Verkehrliche Untersuchung zum Messe-Umfeld von 2001
Im Kontext der Planungen für das Umfeld der Messe Berlin wurde im Jahr 2001 von der IVU Traffic Technologies AG eine verkehrliche Untersuchung durchgeführt, welche unter Berücksichtigung der besonderen Randbedingungen im Untersuchungsgebiet (Messeveranstaltungen) die aus der Umgestaltung des nördlichen Messe-Umfeldes resultierenden verkehrlichen Wirkungen aufzeigt. Dadurch war es möglich, die Ergebnisse des "Parallelen Gutachterverfahrens zur städtebaulichen Realisierung" aus verkehrlicher Sicht zu bewerten. Insbesondere die folgenden Fragestellungen waren zu klären:
Wie verteilen sich die Verkehrsströme im Untersuchungsgebiet und welche Auswirkungen ergeben sich durch die geplante Entwicklung des Messe-Umfelds Nord?
Lässt das Kfz-Aufkommen in Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes Messedamm / Masurenallee / Neue Kantstraße eine lichtsignalgeregelte oberirdische Querung für Fußgänger zu? Welche verkehrlichen Auswirkungen ergeben sich für die Autobahnanschlussstelle (AS) Kaiserdamm-Süd?
Die Untersuchung 2001 zeigte folgende Ergebnisse, die zum größten Teil auch noch heute zutreffen:
Verkehrliche Belastungen im nördlichen Umfeld
Es sich hat gezeigt, dass sich die ursprünglich vorgesehene Bebauung des westlichen Hammarskjöldplatzes und der Areale P1 und P2 - gemessen am gesamten Tagesverkehrsaufkommen - nur geringfügig auf die Querschnittsbelastungen im Untersuchungsgebiet auswirkt. Dementsprechend zeigen auch die einzelnen städtebaulichen Varianten nur geringe Unterschiede bei der auftretenden Kfz-Gesamtbelastung.

Verkehrsströme im Messeumfeld ohne Messeveranstaltungen

Verkehrliche Zusatzbelastung im Messeumfeld bei Messeveranstaltungen
Hohe Kfz-Belastungen weisen in erster Linie die Masurenallee sowie der Messedamm zwischen der Halenseestraße und der Neuen Kantstraße und in diesem Zusammenhang auch der Knotenpunkt Messedamm / Masurenallee / Neue Kantstraße auf. Berechnungen auf der Basis von Knotenstromzählungen aus dem Jahr 1998 haben ergeben, dass an diesem Knoten die Leistungsfähigkeit insbesondere in der Spätspitzenstunde überschritten wird.
Aufgrund der prognostizierten Zunahme der Kfz-Grundbelastung wurde für diesen Bereich im Jahr 2010 damit gerechnet, dass die Leistungsfähigkeit des Knotens in den Spitzenzeiten überschritten und auch zu den übrigen Tageszeiten zwischen 7.00 und 19.00 Uhr weitgehend ausgeschöpft wird.
Durch die Autobahnzufahrt Kaiserdamm-Süd würde der Knotenpunkt Messedamm / Masurenallee / Neue Kantstraße aus Richtung Norden um rund 2.900 Kfz/24h im Jahr 2010 entlastet werden.
Des Weiteren nimmt die Zufahrt Kaiserdamm-Süd Kfz-Verkehre auf, die sonst die AS Kaiserdamm Nord nutzen und hier zu einer Erhöhung der Kfz-Belastung in Straßen mit dichter Wohnbebauung führen würden. Die Autobahnabfahrt der AS Kaiserdamm-Süd weist dagegen nur eine geringe Kfz-Belastung auf und hat somit an einem durchschnittlichen Werktag auch nur eine geringe verkehrliche Bedeutung.
Ruhender Verkehr im Nördlichen Umfeld
Es wurden potenzielle Stellplätze in einer Tiefgarage unter dem Hammarskjöldplatz untersucht mit dem Ergebnis, dass bis zu 2.000 Plätze abwickelbar wären.
Öffentlicher Nahverkehr
Die Anbindung des Messegeländes und auch der neu zu bebauenden Areale am Hammarskjöldplatz und Messedamm durch den ÖPNV ist sehr gut. In unmittelbarer Nähe existieren mehrere Stationen sowohl der S- als auch der U-Bahn. Zudem verkehren in diesem Bereich zahlreiche Omnibuslinien überwiegend in einem sehr dichten Takt. Diese gute Erschließung spiegelt sich auch in dem vergleichsweise hohen ÖV-Anteil von 45 % bis 55 % bei den Messebesuchern wider.
Durch gezielt einzusetzende infrastrukturelle (z. B. Busspuren), organisatorische (z. B. Bahnhofsumbenennung) und tarifliche (z. B. Kombiticket, Jobticket) Einzelmaßnahmen sollte dennoch eine Erhöhung des ÖV- Anteils angestrebt werden.
Fußgängerbeziehungen an der Masurenallee

Alternative Fußgänger-Wegeführung
Die Querung des Fußgängerverkehrs ist am Knotenpunkt Messedamm / Masurenallee / Neue Kantstraße gegenwärtig unterirdisch realisiert. Die Schaffung einer oberirdischen Querungsmöglichkeit ist machbar, jedoch ohne Umgestaltung der Knotengeometrie und Überarbeitung der Signalzeitenpläne nicht attraktiv. Für den Kfz-Verkehr würde dies zu einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit des Knotens und in der Folge zu einer großräumigen Verlagerung von Kfz-Strömen auch in Straßen führen, die aufgrund ihres Querschnitts und/oder ihrer Randnutzung nur bedingt geeignet sind, zusätzliche Verkehre aufzunehmen.
Untersuchungen im südlichen Umfeld der Messe
Ein Gesamtkonzept für das Messe-Umfeld sollte auch die verkehrlichen Wirkungen eines alternativen Parkraumkonzepts für das Messegelände im umliegenden Hauptverkehrsstraßennetz darstellen. Besondere Berücksichtigung fand dabei der Ausbau sowie die mögliche Verlagerung von Parkraumkapazitäten vom Nordeingang an der Masurenallee zum neuen Haupteingang-Süd an der Jafféstraße. Die Knoten Messedamm / Halenseestraße und Messedamm / Jafféstraße stellen für die Abwicklung des Straßenverkehrs die neuralgischen Punkte in diesem Gebiet dar.

Fahrzeugströme eines Parkhauses bei der Deutschlandhalle
Durch den Bau zusätzlicher Kfz-Stellplätze in den Bereichen Jafféstraße und südlicher Messedamm wird die Situation weiter verschärft. Dagegen kann durch den Bau einer Parkanlage auf dem derzeitigen Vorplatz der Deutschlandhalle sowie dem benachbarten, an der Messehalle 7 gelegenen Gelände ein Anstieg der Auslastung vermieden werden. Voraussetzung dafür ist jedoch eine optimale Anordnung der Ein- und Ausfahrten in diesem Bereich. Diese Lösung ist somit aus verkehrsorganisatorischer Sicht zu favorisieren.
Ein direkter Zusammenhang zwischen der Umgestaltung des südlichen Messebereiches und der Umgestaltung des Hammarskjöldplatzes inklusive der Tiefgarage, der entscheidenden Einfluss auf den Verkehrsablauf im umgebenden Hauptverkehrsstraßennetz hat, konnte aber im Zuge der Verkehrsmodellierung nicht nachgewiesen werden.