Eine Tiefgarage oder gar ein neues Freibad für den Kiez? Die Nachbarn in der Neubrandenburger Straße rätselten seit Wochen, wozu die große Baugrube auf dem Gelände der Kita Nido Piccolo dienen sollte. Am 17. Mai folgte die Auflösung – mit Luftballons, Spaten, viel Prominenz und großem Beifall: Die Kita erhält ein zweites Gebäude für 120 Kinder. Auch neun Wohnheimplätze für Kinder entstehen in dem neuen Haus.
Bürgermeister Michael Grunst kam persönlich und vergrub gemeinsam mit einem der beiden Geschäftsführer im Trägerverbund „Independent Living“, Joachim Schmitz, die silberne „Time Capsule“ für die Nachwelt. Die Zeitkapsel befüllten die zukünftigen Nutzer nicht nur mit Bauplänen und einer Tageszeitung, sondern auch mit kleinen Spielsachen aus dem Kinderzimmer. Und auch Michael Grunst hatte etwas mitgebracht: Die frisch gedruckte Rathauszeitung mit der Nachricht, dass Lichtenberg dem Mangel an Kitaplätzen mit einer neuen Kita-Leitstelle begegnen will. Mit der Grundsteinlegung an diesem sonnigen Tag sei ein erster Schritt getan, so Grunst.
Doch diesem freudigen Akt ging ein langer Prozess voraus: Die Kita „Nido Piccolo“ wurde bereits 2009/2010 mit Fördermitteln des Programms Stadtumbaus saniert. Angesichts des großen Bedarfs entschied das Jugendamt, einen Teil des 6.000 Quadratmeter großen Grundstücks mit einer weiteren Kita zu bebauen. Marlies Elm-Torger und Andreas Spohn, beide Geschäftsführer von „Independent Living – Kindertagesstätten für Berlin gGmbH“, mussten mit ihrem Team genau abwägen, ob Bau und Betrieb einer weiteren Einrichtung zu stemmen wären. Der Eigenanteil an den Baukosten, die organisatorische Belastung als Bauherr und die schwierige Suche nach geeignetem Personal waren durchaus ernstzunehmende Hürden. Aber der Träger hat bereits gute Erfahrungen mit dem Programm Stadtumbau und mit dem Bezirk Lichtenberg. Insbesondere die Bereiche Jugend und Stadtplanung bestärkten die gemeinnützige Gesellschaft darin, etwas Neues zu wagen.
Gesagt – getan! Nun wird die außergewöhnliche Kinder-Einrichtung gebaut, die Kita und Wohnheim unter einem Dach vereint. Die Kita für 120 Kinder wird ergänzt durch eine liebevolle, stationäre Unterbringung für Kinder, die vom Jugendamt zeitweise aus ihrem Elternhaus genommen werden. Architekt Biller vom Büro Biller und Lang ist optimistisch, dass schon im September Richtfest gefeiert werden kann. Am Entwurf hat neben dem Kita-Träger auch der Wohnheimträger, die Independent Living–Jugendnetzwerk Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg gGmbH mitgearbeitet. Wünsche wurden vorgebracht; letztlich musste abgewogen werden, welche davon realisiert werden können. So sind die neun Plätze in einem separaten Gebäudetrakt im Obergeschoss geplant, während die Gruppenräume der Kita im größeren Teil des Hauses konzentriert sind. Das Gebäude erhält eine farbige Fassade und eine energetische Wärmedämmung. Selbstverständlich wird der gesamte Komplex mit einer Nutzfläche von mehr als 1.500 Quadratmetern nach modernsten Standards errichtet.
Katrin Framke, die zuständige Jugendstadträtin, ist stolz auf die bewährte Zusammenarbeit zwischen den künftigen Nutzern und dem Bezirk – und betont, dass Bauvorhaben in Lichtenberg (fast) immer kosten- und zeitgemäß abgeschlossen werden. Bevor sie die letzte Schraube an der Zeitkapsel festzieht, lädt sie die Anwesenden schon zur Einweihung im kommenden Jahr ein. Begeisterter Applaus von allen Seiten!