Der Ort für einen Informations- und Meinungsaustausch zu den Themen Grün- und Freiflächen sowie Verkehr mitten in der Passage Heckerdamm ist gut gewählt. Fast alle, die am Tag der Städtebauförderung ihren Samstags-Einkauf erledigen, zum Bus wollen oder einfach auf die andere Seite, wählen diesen Durchgang. Somit bleiben etliche stehen, wollen Genaueres wissen über das Förderprogramm für ihre Paul-Hertz-Siedlung. Bestens vertraut ist vielen die Zeitung CHARLIE, die seit Herbst 2018 jedes Quartal gut verständlich über Nachhaltige Erneuerung im Charlottenburger Norden berichtet.
Die Anwohnerinnen und Anwohner nutzen die Gelegenheit und den Austausch, um die Themen anzusprechen, die sie im Kiez bewegen: In Sachen Verkehr wünsche man sich z.B. eine Straßenbahn auf dem Heckerdamm, Parkplätze, Maßnahmen gegen den Lärm und eine Abdeckung der Autobahn nahe dem Familienzentrum. Viel diskutierte Themen sind auch der Dreck im Kiez, die Probleme mit Ratten, Kaninchen und Krähen und die Müllproblematik.
Natürlich gab es auch Meinungen zum eigentlichen Thema des Tages – dem Wege- und Freiflächenkonzept für den Charlottenburger Norden – im letzten Jahr erstellt vom Büro für Seebauer Wefers und Partner. Dort sind Vorschläge zu dem bisher kaum gestalteten Grünflächen zu finden: Dazu gehören naturnahe Wiesen zwischen den Wohnzeilen oder eine Bepflanzung mit Sträuchern für eine größere biologische Vielfalt bei Flora und Fauna sowie das Auffangen von Regenwasser.
Die Flächen sollen so gestaltet werden, dass sie nicht versteppen und für Mensch und Natur an Wert gewinnen. Alle sollen sich hier wohlfühlen, ob allein oder beim Treffen mit der Nachbarschaft. Die meisten, die sich zu Wort melden, wünschen sich eine bessere Pflege der Grünanlagen und befürworten eine naturnahe Gestaltung. „Jedoch muss auch beim Wasser gespart werden und daher müssen Pflanzen gewählt werden, die auch mit Trockenheit zurechtkommen“, meint eine Bürgerin.
Wie passend, dass sich die ‚AG Grün‘ des Mieterbeirates der Gewobag seit Jahren um Pflanzen und das Erblühen im Gebiet bemüht. Neben vielen anderen Aktivitäten schuf sie eine Wildblumen-Wiese in der Jungfernheidesiedlung - mit nachhaltigem Erfolg. Das erste Folgeprojekt aus dem vorgestellten Konzept soll sich deshalb auch mit Überlegungen zur Gestaltung der zentralen Grünanlagen in der Paul-Hertz-Siedlung befassen, natürlich angepasst an die sich ändernden klimatischen Bedingungen. Das Projekt wird durch den Bezirk im Förderprogramm Nachhaltige Erneuerung gerade auf den Weg gebracht und soll in Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz und der Gewobag durchgeführt werden. Man kann gespannt sein, welche konkreten Vorschläge zu Modellprojekten oder einer langfristigen Umgestaltung der Grünanlagen daraus hervorgehen.
Zum Wege- und Freiflächenkonzept gehören auch Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit wie fußgängerfreundliche Gehwegvorstreckungen oder Aufpflasterungen und die Stärkung wichtiger Wegeverbindungen zwischen den einzelnen Wohnbereichen und den beiden Siedlungen, die durch die Verkehrsschneise der Autobahn A 111 seit langen Jahren voneinander getrennt sind. Immer wieder Thema, insbesondere bei älteren Menschen, ist die Anbindung innerhalb der Siedlung an den Nahverkehr. Die U-Bahn ist ja schön, aber man kommt nur mit dem Bus dorthin und der fährt nach wie vor in geringem Takt.
Auch die AG Verkehr ‚Initiative für Verkehrswegesicherheit‘ die sich aus dem Mieterbeirat in der Paul Hertz Siedlung heraus gegründet hat, nahm den Tag zum Anlass, um mit einer Demonstration auf ihre Forderung für eine verkehrsberuhigte Zone am Heckerdamm aufmerksam zu machen.
Vor allem soll der Schwerlast-Verkehr nicht mehr durch die Siedlung rauschen, der hier wegen der umliegenden Logistik-Unternehmen stark vertreten ist. Die Meinungen gehen hier auseinander – einige Anwohnende erwarten, dass sich das Problem ohnehin mit dem Umbau des Autobahnkreuzes und dem Wegfall der Autobahnauffahrten am Heckerdamm erledigen wird – aber bis dahin sollte man ein Konzept zur Beruhigung der Siedlungen haben, das die frei werdenden Räume und Gestaltungsmöglichkeiten mit neuen Ideen füllt. Die aktiven Anwohnerinnen und Anwohner träumen von einem Ort für Kultur und Nachbarschaft, der auch den Vorplatz der Gedenkkirche Plötzensee einschließt. Von einem Treffpunkt also, wo man sich begegnen könnte, austauschen, etwas erleben oder bei einer Tasse Kaffee verweilen – um der guten Nachbarschaft willen.