Für manche, die Staaken nicht wirklich kennen, hat der Ortsteil ein negatives Image. Von Kriminalität ist die Rede, von Armut und schwierigen Familienverhältnissen. Doch Staaken verfügt über weitläufige Grünflächen, hält zusammen und hat eine beachtliche Zahl von Anwohnerinnen und Anwohnern, die gegen das negative Klischee ankämpfen.
Dieser Wagemut ist im Stadtteil-Laden am Blasewitzer Ring fast körperlich zu spüren. Draußen am Schaufenster hängen die aktuelle Stadtteilzeitung, Einladungen zu Sport- und Kulturveranstaltungen und Tipps für die Nachbarschaft – alles liebevoll gestaltet. Drinnen herrscht nach coronabedingter Pause eine vertrauensvolle Atmosphäre. Gäste werden mit freundlichem Hallo, Altbekannte mit kräftigem Schulterklopfen begrüßt, gemeinsam krempelt man die Ärmel hoch. Begonnen wird genau nach Zeitplan und die Diskussion verläuft mit Wertschätzung und hoher Aufmerksamkeit bei allen Beteiligten.
Der bevorstehende Baustart am Jonny-K.-Aktivpark ist an diesem 16. Juni das einzige Thema des Parkrat-Treffens – aber zugleich ist er Aufhänger für Fragen, auf die die Zivilgesellschaft Antworten finden muss. Diejenigen, die das Wort ergreifen, machen sich Sorgen, ob die Investition für den Freizeitpark gut angelegt ist. Ob nicht mögliche Vermüllung, Drogenhandel oder Vandalismus dem gemeinsam geplanten Park am Egelpfuhlgraben Schaden zufügen könnten.
Es ist ein Thema, das die Gemüter überall in Berlin bewegt. Der Parkrat, ein Gremium aus Anwohner:innen, Akteuren der Jugendarbeit, der Polizei und dem Quartiersmanagement, redet nicht um den heißen Brei. Die Stimmung bleibt sachlich, auch wenn es um nächtliche Ruhestörungen durch Jugendliche geht, die mit dem Aufkommen von WLAN-Lautsprechern massiver geworden sind. Es geht um die Angst von Älteren, in einem solchen Fall überhaupt die Polizei zu rufen und um Beleidigungen, die Menschen erfahren, wenn sie persönlich um Ruhe bitten. Der Parkrat ist entschlossen, diese Probleme nicht zu vertagen, sondern sie immer wieder anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Der Name Jonny K. sei eben eine Verpflichtung, das Miteinander zu pflegen.
Angeregt durch den spürbaren Fortgang des Projektes werden auch erste Ideen für den „Regelbetrieb“ gesammelt und festgehalten, etwa Konzerte, Kurse oder gemeinsame Feste. Landschaftsarchitekt Stefan Hack erläutert am Plan, ob und wie die Wünsche vom letzten Vor-Ort-Termin im Sommer 2021 umgesetzt wurden. Eine Vielzahl der „Ideen von unten“ ist in die Ausführungsplanung eingeflossen, die große Fläche in mehrere Bau-Abschnitte unterteilt und ein Fertigstellungsdatum in Aussicht gestellt. Das Landschaftsarchitekturbüro geskes + hack nutzte jedenfalls die letzten Monate, um mit diversen Fachleuten möglichst viele technische Details vorab zu klären. Da ging es um die Beschaffenheit des Bodens: bei einer ehemaligen Deponie eine existenzielle Frage. Lösungen wurden gefunden für den Gelände-Anstieg, für die Ausleuchtung des barrierefreien Weges, die Bewässerung und die Pflanzenauswahl in Zeiten des Klimawandels.
Stefan Hack, das Spandauer Grünflächenamt (mit Marita Kunicke und Stefan Pasch) sowie der Gebietsbeauftragte Ralf Hoffmeister versprechen, bei den Baufirmen „aufs Tempo zu drücken“. Schließlich ist der Mai 2024 als Eröffnungstermin ein ambitioniertes Ziel. Doch Pessimismus scheint am Blasewitzer Ring gar keinen Platz zu haben. Gut so!
P.S. Das nächste Mal trifft sich der Parkrat Anfang August, kurz danach ist Spatenstich im Jonny-K.-Aktivpark.