König Friedrich Wilhelm IV. stellte nach einem Antrag zur Errichtung einer zweiten katholischen Kirche der Gemeinde St. Hedwig einen Bauplatz auf dem damaligen Cöpenicker Feld zur Verfügung. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese nach Entwürfen des Architekten August Soller errichtet und stellte einen städtebaulichen Mittelpunkt der Luisenstadt dar.
Soller vereinte in seiner Architektur Elemente von Schinkels Kirchenbauten mit Elementen oberitalienischer Backsteinkirchen. Er entwickelte so den Kirchenbau Schinkels in eine Richtung weiter, die von der Gesellschaft als moderner empfunden wurde.
Michaelkirche, Zeichnung;
Quelle: Berlin und seine Bauten, 1896
Michaelkirche, 2016;
Foto: BSM mbH
Die dreischiffige kreuzförmige Hallenkirche mit drei halbrunden Altarnischen misst 55 Meter Länge und ist 30 Meter hoch. Ein mit Rundbogenarkaden verzierter Tambour mit Bronzekuppel erhebt sich über der Vierung. Die Kirche besitzt eine turmlose Eingangsfassade mit großer Portalnische, über der sich ein Glockenhaus befindet. Strebepfeiler und zweifarbige Backsteinschichten gliedern den Bau, der mit Figuren, Friesen und Formsteinen verziert war. Dieser Bauschmuck ist heute nur noch teilweise vorhanden.
Die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Ab 1948 erfolgte ein vereinfachter Wiederaufbau des Chors und des Querschiffes, so dass die Kirche als solche wieder genutzt werden konnte. Mitte der 1980er Jahre erfolgte der Einbau eines Gemeindehauses in das frühere Kirchenschiff.
Engelbecken und Michaelkirche, 2016 Foto: Philipp Eder
Nach der Wiedervereinigung und der Beseitigung des ehemaligen Grenzstreifens ist die Sicht auf die St. Michaelkirche wieder für jeden frei. Die Kirche erfüllt wieder ihren ursprünglichen städtebaulichen Sinn und bildet einen markanten Punkt in der Luisenstadt.
2007 begann mit Mitteln des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz die Sanierung der Kirche. Im ersten Schritt erfolgte die denkmalgerechte Instandsetzung der Ziegelfassaden. Die Sanierung von Dach, Vierungswand, Südturm und Langwänden folgte. Insgesamt wurde eine Fördersumme in Höhe von 1,36 Millionen Euro aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz zur Verfügung gestellt.