Der heutige Zustand der Nordpromenade ist für Berliner Verhältnisse kein Einzelfall. Beidseits des an vielen Stellen schadhaften Fuß- und Radwegs sprießt zum Frühlingsbeginn kaum etwas. Das „Abstandsgrün“ zwischen den Häuserzeilen wirkt trotz wochenlangen Regens ausgetrocknet. Spiel- und Sportflächen sind instandhaltungsbedürftig, Papierkörbe quellen über, Bänke wackeln und sind besprüht. Zu hören ist der Lärm von der parallel verlaufenden Michelangelostraße, aber kein Vogelgezwitscher.
Das soll sich ändern, so der Wunsch von Anwohnenden, so auch der Plan des Bezirksamts Pankow. Fest steht, die klima-angepasste, naturnahe Umgestaltung der Nordpromenade soll das erste Projekt im Programm Nachhaltige Erneuerung sein, das im nördlichen Bereich des Gebietes verortet ist. Zum Projektstart organisierte die Gebietsbetreuung (Planergemeinschaft für Stadt und Raum eG) für die Greifswalder Straße zusammen mit dem Grünflächenamt am 28. Februar 2023 einen Aktionstag. Der Ort mitten auf der Promenade gleich neben dem kaum noch bespielbaren Bolzplatz war gut gewählt, denn hier kommen alle vorbei: die mit dem Hund, manche per Rad, die Kinder mit dem Schulranzen und viele mit einer Gehhilfe. Was nicht erstaunt, denn das Seniorenstift befindet sich in der Nähe und nicht wenige Menschen im Kiez leben bereits seit Jahrzehnten hier.
Wenn sich hier also etwas ändern soll, muss an alle Generationen gedacht werden. Das Büro „belvedere Landschaftsarchitekten “ hatte sich in Vorbereitung des Aktionstages genau umgesehen und für die vier Fokusflächen (Wege, Treffpunkt / Bolzplatz, Gehölzflächen und den Natur- und Geschichtsraum) bereits Varianten und Vorschläge erarbeitet. Die waren an diesem sonnigen Nachmittag an Tafeln gut sichtbar angepinnt, ein Umgebungsplan großflächig auf dem Aktionstisch ausgelegt. Darauf sollten Passanten und Interessierte Post-its mit ihren Wünschen, Ideen und Kritikpunkten kleben. Der Tisch war bald übersät mit bunten Zetteln. Genauso schnell bildete sich ein Pulk, denn die Gelegenheit, Mitarbeitenden aus der Verwaltung oder dem Planungsbüro konkrete Fragen stellen zu können, wurde reichlich genutzt.
Besonders oft wünschten sich die Anwohnenden mehr und „vogelsichere“ Papierkörbe. Denn inzwischen sorgen sogar Berliner Rabenvögel für den ungepflegten Eindruck rund um die Mülleimer. Sie sortieren mit ihren Schnäbeln gekonnt selbst Hundekotbeutel heraus, um an die Reste einer weggeworfenen Pizzaschachtel zu gelangen. Fachleute aus dem Naturschutz erklären das Dilemma „nicht vogelsicherer“ Papierkörbe in Berliner Grünanlagen mit einem großen Anpassungsdruck. Weil pflege-intensive Staudenbeete vielfach einem Rasen weichen mussten, der kompatibel für Sitzrasenmäher und Laubbläser ist, suchen sich Vögel andere Nahrungsquellen, also Speise-Reste.
Deshalb ist für den neuen Grünzug entlang der Nordpromenade geplant, zum Beispiel blühende Sträucher zu pflanzen. Aktivflächen mit Tischtennisplatten sollen sich abwechseln mit Pflanz-Nischen, ausgestattet mit Bänken und angepassten Müll-Behältern. Für den Bolzplatz und die angrenzende Wiese lagen Varianten vor. Die Vorschläge zur Umgestaltung kamen gut an, die Präferenzen waren aber nach Altersgruppe und individuellem Geschmack sehr unterschiedlich. Großen Zuspruch fand der vorgeschlagene „Flüsterzaun“ um den Bolzplatz.
Für diesen Entwurf gab es auch am Abend viel Lob. Ergänzend zum Nachmittag hatte das Organisationsteam ab 17.30 Uhr in das benachbarte Seniorenstift eingeladen. Der Vortragssaal war mit 45 Interessierten gut gefüllt. Mehrfach äußerten diese den Wunsch, dass dfr zukünftige Bodenbelag barrierefrei, sicher für alle Anwohnenden und nachhaltig pflegeleicht sein sollte. Dies gelte besonders für den Bereich um die Rampe. Die Streckenführung verleite nun mal zum schnellen Fahren. Besonders dort, wo die Nordpromenade an den Jüdischen Friedhof Weißensee angrenzt, müsse der Radverkehr abgebremst werden. Das sei man diesem Ort schuldig.
Die Ergebnisse des Aktionstages fließen in die weitere Ausarbeitung der Planungen ein. Am 13. Mai, dem Tag der Städtebauförderung wollen das Bezirksamt, die Gebietsbetreuung und das Büro belvedere hier wieder vor Ort sein und die überarbeiteten Entwürfe präsentieren. Bis dahin haben Anwohnende die Gelegenheit, die Dokumentation des Aktionstages in Kürze auf dieser Website und auf der Beteiligungsplattform www.mein.berlin.de einzusehen.