Seit rund zwei Jahren ist schon von weitem am Giebel von Haus Babylon in Hellersdorf Nord zu sehen, wofür es steht: Toleranz und Respekt. Die wandfüllende Schrift an dem ehemaligen Kitagebäude wurde im Zuge der energetischen Sanierung des interkulturellen Kinder- und Jugendzentrums angebracht. Von 2018 bis 2021 wurde das Gebäude mit Stadtumbaumitteln umfassend saniert und nach den Wünschen des Trägers umgebaut. Auch eine Filiale der Musikschule konnte hier einziehen. Die Fassade leuchtet nun in weiß, das Erdgeschoss ist mit Holz verkleidet.
Der Trägerverein Babel e.V. ist einer der wichtigsten Partner des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf und des Quartiersmanagements Alte Hellersdorfer Straße in Hellersdorf Nord und ein wichtiger Anker für soziales Engagement und Teilhabe im Kiez. In den modernisierten Räumen sind neben den neun Hauptamtlichen auch viele Menschen ehrenamtlich tätig. Täglich gibt es viele verschiedene Angebote im Jugendclub, der interkulturellen Begegnungsstätte oder auf Exkursionen.
Eine wichtige Rolle spielen auch gemeinsames Gärtnern und Kochen. Wenn der mit dem Bezirksamt geplante Garten der Toleranz fertig ist, wird es dort auch einen Gemeinschaftsgarten und eine Außenküche geben. Das Projekt wird mit Mitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung finanziert und soll 2023 abgeschlossen werden.
In diesen Tagen suchen mehr und mehr ukrainische Frauen und Kinder Unterstützung und Kontakt im Haus Babylon. Das Bezirksamt nennt es als Anlaufstelle für Helfende und Hilfesuchende. Dazu haben wir mit Svitlana Danilova gesprochen, die sich vorrangig darum kümmert:
Sie haben hier im Haus Babylon sehr schnell begonnen, Hilfe zu organisieren. Was tun Sie konkret?
Hierher kommen schon lange Menschen, die Verwandte und Bekannte in der Ukraine haben. Ich habe selbst in der Ukraine studiert und bin 2001 nach Deutschland gekommen. Ich habe Freunde in Kiew und Verwandte in der Stadt Schytomyr.
Was machen wir? Wir bieten soziale Beratung an, das haben wir auch bisher für die Zuwanderer aus Osteuropa gemacht. Was ist als erstes zu tun, wenn man hier angekommen ist? Welche Hilfe kann man beantragen? Muss man einen Asylantrag stellen oder nicht?
Außerdem bieten wir psychologische Beratung. Das ist keine psychotherapeutische Behandlung, denn wir sind keine Psychologen, aber ich bin psychologische Beraterin. Wir geben den Leuten einen Raum, um zu erzählen, was sie erlebt haben und wir beraten sie, wie sie mit diesen Erfahrungen umgehen können.
Dann gehört zu den Angeboten hier im Haus auch Lernhilfe für die Kinder. Wir können das auch für Kinder, Jugendliche und die Erwachsenen aus der Ukraine anbieten. Sie können bei uns anfangen, Deutsch zu lernen, wenn sie noch keine anderen Möglichkeiten haben.
Und natürlich bieten wir Räume für Freizeitangebote. Wir haben hier den Jugendclub mit vielen Angeboten an jedem Tag. Für die Erwachsenen organisieren wir Angebote nach Bedarf, wir sprechen mit den Leuten, was sie brauchen und versuchen dann, das zu organisieren.
Das Haus ist ja vor allem für interkulturelle Begegnung bekannt.
Wir haben neben dem Latscha Diwas-Projekt für Roma aus Osteuropa auch interkulturelle Projekte für Schulen zum Thema antirassistische und antirechtsextremistische Arbeit. Und im Jugendclub findet natürlich auch interkulturelle Arbeit für Kinder und Jugendliche statt.
Wir haben verschiedene Selbsthilfegruppen im Haus, eine davon ist eine Gruppe von russischsprachigen Menschen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Wir organisieren auch Veranstaltungen für sie, z.B. Ogonjok (Feuerchen) für die Älteren. Sie kommen hierher, um ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen. Fast alle verurteilen den Krieg. Die Leute sind zum Teil schon lange hier in Deutschland, aber die alten Verbindungen sind noch da, keiner will diesen Krieg.
Was brauchen Sie, um noch besser helfen zu können?
Was brauchen wir – Zeit!
Also das erste, was die Menschen brauchen, ist eine Unterkunft, das steht an erster Stelle. Und dann geht es darum, die Sprache zu lernen. Nicht alle bekommen gleich einen Sprachkurs. Und vielleicht können da die Menschen ehrenamtlich helfen, dass man sich einfach unterhält und so erste Schritte in der Sprache macht. So ein Sprach-Tandem, das wäre hilfreich.