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Leitlinien für die City WestNachkriegsentwicklung (1945 – 1989)
Nach 1945 lebte der „Neue Westen” rasch wieder auf und er bekam mit der Teilung Berlins besondere Bedeutung für die drei Westsektoren. Aus politischen Gründen verstand man die City West als neues Zentrum der freien Stadt und forcierte hier den Wiederaufbau.
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Der Breitscheidplatz um das Jahr 1956: Neben der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche befindet sich schon der Rohbau des neuen „Zentrums am Zoo” u.a. mit dem Kino „Zoo Palast” und dem „Bikinihaus”.
Die Kriegszerstörungen im Neuen Westen waren erheblich, aber nicht zu vergleichen mit denen in der Berliner Innenstadt. Dennoch war die Bebauung auf vielen Flächen völlig zerstört, so am Zoologischen Garten, entlang der Berliner Straße (heute Otto-Suhr-Allee) zwischen Knie (dem heutigen Ernst-Reuter-Platz) und Charlottenburger Schloß, entlang der Bismarckstraße/Kaiserdamm, zwischen Bismarck- und Kantstraße und an einigen Abschnitten des Kurfürstendamms. Der Wohnungsbau musste sich in den ersten Jahren nach dem Krieg auf Erhalt und Instandsetzung konzentrieren. In den 1950ern entstanden dann von Jahr zu Jahr mehr Neubauten. Gegen Ende des Jahrzehnts war die Wohnungsknappheit deutlich entschärft. Wiederaufbau als Schaufenster des WestensDer Wiederaufbau in der Zeit des Kalten Krieges sollte den Kurfürstendamm zum Schaufenster des Westens und Symbol für das Wirtschaftswunder machen. Nach der Teilung der Stadt und der Währungsreform 1948 entwickelte sich am Ostende des Kurfürstendamms und südlich des Bahnhofs Zoo das Geschäftszentrum West-Berlins.Verwaltungen, Kultur, Gewerbe, Handel und Verkehr verlagerten sich nach 1950 immer mehr in das Viertel zwischen Zoologischem Garten, Kurfürstendamm und Ernst-Reuter-Platz. Spätestens ab dem Mauerbau 1961 waren Neubauten politisch erwünscht und wurden gefördert – als Symbole für den Lebenswillen und die Lebensfähigkeit Westberlins. Der Kurfürstendamm wurde zum Inbegriff der Flaniermeile. Er war zugleich die Bühne der Stadt. In den Jahrzehnten der Teilung fanden hier Konzerte und Demonstrationen statt. Hier endete der Berlin-Marathon, und noch im Juli 1989 zog eine kleine Gruppe Raver als Politdemo über den Kurfürstendamm: die erste Loveparade. Eine andere ArchitekturNach den provisorischen Baumaßnahmen und Instandsetzungsarbeiten der ersten Nachkriegszeit regten Geschäftsleute schon 1947/48 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb „rund um den Zoo” an, der jedoch keine Entscheidung brachte. Erst 1955 begann man, das Gelände zwischen dem Zoo und dem ehemaligen Auguste-Victoria-Platz zu enttrümmern, den man 1947 in Breitscheidplatz umbenannt hatte.Zentrum am ZooNeue Gebäudekomplexe entstanden. Dazu zählt das zwischen 1955 und 1957 errichtete „Zentrum am Zoo”, ein heute denkmalgeschütztes Ensemble der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger. Unter dem Namen „Zoobogen” umfasst das Ensemble heute das Hochhaus am Hardenbergplatz, das Kino Zoo-Palast, das Bikinihaus, die Blaue Kugel und ein Parkhaus.Der Zoo-Palast setzte die Tradition des alten Ufa-Palastes als Premierenkino an gleicher Stelle fort und war von 1957 bis 1999 das zentrale Wettbewerbskino der Berlinale. Der anschließende sechsgeschossige und rund 200 Meter lange Flachbau liegt am Nordrand des Platzes. Er erhielt wegen seines Luftgeschosses (anstelle des dritten Obergeschosses) schnell die Bezeichnung „Bikinihaus”. 1978 wurde das Luftgeschoss zugebaut. 