Man könnte es fast schon stoisch nennen, mit welcher Gelassenheit dieses Gremium seit 2012 agiert, auch wenn mitunter kontrovers über Vorhaben im Rahmen des Stadtumbaus nördlich der Frankfurter Allee diskutiert wird. Die Kontinuität in der Besetzung und im konstruktiven Diskurs ist wahrscheinlich auch das Erfolgsrezept des ehrenamtlich agierenden FAN-Beirates. Am 23. Oktober 2019 legte er Rechenschaft ab über die vergangene Wahlperiode – im Beisein von Bezirksstadträtin Birgit Monteiro, der Gebietskoordinatorin Daniela Dahlke und Brigitte Schammer von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen.
Die Neuwahl des Gremiums im Holzhaus Gotlindestraße – das Gebäude ist selbst eines der prominentesten Ergebnisse des Stadtumbaus im Gebiet – nahm Beiratssprecher Jürgen Hofmann zum Anlass, das Erreichte zu resümieren. Er hatte Mühe, die gesetzte Redezeit nicht zu überschreiten angesichts der zahlreichen Themen, die im Rat besprochen wurden.
Der Beirat unterstützte sowohl Beteiligungsverfahren bei diversen Einzelprojekten des Stadtumbaus als auch Initiativen aus der Nachbarschaft direkt. Das große Plus des FAN-Beirates ist nämlich ein eigener Fonds, bestückt mit jährlich 15.000 Euro, die für Kiezfeste, Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit vergeben werden dürfen. So wurden u.a. Tische und Bänke angeschafft, die für Vereine und Einrichtungen im Kiez zur Ausleihe bereitstehen und bei Veranstaltungen in Kindergärten, im Nibelungenpark oder an der Koptischen Kirche auf dem Roedeliusplatz zum Einsatz kommen.
Nach der Bilanz des Beirates überreichte die Stadträtin den insgesamt 18 Mitgliedern eine Dankesurkunde des Bezirkes sowie Blumen und ein kleines Präsent. Birgit Monteiro würdigte das Engagement der Ehrenamtlichen, die ihre jeweilige Sicht in dieses Gremium einbrachten und damit die Diskussion belebten. Weil der FAN-Beirat spürbar etwas bewirkt, verlief die Aufstellung der Kandidatenliste durch den Moderator und Gebietsbeauftragten Markus Tegeler von der STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH ohne Probleme. Die meisten der alten und neuen Beiräte verfügen über langjährige Erfahrungen. Andere, wie Rentner Gerd Nagel, sind erst seit kurzem dabei. Er möchte, „dass der Kiez, der einstmals als rechts verschrieen war, noch bunter wird. Die Begegnungen mit den Geflüchteten aus den Unterkünften an der Bornitzstraße sollten wir weiter vertiefen“, fügt er hinzu und wünscht sich, dass der FAN-Beirat durch Frauen an der Spitze eine stärkere Außenwirkung erhält. Markus Tegeler betont, dass Interessierte sich auch nach der Wahl in den FAN-Beirat einbringen können. Die Sitzungen finden monatlich statt und sind öffentlich.
Nach der Wahl präsentierte das Team der Gebietsbeauftragten STATTBAU die abgeschlossenen und die geplanten Stadtumbau-Vorhaben. Aktuell wird an einer Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) gearbeitet, um zu analysieren, welche Entwicklungsziele erreicht wurden und welche Maßnahmen noch realisiert werden sollten. Allein in den letzten fünf Jahren wuchs die Zahl der Einwohner*innen um 15 Prozent, was die Instandsetzung und Erweiterung der Infrastruktur umso dringender macht. Mehr Menschen brauchen mehr Schul-, Kindergarten- und Spielplätze, Orte zur Erholung, der Begegnung und des Austausches. Als akut schätzen alle Anwesenden zudem die Lösung von Verkehrsproblemen ein – vom Mangel an sicheren Überquerungen oder Rad- und Fußwegen bis hin zu fehlenden Bus- und Straßenbahnanbindungen. Markus Tegeler und seine beiden Mitstreiterinnen Nina Franzkowiak und Meike Hartmuth wollen in den nächsten Jahren am Leitbild eines ökologischen Modellkiezes festhalten und Projekte zum Regenwassermanagement und zum Klimaschutz voranbringen.
Nach wie vor bewegt die Menschen der geplante Campus für Demokratie. Dieser soll auf dem ehemaligen Gelände des Ministeriums für Staatssicherheit entwickelt werden, das sich mitten im Stadtumbaugebiet befindet. Wie sehr dieses geschichtsträchtige Areal zu Diskussionen anregt, wurde auch an diesem 23. Oktober deutlich. Udo Dittfurth von der Planergemeinschaft eG, die mit dem Standortmanagement für den geplanten Campus betraut ist, erläuterte die komplizierte Gemengelage mit vielen Akteuren und warb dafür, angesichts des Bundestagsbeschlusses vom 26. September zur Zukunft der Stasi-Unterlagen nach vorn zu schauen. Eine nächste Gelegenheit für Gespräche ist die 4. Standortkonferenz am 8. November 2019. Allen, denen der Stadtteil und die Aufarbeitung der DDR-Geschichte am Herzen liegt, seien diese Veranstaltung – und alle anderen Aktionen innerhalb der Gedenkwoche zum Mauerfall – wärmstens empfohlen.