Seit November 2021 arbeiten Fabian Krüger, Klimaschutzbeauftragter von Tempelhof-Schöneberg und die Mitarbeiter der Berliner Stadtwerke KommunalPartner GmbH, Sebastian Reiche und Philipp Hübner, an einem weiteren Konzept für die Neue Mitte Tempelhof. Sie sollen darin Vorschläge für einen Stadtteil unterbreiten, der ohne fossile Brennstoffe auskommt, wenig Abfall produziert, lebenswert und klimaangepasst ist. Finanziert wird die Studie größtenteils über das KfW-Förderprogramm „Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier“ sowie aus dem Förderprogramm Nachhaltige Entwicklung.
Was die Klimaspezialisten von den Berliner Stadtwerken an wichtigen Erkenntnissen in einem Jahr intensiver Arbeit zusammentrugen, präsentierten sie am 15. Dezember im Goldenen Saal des Rathauses Schöneberg. Weil das Bezirksamt diesem ersten energetischen Quartierskonzept hohe Bedeutung zumisst, mag es kaum verwundern, dass sowohl die zuständige Baustadträtin Angelika Schöttler als auch der Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann selbst am Fachgespräch teilnahmen. Am großen Tisch saßen zudem einige Bezirksverordnete und Interessierte aus der Stadtgesellschaft.
In ihrer Einleitung betonte Frau Schöttler die herausragende Bedeutung des Entwicklungsgebietes Neue Mitte Tempelhof für den Bezirk. Dessen Neustrukturierung sei zugleich eine große Chance für den Klimaschutz. Bereits im Mai hätten sich viele Bürgerinnen und Bürger für den „Klima-Rundgang“ angemeldet. Auch auf der seit einer Woche laufenden Online-Beteiligung gäbe es bereits zahlreiche Zugriffe. Jörn Oltmann wiederum ging auf den Pilot-Charakter des energetischen Konzeptes ein. Je mehr von den vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, desto größer ist die Ausstrahlung auf den ganzen Bezirk.
Philipp Hübner präsentierte dann in einem etwa einstündigen Vortrag, welche Maßnahmen welche Wirkungen entfalten könnten. Das Besondere an dieser Aufgabe sei, dass sich der Stadtteil – die Neue Mitte Tempelhof – im Umbruch befinde. Man könne im Zuge der Neugestaltung diesmal vieles berücksichtigen, wofür anderswo kein Platz wäre.
Das Klimaschutzkonzept gliedert sich in fünf Kapitel:
- Energieversorgung und Bedarf
- Anpassung an den Klimawandel
- Ökologisches Bauen
- Kreislaufwirtschaft
- Mobilität.
Innerhalb dieser Handlungsfelder ist jeweils optional dargestellt, welche technischen Möglichkeiten anwendbar wären, um für das Klima positive Effekte zu erzielen. Die beiden Experten machten gleichfalls deutlich, dass der Bedarf an Wärme, Kühlung und Strom zwar steigen wird, dieser jedoch mit einem integrierten Ansatz teilweise vor Ort gedeckt werden kann – u.a. durch Solarenergie und Geothermie. Sie empfehlen, bereits beim Abriss von Bestandsgebäuden sowie beim Neubau nachhaltig zu handeln, also alte Baustoffe vor Ort zu recyclen und in den Neubauten vor allem nachwachsende Baumaterialien zu verwenden. Dies würde den ökologischen Fußabdruck des Gesamtquartiers deutlich verkleinern. Das gelte auch für die knappe Ressource Wasser. Über ein kluges Management von Regen-, Trink- und Abwasser könnte man dem Mangel klimafreundlich begegnen.
Die Anregungen, die im Klimaschutzkonzept aufgezeigt werden, richten sich nicht nur an die Planenden, sondern nehmen auch die Bevölkerung in den Blick. So ließen sich durch eine klimafreundliche Mobilität zu Fuß oder per (Lasten-)Fahrrad die derzeit noch hohen Lärm-, Staub- und CO2-Emissionen senken. Ebenso sei sehr zu empfehlen, durch Repair-Cafés, Bücherboxen oder Tauschläden Ressourcen zu schonen. Hier sei die Zivilgesellschaft gefordert, ebenso die Politik durch die Bereitstellung von Fördergeldern. Am Schluss des Vortrages wagt Philipp Hübner einen Ausblick. Er rät, das Konzept mit allen Beteiligten breit zu erörtern und die vorgeschlagenen Maßnahmen Schritt für Schritt konsequent umzusetzen. Angesichts des Klimawandels sei ein „Call for Action!“ auch eine Botschaft an die Jugend, dass die Erwachsenen endlich ins Handeln kommen.
In der anschließenden lockeren Gesprächsrunde wurde an diesem 15. Dezember klar, dass der Bezirkspolitik der Ernst der Lage bewusst ist. Die fachlichen Nachfragen aus dem Publikum bewiesen zudem, wie aufgeschlossen man gegenüber neuen Technologien bei der Wärme-Erzeugung ist. Jörn Oltmann beglückwünschte die Klimaschutz-Experten zur gelungenen Studie und versprach deren Veröffentlichung durch sein Amt gleich zum Jahresbeginn. Für ihn könnte dieses Klimaschutzkonzept beispielgebend sein – nicht nur für den Bezirk, sondern für die ganze Stadt.
Bis dahin können Interessierte auf dem Portal mein.berlin die Vorschläge genau unter Lupe nehmen und kommentieren. https://mein.berlin.de/text/chapters/15590/?initialSlide=2