Die ehemalige Carl-Friedrich-Zelter-Hauptschule in der Wilhelmstraße 116/117 wurde 1868 nach Plänen des Stadtbaurates Adolf Gerstenberg als 27. und 44. Gemeindeschule gebaut und gehört zu den drei ältesten erhaltenen Berliner Schulgebäuden. Als bemerkenswertes Beispiel für die Baukunst jener Zeit steht es unter Denkmalschutz. Der viergeschossige Mauerwerksbau mit symmetrischer Fassade und Mittelrisalit ist mit roten Ziegeln verblendet. Die horizontale Gliederung der Fassade wird durch das kräftige Kranzgesims und das umlaufende Gurtgesims betont. Klassenräume erhielten Stichbogenfenster, die Aula erhielt Rundbogenfenster. Auf dem rückwärtigen Teil der Schulanlage wurde eine eingeschossige Turnhalle gebaut, ebenfalls als Mauerwerksbau und mit roten Ziegeln verblendet. Die Freiflächen vor und hinter dem Schulgebäude wurden getrennt für Mädchen und Knaben als Schulhoffläche genutzt. 1870 wurde ein Vorderhaus als Lehrerwohnhaus und Schulgebäude errichtet, was 1945 zerstört und nicht wiederaufgebaut wurde.
Raum im 2. Obergeschoss nach der Sanierung, 2012; Fotos: BASD Gerhard Schlotter Architekten
Da das Gebäude nicht die erforderliche Kapazität für die im Zuge der Schulstrukturreform entstandene Schulform "Integrierte Sekundarschule" aufweist, wurde die Schulnutzung im Sommer 2010 aufgegeben. Das Gebäude erhielt durch den Betreiber Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte
e.V. eine neue Nutzung als interkulturelles Familienzentrum mit einer Kita für 100 Kinder sowie einer Sozial- und Familienberatung. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Versorgung des Quartiers Südliche Friedrichstadt mit einer zeitgemäßen und anspruchsvollen sozialen Infrastruktur geleistet.
Sanitärräume nach der Sanierung, 2012;
Foto: BASD Gerhard Schlotter Architekten
Sportraum nach der Sanierung, 2012;
Foto: BSM mbH
Familiencafe, 2016; Foto: Lichtschwärmer - Christo Libuda
Mit der Sanierung, die mit rund 1,79 Mio. Euro aus Mitteln des Städtebaulichen Denkmalschutzes unterstützt wurde, wurde das Gebäude den Ansprüchen der neuen Nutzungen und den technischen und energetischen Erfordernissen unter Beachtung des Denkmalschutzes angepasst. Es erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung der Fassaden und des Daches. Die Türanlagen, die Haustechnik und die Sanitäranlagen wurden erneuert, ein Aufzug eingebaut und die Grundrisse an die neuen Anforderungen angepasst. Die Baumaßnahmen wurden im August 2011 begonnen und konnten im Juli 2012 abgeschlossen werden.
Am 24. August 2012 wurde das Familienzentrum durch den Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Ephraim Gothe, zusammen mit den Kindern und Eltern, dem Betreiber Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V., den Betreuern und dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg feierlich eröffnet.
Feierliche Eröffnung am 24. August 2012; Foto: BSM mbH
Zur weiteren Stärkung des Standorts und besseren Einbindung in das umliegende Quartier wurden seit 2013 die gemeinsamen Freiflächen des Familienzentrums und der Kita neu gestaltet.
Öde Freifläche vor dem Familienzentrum vor der Sanierung 2011; Foto: BBSM mbH
Zustand der Grundstücksmauer vor der Sanierung, 2011; Foto: BBSM mbH
Hauptweg / Spielstraße nach Fertigstellung; Foto: Lichtschwärmer - Christo Libuda
Orientiert an der historischen Bebauungsstruktur wurden angemessene und zeitgemäße Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten für die verschiedenen Nutzergruppen (Kinder, Jugendliche, Eltern und Betreuer) geschaffen. Eine klare räumliche Gliederung der Freifläche in einen zentralen Hauptweg/Spielstraße, Spielmöglichkeiten nördlich des Hauptweges, Sportmöglichkeiten südlich davon und einem Cafébereich vor dem Gebäude ermöglicht individuelle Nutzungsmöglichkeiten. Durch das Aufnehmen von Gestaltungselementen des Gebäudes und der verklinkerten Einfriedungsmauer fügt sich die Planung harmonisch in das vorhandene Ensemble ein. Wesentlich für die Neugestaltung ist die Öffnung des Eingangsbereiches zur Wilhelmstraße. Die Öffentlichkeit soll eingeladen werden das Grundstück zu betreten und zu nutzen. Die Neugestaltung der Außenanlagen wurde mit 595.000 Euro aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz unterstützt. Im Frühjahr 2016 erfolgte die Fertigstellung.
Der Platz vor dem Familienzentrum ist nach der Sanierung gut erkennbar und einladend, hier das Spielband; Foto: Lichtschwärmer - Christo Libuda
Feierliche Eröffnung der Freianlagen; Foto: Lichtschwärmer - Christo Libuda