Mit diesem Zuspruch hatte Ulrich Schop an diesem sonnigen Freitagnachmittag nicht gerechnet. Über 30 Interessierte sind gespannt darauf, einen wachsenden Stadtteil bei einer Führung genauer unter die „Linse“ zu nehmen – nicht wenige davon aus dem Ausland. Die Veranstaltung passt hervorragend zum Motto des diesjährigen Architekturfestivals „Stadt Neu Gemischt“, das bis zum 1. Juli 2018 Akteure aus Stadt- und Landschaftsplanung, aus Architektur und Zivilgesellschaft miteinander ins Gespräch bringen will.
Ulrich Schop, Gebietsbeauftragter für das Stadtumbaugebiet Schöneberg-Südkreuz, leitete diese Führung bereits im Mai 2018 - zum Tag der Städtebauförderung. Doch an diesem 15. Juni sind die Fachleute in der Mehrheit, was sich auch an den konkreten Fragen zu Bebauungsplänen und Beteiligungsprozessen bemerkbar macht. Interessiert folgt das Publikum den Darlegungen zur hiesigen Planungsgeschichte. Ohne dieses Wissen bliebe unklar, warum in diesem verkehrstechnisch attraktiv gelegenen Gebiet in der Vergangenheit wenig passiert ist. Nach dem Mauerfall hatte man die Hoffnung, auf dem Areal zwischen Sachsendamm und Bahngleisen viele Firmen ansiedeln zu können. Doch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung.
Vielleicht war dies für die Schöneberger Linse sogar ein Glücksfall, denn nun wird es hier keinen reinen Bürostandort geben, sondern im Gegenteil die bewährte Berliner Mischung. Es ist ein Gewinn für alle Beteiligten, wenn wohnen, arbeiten, lernen und sich erholen in einem Areal möglich ist. Die Arbeiten an einigen der 10 Baufelder sind schon im Gange und die ersten Investoren wollen bereits 2020 die Arbeiten abschließen. So entsteht gleich vor dem Bahnhof ein Bürokomplex für die Firma Vattenfall. Das Gebäude wird in Holzbauweise errichtet und soll den Mitarbeiter*innen neue Formen der kooperativen Zusammenarbeit ermöglichen, berichtet Anja Borchard von Edge Technologies (früher OVG Real Estate), die die Besuchergruppe begleitet. Die Büro- und Hotelgebäude sollen später auch als Lärmschutz für die neuen Wohnungen auf der Linse fungieren. Zufrieden ist Ulrich Schop, dass es dem Bezirk gelungen ist, im Rahmen der Konzeptverfahren für Baufeld 2/3 verschiedene Bauherren mit ins Boot zu holen und auch auf die zukünftige Gestaltung der Erdgeschosse Einfluss zu nehmen – ein Novum für Berlin. So sollen die Eigentümer Räume schaffen, die für die breite Öffentlichkeit und die Nachbarschaft nutzbar sind – seien es Kieztreffs oder kleine Cafés.
Auch bei der Planung der sozialen Infrastruktur haben Bezirk und Senat bedacht, dass künftig viele Familien im neuen Quartier leben und Sportflächen, Schul- und Kitaplätze benötigen. Dank des Programms Stadtumbau ist es möglich, mit dem Umbau des Schulhofes der Luise-und-Wilhelm-Teske-Schule und des dahinter liegenden Sportplatzes noch in diesem Jahr zu beginnen. Von den Teilnehmer*innen des Rundgangs gibt es dafür und für die unterhaltsame Führung durch den Gebietsbeauftragten dankenden Applaus.
Präsentation zum Planungsstand (PDF; 13,2 MB) und weitere Materialien unter Fördergebiet Schöneberg Südkreuz / Dokumente