Der Erweiterte Bereich der Gedenkstätte umfasst den ehemaligen Mauerbereich entlang der Bernauer Straße von der Brunnenstraße bis zur Schwedter Straße und bildet so eine Verbindung des Kernbereiches der Gedenkstätte mit dem weitläufigen Areal des Mauerparks.
Wettbewerbsaufgabe
Entlang der Bernauer Straße befinden sich Bauflächen, die nach Art und Maß der baulichen Nutzung planerisch als Wohn- oder Mischgebiet entwickelt werden können. Innerhalb dieses Bereiches befinden sich auch heute noch Fundamente der Wohnhäuser, die zur Errichtung der Mauer abgerissen wurden und vorhandene Zeugnisse der ersten Generation der Berliner Mauer von 1961 bis ca. 1979 sind. Im Rahmen des Wettbewerbes sollte der Umgang mit den vorhandenen Spuren und die Ausgestaltung der Baupotenziale thematisiert werden.
Außerdem soll der dem Mauerverlauf folgende ehemalige Postenweg bis zur Schwedter Straße durchgängig für die Öffentlichkeit gesichert und zugänglich gemacht werden. Insbesondere die bereits genehmigten Bauvorhaben im Erweiterten Bereich sollten integriert werden. Weiterhin wurden zwei Vertiefungsbereiche festgelegt.
Im Gegensatz zum weitläufigen und landschaftsplanerisch geprägten Open Air-Bereich soll der Erweiterte Bereich der Gedenkstätte an die durch den Mauerbau entstandenen städtebaulichen und eigentumsrechtlichen Zäsuren und Brüche im historisch gewachsenen Stadtgefüge erinnern. Bestimmendes Element ist auch in diesem Abschnitt der ehemalige Postenweg mit themenbezogenen Informationsflächen.
Anders als im Kernbereich mit der großräumig konzipierten Gedenklandschaft führt der als öffentliche Durchwegung gedachte ehemalige Postenweg im Erweiterten Bereich durch vier Wohnquartiere. Die Postenweg-Flächen waren vor Errichtung der Grenze zum überwiegenden Teil Bestandteil der südlich gelegenen Wohngrundstücke. Nach dem Fall der Mauer wurden die Grundstücksflächen in ihrem historischen Zuschnitt wieder hergestellt und die Postenweg-Flächen entweder an die Alteigentümer restituiert oder an die Bundesanstalt für Immobilienfragen übertragen. Seit 2006 wurden kontinuierlich diese Flächen angekauft, sofern sie in privater Hand waren. Leider ist dies bisher nicht bei allen Flächen gelungen.
Verfahren und Ergebnis
Zur Erstellung einer städtebaulichen Studie sind fünf Büros mit dem Schwerpunkt Städtebau und Wohnungsbau beauftragt worden. Die Vergütung erfolgte nach § 42 HOAI (Sonstige städtebauliche Leistungen). Nach einer Bearbeitungszeit von etwa einem Monat sowie der anschließenden Vorprüfung wurden die Entwürfe am 08.05.2007 präsentiert. Für eine weitere Beauftragung wurden drei Büros ausgewählt. Im Anschluss an die zweite Bearbeitungsphase wurden am 28.06.2007 die Entwürfe erneut vorgestellt. Die Obergutachter entschieden sich mit 4:1 Stimmen für den Entwurf des Büros Georg Scheel Wetzel.
Lageplan des prämierten Entwurfs vom Büro Georg Scheel Wetzel (GSW), Berlin
Quelle: Büro Georg Scheel Wetzel (GSW)
Der Entwurf zeichnet sich durch mäanderförmige Baukörper aus, die sich sowohl zur Bernauer Straße als auch nach Süden öffnen und private und öffentliche Freiflächen klar voneinander abgrenzen.
Ansicht des Entwurfs vom Büro
GSW, Berlin
Perpektive des Entwurfs vom Büro
GSW, Berlin
Nach Durchführung der städtebaulichen Studie wurden die Preisträger weiterbeauftragt und der Gestaltungsbeirat, bestehend aus Fachleuten, dem Preisträger des freiraumplanerischen Wettbewerbs sowie der städtebaulichen Studie, Mitarbeitern der Verwaltung sowie der Gedenkstätte ins Leben gerufen. Dieser berät seitdem künftige Bauherren bereits vor bzw. während der Genehmigungsphase zu den anspruchsvollen Gestaltungsvorgaben, die aus dem Siegerentwurf resultieren.
Modifizierung
Im Rahmen der Bearbeitung des Bebauungsplanverfahrens 1-40, das im Erweiterten Bereich die mäanderförmige Bebauung planungsrechtlich ermöglichen und sichern sollte, wurde seitens der Anwohner Kritik hinsichtlich der geplanten Höhe und Dichte geäußert. In einem Mediationsverfahren wurde der Siegerentwurf daraufhin noch einmal modifiziert.
Modifizierung (Stand 2012) des Entwurfs vom Büro Georg Scheel Wetzel (GSW), Berlin
Quelle: Büro Georg Scheel Wetzel (GSW)