Es war von Anfang an ein großes Anliegen der Bewohner:innen aus dem Mühlenkiez und der nördlich und südlich angrenzenden Bereiche des Fördergebiets Greifswalder Straße: Schon bei der Erarbeitung des ISEK 2016 lagen ihnen vor allem die Grünflächen, die Spiel- und Sportplätze und die Wege im Gebiet am Herzen. Großzügige und für alle zugängliche private und öffentliche Flächen sind ein besonderes Kennzeichen des Quartiers knapp außerhalb des S-Bahn-Rings. Kleine Gehölzflächen bieten auch Kleinsäugern, Vögeln und Insekten ein gutes Umfeld.
Wohnen im Grünen – mitten in der Stadt – es könnte so schön sein. Doch mit der Pflege der ausgedehnten Wiesen zwischen den Zeilenbauten, von 12 Spiel- und 3 Bolzplätzen, kamen sowohl der Bezirk als auch die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften in den letzten 30 Jahren aus Kapazitätsgründen kaum nach. Missstände wie angehobene Gehwegplatten, zugewachsene Wege und abgebaute Spielgeräte nahmen vor allem im zentralen Mühlenkiez überhand. Daher auch die Dringlichkeit, mit der die Menschen hier Änderungen forderten.
Komplexe Planung und 12 konkrete Maßnahmen
In dem in den 1960er bis 80er Jahren systematisch angelegten, verkehrsarmen Gebiet war ein umfassender Plan für die Sanierung und Anpassung der Flächen nötig. Nicht zuletzt wird sich die Bevölkerungsstruktur in nicht allzu ferner Zeit ändern; denn es leben viele Erstbezieher in den Wohnblöcken. Im nördlichen Teil des Gebiets an der Michelangelostraße sind mittelfristig 1.200 neue Wohnungen geplant. Deshalb galt es zu überlegen, wie die Grün- und Freiflächen des Quartiers zukunftsfest gestaltet werden können.
Nach fast drei Jahren ist die Grün- und Freiflächenkonzeption des beauftragten Büros herrburg Landschaftsarchitekten für das gesamte Fördergebiet nun fertig. Sie enthält eine Bestandsanalyse, ein Konzept und 12 Maßnahmen-Steckbriefe, die Schritt für Schritt umgesetzt werden können, u.a. mit Mitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung. Neben der Aufwertung und Umgestaltung von Spielplätzen und Wegeverbindungen sind auch ein Nachbarschaftsgarten am Kiezpavillon, ein Picknickbereich an der Jugendverkehrsschule und ein Orientierungssystem mit einem Kunst- und einem Sport-Rundweg vorgesehen.
Vorausgegangen ist ein Beteiligungsprozess, der Ende 2018 begann. Die Dauer der Konzeptentwicklung liegt u.a. in der Einbeziehung des Verkehrs- und Mobilitätskonzepts begründet, das 2019 beauftragt wurde. Auch dazu fand trotz der Pandemie eine Diskussion mit vielen interessierten Anwohnerinnen und Anwohnern statt. Daneben flossen die bezirkliche Spielplatzkonzeption sowie ein ebenfalls parallel beauftragtes Licht- und Beleuchtungskonzept ein. Bei der Detailplanung wird außerdem das Regenwasser-Bewirtschaftungskonzept zu beachten sein, das noch in Arbeit ist.
Erste Projekte sind abgeschlossen
Um die Geduld der Menschen nicht zu sehr auf die Probe zu stellen, begann der Bezirk schon vor der endgültigen Fertigstellung des Konzepts mit der Umsetzung der ersten Maßnahmen: Rund 40 neue Bänke wurden aufgestellt, um Treffpunkte zu schaffen und die alltäglichen Wege für die vielen älteren Bewohner:innen angenehmer zu machen. Eine Grün- und Spielfläche im westlichen Teil der Thomas-Mann-Straße wurde komplett umgestaltet, zurzeit laufen die Arbeiten auf der größten Freifläche im Mühlenkiez, dem Einsteinpark, und die Neugestaltung des Mehrgenerationen-Platzes mit dem Kunstwerk "Drei Grazien".
Zentrale Achsen werden neu belebt
Für die nächsten Jahre geplant sind die Neugestaltung der Nordpromenade und die vertiefende Planung für die Sanierung der zentralen Mühlenpromenade mit dem Brunnenplatz. Die beiden Ost-West-Achsen sollen wieder als das jeweilige Rückgrat des zentralen bzw. nördlichen Teilgebiets erlebbar gemacht und die sich daran reihenden Grün- und Platzflächen wieder in den Fokus gerückt werden. Dazu werden die angrenzenden Spiel- und Sportplätze saniert, Fitnessangebote und Sitzplätze ergänzt. Eine einheitliche Gestaltung soll identitätsbildend wirken.
Durch die Wiederbelebung der beiden Hauptachsen wird das Quartier auch für den Radverkehr besser erschlossen. In Verbindung mit der Qualifizierung von Wegeverbindungen in Nord-Süd-Richtung entsteht ein Netz der kurzen Wege. Die durch Michelangelostraße und Storkower Straße derzeit getrennt wirkenden Teilgebiete werden besser miteinander verbunden.
Ideen für die Zukunft
Entlang des neuen Wegenetzes wären Mobilitäts-Hubs vorstellbar. Sie könnten zum Beispiel eine Fahrradwerkstatt beherbergen, ebenso Schließfächer, Packstationen, Leihfahrräder oder Toiletten und sollten außerdem über WLAN und einen solarbetriebenen Stromanschluss verfügen. Am südwestlichen Eingang ins Quartier wird eine Quartiersgarage mit bespielbarem Gründach und grünen Fassaden vorgeschlagen, um die Zahl der im Gebiet abgestellten Pkw zu reduzieren. Dort könnten auch soziale Einrichtungen oder Gewerbe integriert werden. Diese Ideen müssen in den nächsten Jahren weiter vertieft und konkretisiert werden.
Die fertige Grün- und Freiraumkonzeption wurde wegen der Pandemie-Bestimmungen in einer Schaufenster-Ausstellung von Dezember 2021 bis 2. März 2022 im Gebiet vorgestellt.