Blick von der Gartenstraße auf die Gedenkstätte (Kernbereich A), Juni 2014 Fotos: Philipp Eder
Die Gedenkstätte entlang der Bernauer Straße ist der Ort, an dem sich Besucherinnen und Besucher über die Teilung Berlins, das Grenzregime der Mauer, seine Opfer und die Überwindung der Teilung informieren können. Von August bis Dezember 2007 wurde für den Bereich der künftigen Open-Air-Ausstellung der Gedenkstätte Berliner Mauer von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein offener Realisierungswettbewerb durchgeführt. Der Siegerentwurf (Landschaftsarchitekten: Büro Sinai, Berlin) wurde bis einschließlich 2014 umgesetzt.
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Wichtige räumliche Leitgedanken des Gesamtkonzepts für die Erweiterung sind:
- Schutz der überlieferten Brache des ehemaligen Mauerstreifens im Kernbereich als historisches Sachdokument,
- Sicherung der authentischen Reste der Grenzsicherungsanlage sowie deren dauerhafte Erhaltung und Präsentation,
- keine weitere Bebauung im Kernbereich der zukünftigen Gedenkstätte von der Gartenstraße bis zur Brunnenstraße,
- Betonung des vorhandenen Gesamtzusammenhangs der Bernauer Straße vom Nordbahnhof / Park am Nordbahnhof bis zur Oderberger Straße / Mauerpark,
- keine Überformung des historischen Ortes,
- behutsame Einbeziehung der vorhandenen Reste und Spuren in die Gestaltung des Freiraums.
Blick auf den ehemaligen Grenzverlauf an der Bernauer Straße, Oktober 2015: Der Verlauf wird teilweise durch 3,6 Meter hohe Stahl-Stabreihen nachempfunden.
Äußeres Kennzeichen der Gedenklandschaft im Kernbereich der Gedenkstätte ist die Nachzeichnung des früheren Verlaufs der Grenzmauer durch im Boden verankerte etwa 3,6 m hohe Stabreihen aus korrosionsträgem Baustahl. Aus weiterer Entfernung und seitlichem Sichtwinkel wirkt diese Anlage wie ein unüberwindbarer Teil des Grenzregimes. Bei näherem Herantreten öffnet sich das Bollwerk auf Grund der Abstände zwischen den Stäben visuell und physisch und weist somit symbolisch auf die Überwindung der fast 30-jährigen Teilung der Stadt hin.
Der vorhandene Postenweg bildet das Rückgrat der Gedenkstätte und wurde als Erschließungsachse im gesamten Bereich integriert. Fehlende oder stark beschädigte Teilstücke des Postenwegs im Gedenkstättenbereich und im öffentlichen Straßenraum wurden mit großformatigen Platten aus korrosionsträgem Baustahl ergänzt.
Um die Wahrnehmbarkeit der Hinterlandmauer zu verstärken, wurden die vorhandenen Baustahlpfosten mit Nachbauten ergänzt und der Verlauf so nachgezeichnet. Das Gestaltungsprinzip wird ebenso für ehemalige Signalzaunanlagen angewandt.
Themenstationen und archäologische Fenster, September 2015
Der Kernbereich dient weiterhin der Aufnahme von sechs Themenstationen mit Geländemodell, Informationsstelen, zahlreichen Ereignismarken und Todeszeichen. Des Weiteren wurden die Grundrisse der im Zuge des Mauerbaus abgerissenen Gebäude im Grenzstreifen durch 0,16 m breite Bänderungen aus korrosionsträgem Baustahl nachgezeichnet.
Die Ergebnisse der archäologischen Freilegungen wurden in die Neugestaltung der Gedenkstätte integriert und in vier Bereichen sichtbar gemacht. Mit diesen sogenannten „Sondagen” treten Reste früherer Grenzanlagen, Bereiche der ehemaligen Bergstraße und Fundamente der Grenzhäuser, deren Kelleranlagen und der Versöhnungskirche zutage. In den Bereichen A und C sind diese bereits freigelegt.
