verbunden fühlten und sich für ihn engagierten, wurde der Abriss gestoppt. Gleichzeitig erkämpfte sich die Anwohnerinitiative mehr Grün z.B. den Hirschhof, der sich bis heute im Häuserblock nördlich der Oderberger Straße 15 und Kastanienallee 12 befindet. Hierbei handelt es sich um eine kleine grüne Oase inmitten des dicht bebauten Quartiers, die die Bewohner selbst angelegt und gestalten haben.
Die Oderberger Straße entwickelte sich, wie die benachbarte Kastanienallee, in den späten 1990er Jahren für junge Leute zu einem beliebten Wohnquartier. Heute gehört sie zu den beliebtesten Wohn- und Ausgehstraßen im Prenzlauer Berg. Kleine Läden, Bars und Restaurants verleihen dem Gebiet ein besonderes Flair. Geprägt wird das Bild der Straße auch durch von den Anwohnern angelegte Beete und Blumenkübel. Die Straße ist durch ihre geschlossene Bebauung und durch vornehmlich sechsgeschossige gründerzeitliche Wohnhäuser gekennzeichnet. Charakteristisch sind zudem ihre Breite von 35 Metern und die Baumreihe in der Gehwegmitte.
Im Jahr 2010 begannen Instandsetzungsmaßnahmen im Straßenraum, finanziert aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz. Das Planwerk für die Umgestaltung und Erneuerung der Straße ist Ergebnis eines intensiven Bürgerbeteiligungsprozess, in dem der Bezirk, die Bürgerinitiative Oderberger Straße und die Anwohner einen einvernehmlichen Gestaltungsplan der Straße ausgearbeitet haben.
Das Planwerk sah vor, dass alle alten Bäume erhalten bleiben und acht neue Bäume gepflanzt werden. Von den Hochbeeten, die die Anwohner*innen in der Straße angelegt haben, blieben fünf erhalten, zusätzlich wurden mobile Blumenkübel aufgestellt. Für diese konnten Anwohner*innen Pflegepatenschaften übernehmen.
Entwurfsplanung Oderberger Straße, Verkehrsplanung Grebner, Ruchay
Im öffentlichen Straßenraum sind zahlreiche historische Relikte aus der jüngeren und jüngsten Vergangenheit erhalten, die bewahrt und in die Umgestaltung integriert wurden. Die Gehwege wurden unter Verwendung der historischen Pflaster- und Natursteinmaterialien wieder hergerichtet.
Sanierungsbedürftiger Gehweg, 2011
Fotos: Steinbrecher & Partner
Gehwegüberfahrt mit historischer Pflasterung und Spurrinnen aus Granit, 2011
Bei der Erneuerung der Gehwegbereiche wurde das private Engagement zur Begrünung der Straße aus den 1990er Jahren berücksichtigt. In Abstimmung mit der Bürgerinitiative BIOS erfolgte die Weiterentwicklung einer bestehenden Grünkonzeption. Die erhaltenen "historischen Fenster" mit den jeweils unterschiedlichen Pflasterungen der Vergangenheit im Gehwegbereich zeigen die historische Entwicklung der Straße. Die Geschichte und die Ansprüche der Gegenwart verbinden sich gestalterisch.
Fahrradstellplätze sind vor der Umbaumaßnahme nicht ausreichend vorhanden
Parkplatzsituation vor der Sanierung
Fotos: Steinbercher & Partner
Die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhte sich durch die Umgestaltung der Gehwege und den Bau von Gehwegvorstreckungen. Die Zahl der Stellplätze für Autos verringerte sich von 277 auf 224 und die für Fahrräder stieg von 49 auf 88. Die Maßnahmen wurden 2013 fertiggestellt.
Gehwege nach der Umgestaltung
Fotos: Lichtschwärmer - Christo Libuda