![]() |
||||||
|
Leitlinien für die City WestDie Anfänge der City West (1705-1920)
Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts begann die Besiedelung des „Neuen Westens”. Die Wohnungen, die hier entstanden, waren meist großzügiger als im Stadtkern und für wohlhabende Mieter ausgelegt. Zwei Faktoren begünstigten die Entwicklung: Die Industrialisierung veranlasste Arbeitssuchende, in großer Zahl in die Stadt zu ziehen. Und im Februar 1882 wurde die Stadtbahn eröffnet. Sie schuf erstmals eine ernstzunehmende Ost-West-Bahnverbindung durch Berlin.
Die Zeit der Besiedelung (1705 bis 1877)Lützowstraße, Lietzenburger Straße, Lützowplatz und Lietzensee erinnern noch heute an die Anfänge Charlottenburgs im 14. Jahrhundert – nahe des Dorfs Lützow. 1695 ließ Kurfürst Friedrich III., der spätere König Friedrich der I., für seine Frau Sophie Charlotte hier das Lustschloss Lützenburg bauen. Nach Charlottes Tod im Jahr 1705 wurde es in „Charlottenburg” umbenannt.Als kurfürstliche, später königliche und schlussendlich kaiserliche Sommerfrische profitierte Charlottenburg immer wieder von längeren Aufenthalten des Hofes. Haupteinnahmequelle blieb jedoch die Landwirtschaft. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts zog es die Berliner Ober- und Mittelschicht aufs Land. Charlottenburg mit seinem Schloss wurde zu einem beliebten Ausflugsziel und Zweitwohnsitz. Im 19. Jahrhundert zogen immer mehr wohlhabende Familien zu. Die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr stiegen. Charlottenburg wurde zum noblen Vorort der wachsenden Großstadt, die im Westen indes erst bis zum Rand des Tiergartens reichte. Mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auch die Flächen zwischen Berlin und Charlottenburg besiedelt. Begünstigt, zum Teil auch erst ermöglicht wurde das durch vier Faktoren:
Die Zeit des Stadtkreises Charlottenburg (1877 bis 1920)Die neuen Verkehrsanbindungen sorgten für einen Schub bei den Einwohnerzahlen. Charlottenburg vergrößerte sich nun nicht mehr allein aus seinem alten Kern heraus. Verschiedene, periphere Zentren, die vor allem an den neuen Stadtbahnhöfen entstanden, wuchsen zusammen.Der Stadtbahnhof Zoologischer Garten lag der Stadtgrenze Berlins am nächsten. Hier wurde zuerst im großen Stil gebaut. Zwischen Kurfürstenstraße, Nollendorf- und Wittenbergplatz entstand ein neues Stadtviertel. Von hier aus schob sich die Bebauung entlang des Kurfürstendamms, der am Zoo mit der Hardenbergstraße zusammentraf, nach Südwesten. 1875 überschritt Charlottenburg die Zahl von 25.000 Einwohnern und erreichte, dass es aus dem Kreis Teltow ausgegliedert wurde: von 1877 bis 1920 bildete Charlottenburg einen eigenen Stadtkreis. Die Bevölkerungsexplosion hielt an. 1910 zählte man bereits 306.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der KurfürstendammDie Stadterweiterungen führten zur Frage, wie mit dem Kurfürstendamm umzugehen sei. Der Damm war 1542 als Reitweg vom Berliner Schloss zum Jagdschloss Grunewald angelegt worden. Am 5. Februar 1873 schrieb Otto von Bismarck an den Geheimen Kabinettsrat Gustav von Wilmowski einen Brief. In ihm schlug der Kanzler vor, den Kurfürstendamm zu einer 53 Meter breiten Prachtstraße nach Pariser Vorbild auszubauen und dabei den Reitweg zu erhalten. Im Juni 1875 wurde der Bau per Kabinettsorder beschlossen und 1883 bis 1886 von einer eigens gegründeten Aktiengesellschaft realisiert.Bedeutende Einrichtungen der KaiserzeitZwischen 1871 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 entstanden zahleiche repräsentative Bauten. Zu ihnen zählten Einrichtungen des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, wie das Reichsmilitärgericht von 1910 (später Kammergericht) an der Witzlebenstraße, das derzeit zu hochwertigen Wohnungen umgebaut wird, oder das 1907 errichtete Königlich Preußische Oberverwaltungsgericht an der Hardenbergstraße, das von 1953 bis 2002 Sitz des Bundesverwaltungsgerichtes war und heute das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg beherbergt. An der Bismarckstraße, Ecke Sophie-Charlotte-Platz entstand 1910 ein Gebäude für das Oberpräsidium der Provinz Brandenburg. Bereits 1876 war die Artillerie- und Ingenieurschule an der Hardenberg-, Ecke Fasanenstraße eröffnet worden. Heute befindet sich hier unter anderem die Zentrale der Berliner Bank. Weitere wichtige Neubauten waren das Kaufhaus des Westens (KaDeWe, 1907) und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von 1895.Wohnen und Industrie![]()
Blick vom Auguste-Victoria-Platz (heute Breitscheidplatz) zum Wittenbergplatz, 1914
(Quelle: Landesbildstelle Berlin) BildungEinen sehr hohen Stellenwert hatte – neben dem Ausbau von Verkehrsverbindungen – der Aufbau eines gut funktionierenden Schul- und Bildungssystems. Um die Jahrhundertwende entfielen 30 Prozent des städtischen Haushaltes auf Bildungseinrichtungen.Das Spektrum an Hilfsschulen, Gemeinde- und Realschulen, Gymnasien, Fortbildungs- und Fachschulen wuchs und wurde 1884 um die Technische Hochschule, 1887 um die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (heute Physikalisch-Technische Bundesanstalt) und 1902 um die Hochschulen für Bildende Künste und Musik, beide Vorläufer der Universität der Künste, ergänzt. Die 1898 gebaute Volksbibliothek und die Waldschule (1904) als Schule für Kinder mit gesundheitlichen Problemen in der Großstadt rundeten das Bildungsangebot ab, das für alle sozialen Schichten gedacht war. KulturÄhnlich intensiv wie die Bildung förderte die Politik die Kultur. Die meisten Berliner Bühnen waren - wie auch das 1896 eröffnete Theater des Westens – für die normale Bevölkerung zu teuer. Deshalb ermöglichte der Magistrat mit der Eröffnung des Schillertheaters im Jahr 1907 ein von der Stadt finanziell unterstütztes Theater. Es sollte mit einem anspruchsvollen aber publikumsträchtigen Spielplan und niedrigen Eintrittspreisen für alle erschwinglich sein. Ein vergleichbares Konzept verfolgte man 1912 bei der Deutschen Oper mit der von der Stadt gegründeten Opernbetriebs-Aktiengesellschaft „Deutsches Opernhaus”, deren Gewinne wieder an die Betreiber ausgeschüttet wurden. Die Deutsche Oper wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Am 24. September 1961 wurde an gleicher Stelle der heutige Neubau (Architekt: Fritz Bornemann) eröffnet. |