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Archiv: Hauptstadt Berlin - Dokumentation der ArbeitsphasenLeitungen suchen und finden
Ein wichtiger Teil des Neubaus, der Wiederherstellung und Verbesserung der technischen Infrastruktur betrifft den Leitungsbau für Wasser, Abwasser, Gas, Strom, Fernwärme und Telekommunikation. Doch Tiefbau in Berlin ist ein besonderes Abenteuer. Die historischen Schichten der Stadt liegen unter der Oberfläche verborgen: alte Fundamente, Trümmer und Bauschutt, gefährliche Blindgänger nicht gezündeter Bomben, Reste der Kanalisation, Rohre und Leitungen, die in keinem Plan verzeichnet sind. Leitungsbestand und -verlauf sind oft nur durch Kenntnis des historischen Stadtgrundrisses und des Verlaufes der ehemaligen Straßenzüge zu erklären.
Eine lückenlose und genaue Bestandserfassung ist jedoch Voraussetzung für alle Arbeiten am Leitungsnetz, die erst im Rahmen der Planungsarbeiten erstellt werden mussten. Überdies müssen sie mit dem Straßenbau abgestimmt werden. Der Planungs- und Bauprozess erfordert ein Höchstmaß an Koordination, denn sämtliche Leitungen werden in Eigenregie von den "Leitungsträgern" verlegt. Das sind die Energieversorger, die Berliner Wasserbetriebe, die Deutsche Telekom usw. Die Koordination übernahm das Hauptstadtreferat der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gemeinsam mit dem Entwicklungsträger DSK. Das Auffinden der Leitungen gestaltete sich erwartungsgemäß schwierig. Doch selbst die Leitungsträger als Eigentümer haben mitunter nur eine ungefähre Kenntnis ihres Versorgungsnetzes. So mussten häufig aufgrund ungenauer Pläne Suchschachtungen vorgenommen werden, um die exakte Lage bestimmter Medien zu ermitteln und das Risiko von Leitungstrennungen zu mindern. Mit Hilfe dieser zum Teil detektivischen Arbeit im Untergrund konnten die neuen Raumverteilungspläne ausgearbeitet werden. Sie verzeichnen die Lage und den Verlauf sämtlicher Leitungen, alt und neu. Eine besondere Schwierigkeit bereitete der Teil des Bestandes, der von der DDR übernommen wurde. So kam es vor, dass Leitungen - insbesondere Fernwärmeleitungen - ohne Berücksichtigung von Grundstücksgrenzen außerhalb des gewidmeten Straßenlandes geführt wurden, eine Situation, die nicht nur rechtliche, sondern auch ganz praktische Lösungen erforderlich machte. Als Lösungsmöglichkeiten boten sich zwei Wege an: Entweder die Leitung kann in öffentliches Straßenland verlegt werden - in vielen Fällen ist dies möglich - oder die Leitung kann auf dem Grundstück belassen werden, muss aber gegen Entschädigung für den Grundstückseigentümer rechtlich abgesichert werden. Die Kunst bestand darin, die der Situation angemessene und zustimmungsfähige Lösung zeitnah zu finden, bevor ein "kleines" Leitungsproblem zum Hemmschuh für die städtebauliche Entwicklung eines ganzen Stadtbereiches wird. |