1989 eröffnete ein Panoramakino in der am östlichen Ende des Bikinihauses ergänzten Blauen Kugel. Der Bau dient heute als Fernsehstudio. Bis 2007 wurde hier die Talkshow „Sabine Christiansen” aufgezeichnet. Schimmelpfeng-Haus und HardenbergplatzDen westlichen Abschluss des Breitscheidplatzes bildete seit seiner Fertigstellung im Jahr 1960 das Schimmelpfeng-Haus (Architekten: Gustav Sobotka und Franz Heinrich Müller), das zudem die Kantstraße überspannte. Im gleichen Jahr wurde der Hardenbergplatz auf ehemaligen Zoo-Gelände zum Bahnhofsvorplatz mit Bushaltestellen und PKW-Parkplätzen ausgebaut. Am Hardenbergplatz befindet sich der Bahnhof Zoologischer Garten .Europa-CenterDas Europa-Center entstand nach Plänen der Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnig. Egon Eiermann und Werner Düttmann fungierten als künstlerische Berater. An gleicher Stelle befand sich von 1916 bis zur Zerstörung im Jahr 1943 das „Romanische Café”, ein legendärer Treffpunkt für Intellektuelle, Künstler und Bohèmiens. Nach provisorischen Zwischennutzungen ließ der Investor Karl Heinz Pepper ab 1963 ein Büro- und Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild errichten. Willy Brandt weihte als Regierender Bürgermeister den Neubau am 2. April 1965 ein. Das Europa-Center besteht aus einem 85 Meter hohen Bürogebäude inmitten eines flacheren Sockelbaus mit Läden, Gaststätten und Kinos. Seine Nutzfläche beträgt mehr als 80.000 Quadratmeter.Andere wichtige Neubauten in der City West waren:
Umgestaltung Breitscheidplatz1983 wurde der Breitscheidplatz neu gestaltet. Die Straßenverbindung zwischen Tauentzienstraße und Budapester Straße vor dem Europa-Center – die sogenannte „Schnalle” – verschwand und wurde der Platzfläche zugeschlagen. An ihrer Stelle entstand der „Weltkugelbrunnen” , den der Volksmund seither als „Wasserklops” kennt.KurfürstendammDie Renommierstraße des Berliner Westens blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg der Ku´damm. 1950 eröffneten die ersten namhaften Restaurants und Hotels, darunter das Café Kranzler, das Hotel am Zoo, das Kempinski und Unterhaltungsstätten wie der Gloria-Palast. Zahlreiche, teils hochspezialisierte Läden und Geschäfte für den gehobenen Bedarf folgten. Der einheitliche bauliche Charakter der Straße, den bis dahin vornehme Wohn- und Geschäftshäuser der Jahrhundertwende geprägt hatten, ging indes verloren. Zu hastig und ohne Bewusstsein für die Besonderheiten des Ortes wurde gebaut.Wilmersdorfer StraßeIm Nordwesten Charlottenburgs entwickelte sich die Wilmersdorfer Straße zu einer wichtigen Einkaufsmeile der Inselstadt. Die Straße gehört jedoch nicht zu den touristischen Attraktionen der City West. Die Kundinnen und Kunden kommen bis heute vor allem aus dem näheren Umfeld.Neugestaltung des Ernst-Reuter-PlatzesDer am westlichen Ende der Hardenbergstraße liegende Platz wurde nur „Knie” genannt, weil hier der Weg vom Stadtzentrum zum Schloss Charlottenburg abknickte und von der heutigen Straße des 17. Juni in die heutige Otto-Suhr-Allee abbiegt. 1953 benannte man den Platz um – zu Ehren des Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter. Schon im Rahmen der Germania-Planungen war das „Knie” als wichtiger Punkt auf der neuen Ost-West-Achse in einen weiten Platz und Verkehrsknoten umgewandelt worden. 1955 wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt, um die Gestaltung des Ernst-Reuter-Platzes zu überarbeiten. Nach dem preisgekrönten Entwurf von Bernhard Hermke gestaltete man bis 1960 den Ernst-Reuter-Platz als Kreisverkehr mit einer Grünfläche, Wasserbassins und Springbrunnen auf der Mittelinsel. Um den Platz herum entstanden Neubauten der Technischen Universität und Bürohochhäuser für Industrieunternehmen wie Telefunken, Osram und IBM. Der Platz wurde so zum lokalen Schwerpunkt von Firmenverwaltungen in der sich entwickelnden City.![]() ![]()
Bahnhof Zoologischer
Garten, Sept. 2007 Foto: Philipp Eder ![]()
Neubau der Deutschen Oper an der Bismarckstr., Sept. 2007
Foto: Philipp Eder ![]()
Verkehrskanzel am
Joachimstaler Platz, 2008 Foto: Philipp Eder ![]()
Blick vom Europa-Center auf den Weltkugel-
brunnen, Mai 2006 Foto: Philipp Eder ![]()
Café Kranzler als Teil
des "Neuen Kranzler Ecks", 2008; Foto: Philipp Eder |