Das Konzept des ausgewählten Wettbewerbsbeitrags unterteilt die Gedenkstätte im Kernbereich, entsprechend dem Geltungsbereich des
Bebauungsplans 1-40a, in drei Themenbereiche (A bis C):
- Bereich A (Garten- bis Ackerstraße) ist unter der Überschrift „Die Mauer und der Todesstreifen” den Opfern des Grenzregimes und dem Totengedenken gewidmet. Dieser Abschnitt wurde am 21. Mai 2010 feierlich der Öffentlichkeit übergeben.
Fenster des Gedenkens, September 2015
Im „Fenster des Gedenkens” wird an die Opfer der Berliner Mauer namentlich gedacht und ihrer gewürdigt. Es besteht aus einem 12,5 m langen und 2,7 m hohen Objekt aus korrosionsträgem Baustahl, in das in gleichgroßen Rastern 162 Öffnungsnischen eingelassen sind. In 128 dieser Nischen befindet sich das Portraitfoto jeweils eines Opfers, während die übrigen Nischen Angaben zu weiteren Todesopfern beinhalten oder frei gelassen wurden.
Eine Markierung verdeutlicht die Geschichte des zerstörten Friedhofes.
Der ehemalige Verlauf der früheren Bergstraße wird durch den freigelegten Originalasphalt der Fahrbahn nachvollzogen, fehlende Partien wurden durch Splitt ergänzt. Die Abgrenzung der früheren Straße zu den Baugrundstücken wird durch Bänder aus korrosionsträgem Baustahl nachgezeichnet.
Blick auf das Denkmal für die Opfer des Mauerbaus, September 2015
Die bereits bestehende Gedenkstätte Bernauer Straße / Ackerstraße ist seit Mai 2010 Teil der Gedenklandschaft und wurde durch einen typengleichen Wachturm auf früherem Standort innerhalb der Fläche ergänzt. Dieser Bereich wird als einzige originalgetreue Nachbildung der Grenze weiterhin nicht allgemein begehbar sein.
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Die Themenstation „Das Leid der Menschen” wurde in die verbliebenen Mauern eines Altbaus an der Bernauer Straße gesetzt.
Blick auf Bereich B in Höhe der Strelitzer Straße, Oktober 2015
Bereich B (Ackerstraße bis Strelitzer Straße) konzentriert sich gemäß Ausstellungskonzept unter dem Oberbegriff „Die Zerstörung der Stadt” auf die städtebaulichen Auswirkungen sowie das Leid und die Trennung durch den Mauerbau.
Am 13. August 2011 wurde das Ausstellungsgelände, das auch die bereits im Jahr 2000 eingeweihte Kapelle der Versöhnung beinhaltet, der Öffentlichkeit übergeben. Entsprechend des Gedenkstättenkonzeptes wurde im März 2010 auf der Strelitzer Straße eine an den Wachturm erinnernde Skulptur aus korrosionsträgem Baustahl errichtet. Dies wird auch für den am Nordbahnhof im Geltungsbereich des Bebauungsplans I- 52a befindlichen früheren Standort verfolgt.
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Blick auf Bereich C in Höhe der Strelitzer Straße, Oktober 2015
Bereich C (Strelitzer Straße bis Brunnenstraße) ist unter der Bezeichnung „Der Bau der Mauer” den technischen Grenzanlagen der Mauer gewidmet und wurde zusammen mit dem Bereich B eröffnet. Zwischen der Strelitzer Straße und der Brunnenstraße bleibt partiell der vorhandene Gehölzstreifen entlang des ehemaligen Mauerverlaufs als vegetative Folge des Mauerbaus und Abbild der Mauer erhalten. Auch hier wird der Verlauf der Grenzmauer durch die Stabreihen aus korrosionsträgem Baustahl gekennzeichnet.