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Archiv: Hauptstadt Berlin - Entwicklungsmaßnahme 1993 bis 2013![]() ![]() Parlament der Bäume
© DSK, 2013 Neues Leben
Wir haben alte Regierungsgebäude nicht etwa
ihrer Historie wegen aktiviert, sondern um die Strukturen aus der Geschichte so zu nutzen,
dass sie den Anforderungen der Gegenwart
und der Zukunft entsprechen.
Klaus Töpfer, 2012 Erlebbar gemacht wurden alle Facetten dieses symbolischen – und auf den ersten Blick nur aus der Vogelperspektive sichtbaren – Brückenschlags, weil man über den Platz der Republik oder die rechtzeitig zur Eröffnung des Hauptbahnhofs 2006 angelegten Uferwege in das neue Zentrum der Politik gelangt und so die vielgestaltigen Baukörper aus ganz verschiedenen Blickwinkeln sieht. Mit Realisierung der einzelnen Planungsabschnitte der Entwicklungsmaßnahme wurden auch neue Freiräume geschaffen. Dadurch ergab sich etwa die Möglichkeit, bei einem Architekturbummel dem ästhetischen Formenspiel, den Übereinstimmungen in den kreisrunden Einschnitten der hellen Beton- und Glasfassaden von Kanzleramt und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus nachzugehen. Diese Korrespondenzen erfordern im Großstadtalltag unscheinbare, aber praktisch durchdachte Wegführungen. So wurde etwa zwischen Hauptbahnhof und Kanzleramt die Gustav-Heinemann-Brücke angelegt: ein massiver, mit Holzbohlen ausgelegter Steg für Fußgänger und Radfahrer, der mit seiner markanten Stahlkonstruktion für wichtige Anschlüsse sorgt zwischen Bahnhof, Wohnquartieren und "Regierungsviertel". ![]() Friedrich-Ebert-Platz nach Umgestaltung
© DSK, 2013 Teilweise sind aus diesen Experimenten und temporären Umwidmungen Erinnerungsorte der jüngsten Geschichte hervorgegangen wie das "Parlament der Bäume" des Künstlers Ben Wagin. ![]() Hausvogteiplatz 12 (© B. Esch-Markowski, 1995) und Rekonstruktion und Neubau (© DSK, 2013)
Erst mit der Entwicklungsmaßnahme wurde der Hausvogteiplatz nach dem historischen Vorbild von 1906 wieder hergestellt, mit Brunnen, Bänken und Bäumen. Um die urbane Vitalität wieder zu gewinnen, wurden noch vorhandene Gebäude restauriert und Baulücken geschlossen. So hat der Platz nun inmitten einer wieder abwechslungsreich gegliederten Stadtstruktur selbst im Windschatten einer Prachtstraße wie Unter den Linden alle Chancen, ein belebtes Gravitationszentrum zu werden – als ernstzunehmendes Pendant zum Gendarmenmarkt. Mit dem rekonstruierten Brunnen und der neu hinzugekommenen Skulptur des "Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz", das an die ehemaligen jüdischen Modefirmen erinnert, wird Geschichte aktualisiert. ![]() Markttag am Hausvogteiplatz © DSK, 2013
Vor allem aber profitiert dieses Entwicklungsgebiet davon, dass mit schmalen, eng aneinandergeschmiegten Townhouses ein belebendes Gegenüber zum Auswärtigen Amt entstanden ist. Dieses Zentrum der Politik bildet nun die großzügige Kulisse für innerstädtisches Wohnen – und der Hausvogteiplatz wurde zur belebten Kreuzung, zum urbanen Treffpunkt inmitten dieser städtebaulichen Funktionsmischung umgestaltet. Text: Jochen Stöckmann ![]() Bodenaushub im Bereich der Entwicklungsmaßnahme
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