Kulturforum
Stadtpläne
Katasterplan 2011 mit Markierung des Kulturforum-Areals
Das Kulturforum ist Teil des Tiergartenviertels, das sich nach 1828 vor dem Potsdamer/Leipziger Tor als Friedrichvorstadt entwickelt hatte.
In diesem Vorort vollzog sich allmählich die Entwicklung von der ländlichen Villa des 19. Jhdts. zum noblen Stadthaus. Hier bauten Architekten, wie Karl Gotthardt Langhans, Friedrich Gilly, Ludwig Persius, August Stüler, Friedrich Hitzig, Eduard Gontard, Alfred Messel, Martin Gropius, Johann Heinrich Strack u.a..
1937 wurde das Tiergartenviertel zum Diplomatenviertel erklärt.
Insbesondere im östlichen, unmittelbar an das barocke Zentrum angrenzenden Teil verlor das Tiergartenviertel ab 1937 mit der Planung der Nord-Süd-Achse des Generalbauinspektors Albert Speer sein ursprüngliches Flair. Hier - im Bereich des späteren Kulturforums - wurde der Stadtgrundriss von einer megalomanen Nord-Süd-Achse (160 m breit) durchkreuzt. Die dafür notwendigen Grundstücke wurden enteignet und wertvolle Bausubstanz vernichtet. Jüdische Familien wurden zur Schaffung von Ersatzwohnraum zwangsweise umgesiedelt und deportiert. Auch die bereits ansässigen Botschaften Italiens und Japans mussten den Neuordnungen weichen. Als Achsenmächte erhielten diese Länder repräsentative Grundstücke an der Tiergartenstraße.
Die Herauslösung des Kulturforums aus dem Tiergartenviertel begann Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts, als aus politischen Erwägungen die Standortentscheidungen für die wichtigen Museumsbauten (Galerie des 20. Jahrhunderts, Gemäldegalerie) und die Staatsbibliothek im Umkreis der Philharmonie getroffen wurden.
In der frühen Nachkriegszeit hatten sowohl der Stadtgrundriss, als auch die Parzellierung der Grundstücke noch Bestand. In der Brache standen noch etliche Einzelbauten. Die Umstrukturierung begann mit dem Bau der Philharmonie am Kemperplatz und der späteren Neuen Nationalgalerie am Landwehrkanal. Der Abriss des teilweise realisierten runden Platzes mit dem "Haus des Fremdenverkehrs" und die Überbauung der Potsdamer Straße für die Neue Staatsbibliothek sind Teil der Strategie, die NS-Vergangenheit (und mit ihr die gesamte Stadtgeschichte) zugunsten einer neuen Idee der Stadtlandschaft auszulöschen.
Planung und Realisierung der Kulturbauten an der Mauer wurden auch als deutliches Signal für die Einheit der Stadt verstanden. Deshalb lag das kulturelle Zentrum von ”West-Berlin“ im Grenzbereich nahe dem historischen Zentrum der Stadt. Die städtebauliche Ausformung bezog sich dabei auf die gesamtstädtische Verkehrsplanung der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts mit ihren Autobahn-Tangenten.
Erst die Planungen nach der Wende 1989 und die allmähliche Realisierung der neuen Kulturbauten und Botschaften lassen das Tiergartenviertel wieder als Stadtquartier erkennen.
1850 - Erste planerische Ansätze
1880 - Villenvorort am Tiergartenrand
1910 (Straubeplan) - Allmähliche Verdichtung des Quartiers in der Gründerzeit
1936 - Mit überlagerter Planung für Nord-Süd-
Achse (Albert Speer)
1955 - Nachkriegszu-
stand mit Haus des Fremdenverkehrs
1963/71 - Die Philharmonie entsteht; Straßenumbau ist vorbereitet
1967 - Die Neue Nationalgalerie entsteht
1978 - Die Umgestaltung zum Kulturforum ist weitgehend erfolgt
2004 - Situation zur Zeit des Architektenworkshops zum Kulturforum
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