Verkehrs- und Mobilitätskonzept Greifswalder Straße/Michelangelostraße

Ideen und Realität an der Ecke Hanns-Eisler-/Michelangelostraße

Quartier der kurzen Wege soll Mobilität für heutige und zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner sichern

Das Fördergebiet Greifswalder Straße ist ein ruhiges, durchgrüntes Wohnquartier mit wenig Durchgangsverkehr, doch viele Wege sind nicht barrierefrei; schmale Fahrbahnen und schlechte Sicht bergen Gefahren für zu Fuß Gehende, Radfahrende und den Anwohner-Verkehr. Mittelfristig soll an der Michelangelostraße ein neues Wohnviertel entstehen. Dort im Norden ist das Fördergebiet im Gegensatz zum südlichen Bereich schlecht an den öffentlichen Personenverkehr angeschlossen. Als Reaktion auf diese Herausforderungen gab der Bezirk Pankow nach einer Ausschreibung ein Verkehrs- und Mobilitätskonzept in Auftrag. Die Ergebnisse sollen unter anderem in die mit Stadtumbaufördermitteln finanzierte Grün- und Freiraumkonzeption einfließen und als Grundlage für die Umsetzung erster Maßnahmen im Rahmen der Nachhaltigen Erneuerung dienen.

Diskussion über die ausgestellten Pläne und Konzepte

Am 14. August 2020 trafen sich knapp 60 Interessierte mit den Fachleuten des beauftragten Verkehrsplanungsbüros LK Argus und Verantwortlichen vom Bezirksamt zu einer Bürgerwerkstatt, um den Zwischenstand des Konzepts zu diskutieren. Bereits ab 15.30 Uhr konnte eine Open-Air-Ausstellung mit den Plänen zum Arbeitsstand sowie weiterführenden Informationen zu laufenden Stadtumbaumaßnahmen im Gebiet besichtigt werden. Pünktlich um 18 Uhr übernahm Sebastian Holtkamp von der Gebietsbeauftragten Planergemeinschaft für Stadt und Raum e. G. die Moderation in der gut durchlüfteten Kulturmarkthalle, einer ehemaligen Kaufhalle mit viel Platz zwischen den Stühlen. 

Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (links) begrüßte neben dem Gebietsbeauftragten Sebastian Holtkamp die Gäste

Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn erläuterte Sinn und Zweck des Verkehrs- und Mobilitätskonzeptes und verwies u.a. auf den BVV-Beschluss zur nachhaltigen Verkehrsplanung für das neue Wohngebiet Michelangelostraße. Man müsse und wolle die Bedürfnisse der heutigen und der zukünftigen Bewohner*innen berücksichtigen. Genau dies wird in dem Konzept versucht, das Alexander Reimann von LK Argus ausführlich vorstellte. Mit seinen zahlreichen Vorschlägen ermöglicht das Konzept einen Ausblick bis zum Jahr 2035, einige Maßnahmen sind jedoch vordringlich für die heutige Bewohnerschaft, die, Stand 31.12.2019, zu 39 Prozent aus Über-65-Jährigen und zu 11 Prozent aus Unter-18-Jährigen besteht. 

Fast alle 60 möglichen Plätze in der Kulturmarkthalle waren besetzt

Das Berliner Mobilitätsgesetz fordert, die Mobilität für alle Bewohnerinnen und Bewohner zu sichern, mit einem deutlichen Vorrang für den Umweltverbund. Das bedeutet hier, das Quartier der kurzen Wege zu erhalten, Angebote für Fußgänger und Radfahrer zu stärken und angesichts der Altersstruktur die Barrierefreiheit zu verbessern. Auch ein Angebot an neuen Mobilitätsformen soll vorrangig für zukünftige Bewohner*innen geschaffen werden.

Dazu sollen vor allem Querungsmöglichkeiten durch  Aufpflasterungen, Vorstreckungen und Bordsteinabsenkungen verbessert werden. Kleinere Anwohnerstraßen könnten in verkehrsberuhigte Zonen mit Vorrang für den Fußverkehr, umgangssprachliche "Spielstraßen", umgewandelt werden.

An drei Arbeitstischen unter freiem Himmel wurde eine Stunde lang über den Verkehr von morgen im Quartier diskutiert

Auf der Mittel- und der Nordpromenade sollen sich die Radfahrenden den zu Fuß Gehenden anpassen und nicht umgekehrt. Mit welchen Mitteln dies zu erreichen wäre, wurde in drei Arbeitsgruppen intensiv diskutiert, die sich an Tischen unter freiem Himmel mit dem nördlichen, dem südöstlichen und dem südwestlichen Teil des Gebiets beschäftigten. 

Für Diskussionen sorgte erwartungsgemäß der Wegfall von Parkplätzen. Als Kompensation ist eine Quartiersgarage angedacht, außerdem rät das Planungsbüro LK Argus zur Parkraumbewirtschaftung, um Parkende von außerhalb fernzuhalten. Am Standort der heutigen BVG-Wendeschleife soll eine Schule entstehen, für die gute und sichere Schulwege geschaffen werden müssen. Weitere vordringliche Maßnahmen sind die Umgestaltung der Nord- und Mittelpromenade und bessere Lösungen für die Vorfahrten vor der Grundschule und der Kita am Pieskower Weg.

Alle Vorschläge und Hinweise der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden gesammelt und flossen in eine Dokumentation ein, die auf der Website des Bezirks veröffentlicht wurde. 

Stand: August 2020