Der Abzug des Regiments Gens d'Armes stellte einen bedeutenden Wendepunkt in der weiteren Entwicklung des Platzes dar. Dieser Umstand sowie die Auflassung des Friedhofes an der Deutschen Kirche im Jahre 1762 ermöglichten neue Überlegungen zur baulichen Weiterentwicklung der Friedrichstadt an der bisher städtebaulich vernachlässigten Nahtstelle zum alten Zentrum, welche bereits seit einiger Zeit über die Jägerbrücke und die Jägerstraße direkt miteinander verbunden waren.
So trieb Friedrich II. die städtebaulich-architektonische Aufwertung und Erneuerung des Gendarmenmarktes ab 1774 vehement voran. Ein von Bartholomé Robert Bourdet (1719-1799) entwickeltes Projekt, das eine völlig einheitliche, in barocken Formen gestaltete Umbauung des gesamten Platzes vorsah, wurde jedoch nicht realisiert. Demnach wären die beiden Gotteshäuser vollständig in die Fassaden einbezogen worden und hätten eine ganz neue Außenerscheinung erhalten. Bedeutend einfacher fielen dagegen die gut 20 Häuser aus, die schließlich als neue Randbebauung nach den Plänen von Georg Christian Unger (1743-1799) und Carl Philipp Christian von Gontard (1731-1791) bis 1785 errichtet wurden.
Eine weitere Voraussetzung für eine Ausgestaltung und neue Nutzung des Platzes war die Verlegung der Friedhöfe an den beiden Kirchen. Die Neuordnung des Bestattungswesens unter hygienischen Aspekten war in den 1730er Jahren mit der Verlegung der ersten Friedhöfe vor das Hallesche Tor eingeleitet worden. Die Gemeinde der Deutschen Kirche erhielt bereits 1763 in der Chausseestraße vor dem Oranienburger Tor nördlich der Stadt einen neuen Begräbnisplatz zugewiesen. Dorthin erfolgte schließlich 1780 auch die Verlegung des Friedhofes der Französischen Gemeinde in direkter Benachbarung zum schon bestehenden der Deutschen Gemeinde.
Komödienhaus,
Handzeichnung von L. L. Müller, 1782;
Quelle: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 4501
Die beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkt, um 1800;
Quelle: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. II 12100
Gendarmenmarkt mit Nationaltheater und Deutschem Dom;
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/
Datei:Berlin_Gendarmenmarkt_1815.jpg
Das neue bauliche Zentrum des Platzes sollte auf dem mittleren Platzsegment ein neuer Theaterbau bilden, der 1774 für die Französische Komödiantentruppe errichtet wurde. Dieses von Georg Christian Unger entworfene und unter Leitung Georg Friedrich Boumanns (1737- nach 1812) über rechteckigem Grundriss errichtete Gebäude ordnete man an der westlichen Platzgrenze zwischen den beiden Kirchen an. Das als bescheiden zu bezeichnende Haus erhielt eine spätbarocke Tempelfassade an seiner nach Osten weisenden Eingangsfront.
Als weit grandiosere, durch Friedrich II. veranlasste Maßnahme zur städtebaulichen Aufwertung des Platzes und seines Umfeldes ist die Errichtung der Turmbauten zu betrachten, die zwischen 1780 und 1785 nach Plänen von Gontard und unter Leitung Ungers und Boumanns den beiden Kirchen jeweils östlich vorgelagert worden sind. Die über kreuzförmigem Grundriss errichteten Turmbauten erhielten eine spätbarocke Fassadengestaltung, die strenger Zentralsymmetrie unterworfen war. Die hohen Säulenhallen, die den drei freien Seiten der Türme angelagert wurden, bildeten mit ihren von je sechs korinthischen Säulen getragenen Dreiecksgiebeln das den Platz prägende Architekturmotiv, das in deutlich zurückhaltender Ausformung auch die Hauptfront des Komödienhauses zierte.
Den beiden Kirchenbauten kam nun durch die auftrumpfenden Turmbauten eine neue repräsentative Stellung auf dem Platz zu, auch wenn die Türme damals keine Funktion besaßen. Die Kirchen, die auf den jeweiligen Platzdritteln bisher eine ungleiche Stellung einnahmen, fanden mit Hilfe der Turmbauten eine neue Verankerung auf dem Platz, wobei die Ostfassaden nun in gleicher Linie lagen. Hiermit wurde eine städtebaulich klare Kante zu den gegenüber liegenden Baufronten entwickelt. Friedrich II. verwirklichte mit den Turmbauten ein Projekt zur städtebaulichen Aufwertung der Residenzstadt, das seine Vorbilder und Ziele im französischen Absolutismus und dessen Repräsentationsbauten suchte.
Etwa zur gleichen Zeit erfolgte auch die Befestigung der den Platz umgebenden Straßen, also der Charlottenstraße im Westen, der Französischen Straße im Norden, der Markgrafenstraße im Osten und der Mohrenstraße im Süden sowie der Jäger- und Taubenstraße, die den Platz in drei Quartiere unterteilten. Die einzelnen Platzflächen waren mit Kopfsteinpflaster befestigt. Dabei waren die Flächen an den Kirchen, auf welchen weiterhin Markttage abgehalten wurden, mit eisernen Pfosten zu den umgebenden Bürgersteigen abgetrennt.
Das erste Komödienhaus sollte sich schon bald als zu klein erweisen, so dass man die Errichtung eines neuen Hauses beschloss. Nach einem 1798 von Carl Gotthard Langhans (1732-1808) vorgelegten Entwurf wurde am westlichen Platzrand, ausgerichtet auf die beiden alten Kirchenbauten, ein langgestrecktes Gebäude über rechteckigem Grundriss errichtet, in dem am Neujahrstag 1802 im Beisein des Königs Friedrich Wilhelm III. die erste Aufführung stattfinden konnte. Der in den strengen Formen des Frühklassizismus gestaltete Bau nahm mit seinem die Ostfassade bestimmenden Portikus erneut das an den Türmen vorgegebene, den Platz prägende Architekturmotiv in neuer Ausformung auf. Die Lage am westlichen Platzrand war bewusst gewählt worden, um die Seitenportiken der Türme frei zu halten und gleichzeitig einen großzügigen, an drei Seiten von Solitärbauten gefassten Platzraum auszuformen sowie den Raum zwischen den Kirchen im Westen zu schließen.
Perspektivische Ansicht des Schauspielhauses, 1818;
Quelle: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 196087
Doch schon 1817 zerstörte ein Großbrand den Bau von Langhans. Infolge dessen erhielt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) als Mitarbeiter der Königlichen Baudeputation den Auftrag für den Neubau eines Nationaltheaters, der bis 1821 verwirklicht werden konnte. Das in klassizistischen Formen durchgebildete Gebäude entstand auf den Fundamenten des Vorgängerbaus.
Marktstände zwischen Französischer Straße und Charlottenstraße, um 1890;
Quelle: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 23254
Auch Schinkel übernahm das von sechs Säulen gestützte Portikusmotiv und entwickelte durch Höhenstaffelung und kulissenartiges Hervortreten der Baukörper den Haupteingang des Theaters zu dem den Platz beherrschenden Zentrum. Damit waren die drei repräsentativen Gebäude am Gendarmenmarkt etabliert, die auch heute noch das Erscheinungsbild prägen.
Auf dem Platz selbst wurden weiterhin Markttage abgehalten, daneben war er Schauplatz von Kundgebungen und politischen Versammlungen. Für die abendliche Beleuchtung wurden Laternen aufgestellt und zur Reinhaltung des Marktbetriebes Wasserpumpen installiert.