Im Juni 2019 lobte das Bezirksamt Pankow einen deutschlandweit offenen zweiphasigen Kunstwettbewerb aus. Thema des Wettbewerbs war die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart des Ernst-Thälmann-Denkmals. Die künstlerische Kommentierung soll Fragen aufwerfen, irritieren und zum Gespräch anregen. Gewünscht waren innovative künstlerische Konzepte, die zu einer Belebung des Ortes beitragen sowie das Denkmal und den Platzraum innerhalb des städtischen Kontextes erlebbar machen.
Vom 20. Juli bis 1. August werden im Kulturhaus WABE an der Danziger Straße 101 die 110 Entwürfe der ersten Wettbewerbsphase und die zehn Entwürfe der zweiten Wettbewerbsphase ausgestellt. Die Schau wurde am 20. Juli durch Annette Tietz eröffnet, die den Wettbewerb federführend beim Kulturamt organisiert hat. Sie ist Geschäftsführerin der Kommission für Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau und Leiterin der Galerie Pankow. Zur Eröffnung kamen rund 40 Interessierte, vor allem Anwohner:innen aus dem Ernst-Thälmann-Park und Kunstschaffende.
Als Ergebnis des Wettbewerbs wurden von der Jury zwei 2. Preise und zwei Anerkennungen vergeben. Zur Realisierung ausgewählt wurde die Arbeit von Betina Kuntzsch "Vom Sockel denken". Auf dem Denkmalplatz werden im November 2021 fünf farbige Betonelemente im Maßstab des Denkmalsockels platziert. Sie lockern die strenge Struktur des Platzes auf und laden zum Verweilen ein. Die Beschriftung der Sockel mit Schlagwörtern schafft inhaltliche Bezüge zum Denkmal und weckt Interesse, sich mit dem Ort intensiver auseinanderzusetzen. Einen wesentlichen Teil des Entwurfs bilden Filmessays, die über QR-Codes vor Ort abrufbar sind. Einer der Kurzfilme soll gemeinsam mit Anwohner*innen und Nutzer*innen des Thälmann-Parks erarbeitet werden. Geplant ist, die Filme und die fertige Kommentierung im November der Öffentlichkeit vorzustellen.
Beim Rundgang durch die Ausstellung lassen sich unter den zehn nominierten, aber auch unter den 100 nicht in die engere Auswahl gekommenen Arbeiten viele Perspektiven und Herangehensweisen entdecken. Wiederkehrende Motive sind die Betrachtung des Denkmals auf Augenhöhe mittels Aussichtsplattformen, die Verwendung von Spiegeln oder spiegelnder Folie sowie Soundinstallationen und Apps. Einer der ungewöhnlichsten Ansätze ist die monumentale Goldkette in "Ernst Thälmann – ein deutscher Superstar" von Nico Krug und Mario Matuschewski. Diese Arbeit erhielt ebenfalls einen zweiten Preis. Alle Wettbewerbsbeiträge finden Sie auch online unter www.wettbewerbe-aktuell.de/ergebnis/ausstellung-ernst-thalmann-denkmal-150541
Viel eindrucksvoller als im Internet wirken jedoch die originalen Plakate und Modelle in der Wabe. Die Präsentation der Entwürfe regt zur intensivem Auseinandersetzung mit dem Denkmal, dem geschichtlichen Hintergrund und dem eigenen Verhältnis dazu an und wird sicher viele Gesprächsfäden über Vorbilder, Symbole und persönliches Erleben knüpfen.
Die Ausstellung ist kostenlos und täglich ohne Anmeldung von 13 bis 19 Uhr zu besuchen. Voraussetzung ist lediglich das Tragen einer FFP2-Maske.