Der Name "Betonoase" war und ist Programm, auch wenn Baustaatssekretär Sebastian Scheel sich darüber wundert. Er war am 11. Mai nach Lichtenberg gekommen, um zusammen mit Bürgermeister Michael Grunst, Jugendstadträtin Katrin Framke, Jugendamtsleiter Rainer Zeddies und Architekt Bernard Popp den symbolischen ersten Spatenstich für die neue Betonoase zu feiern. Die alte Betonoase befindet sich seit Jahrzehnten im Dolgensee-Center in einem typischen "Dienstleistungswürfel", daher passte der Name perfekt. Die Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung war bei vielen Generationen beliebt, nun muss sie neuen Wohnbauten weichen – insgesamt entstehen hier 680 Wohnungen neu.
Auf einer wenig genutzten Fläche in knapp 100 Meter Entfernung baut der Bezirk deshalb ein neues Haus für rund 2 Millionen Euro, davon 1,7 Millionen aus dem Stadtumbau-Programm. Wochentags werden hier bis zu 70 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre viel Zeit verbringen, aber auch junge Familien finden hier Kontakt und Unterstützung. Denn als zweiter Nutzer wird im Sommer 2018 das Familienzentrum des Trägers Familientreff e. V. hier einziehen.
Die neue Betonoase bietet große Vorteile gegenüber den bisherigen Räumen. Da sind vor allem die Außenanlagen, die viele Möglichkeiten und Nischen für die verschiedenen Nutzergruppen bereithalten werden. Zudem ist das Gebäude barrierefrei konzipiert. Die Inneneinrichtung planen die Kinder- und Jugendbeauftragte des Bezirks, Jeanette Elsässer, und das verantwortliche Architekturbüro Gruber + Popp zusammen mit den jungen Menschen, von denen fast 70 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Sie werden sicher auch die neue, von ihnen mitgeplante Einrichtung gern nutzen.
Doch warum wird kein neuer Name gesucht? Der Architekt Bernhard Popp erklärt, dass auch das neue Haus aus Beton errichtet wird. Das Büro verwendet erstmals den an der TU Berlin von Professor Mike Schlaich entwickelten neuen Baustoff Infraleichtbeton, der mit so vielen Blähtonkügelchen vermischt ist, dass keine zusätzliche Dämmung benötigt wird. Die Architekten haben einen Würfel aus Infraleichtbeton mitgebracht, damit sich jeder von dem erstaunlich geringen Gewicht überzeugen kann. Bernhard Popp hofft mit dem neuen Baustoff die Ära der Dämmstoffe und der vielen verschiedenen Materialien zu überwinden, um nachhaltiger bauen zu können. Dazu gehören auch 50 Zentimeter dicke Wände, fast wie in alten Zeiten.
Trotz der Verarbeitung des neuen Werkstoffs soll schon in einem Jahr die Eröffnung der neuen Betonoase gefeiert werden. Erst danach wird die alte abgerissen. Bürgermeister Michael Grunst ist zuversichtlich und freut sich schon auf die Eröffnung im Juli 2018, denn das Lichtenberger Bauamt ist bekannt für Termin- und Kostentreue. Das Jugendamt als Bauherr erschien in der führenden deutschen Bau- und Architekturfachzeitschrift "Bauwelt" vom am 3. Mai 2017: Unter der Überschrift "Mutiges Amt" lobte das Fachmagazin die Kommune dafür, dem neuen Infraleichtbeton zum Durchbruch zu verhelfen (siehe Dokumente zum Projekt Betonoase).