Am 1. Juni begannen die Bauarbeiten im denkmalgeschützten östlichen Bereich des Ernst-Thälmann-Parks in Prenzlauer Berg. Für rund ein Jahr werden die zentrale Wiese und die angrenzenden Wege zur Baustelle und sind nicht begehbar, bevor alles wieder in gewohnter Weise zur Verfügung steht.
Über das Projekt informiert eine zentral gelegene, umfangreiche Bauzaunaustellung. Fotos, Texte und Grafiken enthalten alle Informationen zu den vier verschiedenen Projekten, die hier gebündelt umgesetzt werden: die Sanierung der Wege, die Verbesserung der Parkausstattung mit Mitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung, der Bau eines bewachsenen Bodenfilters sowie eines Stauraum- und Bewässerungssystems und die künstlerische Kommentierung des Denkmals.
Am 26. Mai hatten das Bezirksamt Pankow und die Gebietsbeauftragte Planergemeinschaft eG deshalb zu einer Online-Informationsveranstaltung eingeladen, an der 45 Verantwortliche und Interessierte teilnahmen, darunter Vollrad Kuhn, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste. Die Moderation übernahm Sebastian Holtkamp von der Planergemeinschaft eG. Die Dokumentation der Veranstaltung und Videomitschnitte der Präsentationen finden Sie auf mein.berlin.de https://mein.berlin.de/projekte/ernst-thalmann-park-stadtumbau-massnahme-ausstattu/?initialSlide=6
Birgit Rauch vom Ingenieurbüro RAUCH CONSULT erläuterte das Konzept und die nötigen Arbeiten zum Bodenfilter und zum Bewässerungssystem für Park und Kiezteich. Es ermöglicht, Wasser aus der Grundwasserreinigungsanlage zur Altlastensanierung für den Kiezteich und die Bewässerung des Parks zu nutzen, und zwar vollautomatisch. Das Schilf im Bodenfilter reinigt das Wasser nach der chemischen und biologischen Aufbereitung von übrig gebliebenen Ammoniumverbindungen und gibt es über ein Rohrsystem an Entnahmestellen zur Bewässerung und an den Kiezteich ab, sobald der Wasserspiegel unter eine bestimmte Höhe fällt. Nach den einjährigen Bauarbeiten und einem Jahr Ruhe für das Wachstum der Pflanzen wird die Anlage im Frühjahr 2023 einsatzbereit sein. Vorbei sind dann die Zeiten, in denen Spenden für die Auffüllung des Kiezteiches mit Trinkwasser nötig sind.
Der Bodenfilter wird als Schilfpflanzung mit niedriger Umzäunung hinter dem Spielplatz sichtbar werden, wie mit den Denkmalbehörden besprochen. Wasserspeicher, Pumpenstation und Rohrleitungen werden unterirdisch eingebaut und verlegt. Durch die 760 Quadratmeter umfassende Filteranlage wird die Bewässerung von 40.000 Quadratmetern Parkgrün mit ansonsten ungenutztem Wasser möglich – in Zeiten des Klimawandels ist das eine beispielhafte ökologische Antwort auf die Wasserknappheit, die im Park in den vergangenen Jahren teils schmerzlich sichtbar wurde. Birgit Rauch verwies auf ein ähnliches Beispiel in Hamburg, das seit 1985 erfolgreich arbeitet. Die Berliner Wasserbetriebe betreiben einen bewachsenen Bodenfilter zur Reinigung von Niederschlagswasser aus dem Einzugsgebiet von Straßen in Halensee. Details zum Bodenfilter und zur Nutzung des Wassers werden ab Mitte Juni in einer Bauzaunausstellung gezeigt.
Sie wird sich auch mit der denkmalgerechten Sanierung der Wege und der Ergänzung der Ausstattung des Parks beschäftigen. Dieses Maßnahmenbündel stellte Mario Poschadel vom Landschaftsarchitekturbüro Wallmann vor: Der Fitnessplatz erhält eine Calisthenics-Anlage, außerdem fünf neue Geräte und eine zusätzliche Tischtennisplatte. Auf der großen Wiese werden drehbare und feste Sonnenliegen aufgestellt und das "Beet der Pioniere" in der Nähe des Jugendclubs Dimi wird nach der Sanierung mit zwei langen Bänken ausgestattet. In der Umgebung des Hochhauses entsteht ein Findlingsparcours für kleinere Kinder.
Der Rosengarten wird neu bepflanzt und die Treppe saniert. Ein wichtiges Ziel ist die Verbesserung der Barrierefreiheit im Park durch die Absenkung von Kanten und die kleinteilige Reparatur der Wege. 30 zusätzliche Parkbänke werden montiert, die vorhandenen werden repariert. Alle Abfallbehälter werden durch zweckmäßige und passende Modelle ersetzt. Zu allen vorgestellten Maßnahmen gab es seit 2017 umfangreiche Beteiligungsmöglichkeiten. Dennoch blieben kritische Fragen, die während der Online-Veranstaltung von verschiedenen Expert:innen beantwortet wurden.
Im Anschluss stellte Oliver Heredia vom Stadtentwicklungsamt die künstlerische Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals vor. Aus einem zweistufigen Wettbewerb, dessen Jury mit Künstler:innen, Kunstkritiker:innen und auch Bürgermeister Sören Benn besetzt war, ging kein eindeutiger Sieger hervor. Von den beiden zweiten Plätzen wird im dritten Quartal 2021 der Entwurf von Betina Kuntzsch umgesetzt: Vom Sockel denken. Dazu werden fünf Betonelemente im Maßstab des Denkmalsockels auf der Fläche platziert. Schlagwörter und mittels QR-Code zugängliche Videos laden zum Nachdenken über das Gestern und Heute ein. Ab 20. Juli werden im Kulturhaus Wabe alle Entwürfe gezeigt. Sie sind schon jetzt im Internet unter https://www.wettbewerbe-aktuell.de/ergebnis/ausstellung-ernst-thalmann-denkmal-150541 zu sehen.
Vollrad Kuhn und Sebastian Holtkamp bedankten sich bei den Referent:innen und bei den Beteiligten sowie den Interessierten für das Engagement für den Park. Die etwa ein Jahr andauernden Einschränkungen werden so kurz wie möglich gehalten. Zur Feier der Neueröffnung wird man sich 2022 hoffentlich vor Ort sehen und den erneuerten Park genießen können.
Hier können Sie die Ausstellungstafeln herunterladen (PDF; 33,3 MB)