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Archiv: Berliner Baukonjunktur
Bericht Berliner Bauwirtschaft 4/1999
Vierteljahresbericht über die Entwicklung
der Berliner Bauwirtschaft 4/1999
(publiziert im März 2000)
1. Auftragslage
Zum Jahresende 1999 schwächten sich die Auftragseingänge im Berliner Bauhauptgewerbe recht deutlich ab. Vor allem blieben im letzten Jahresviertel die Bestellungen der gewerblichen Auftraggeber für Tiefbauleistungen aus.
Insgesamt wurden im Berichtszeitraum des letzten Quartals 1999 um 18,0 % weniger Aufträge vom Berliner Bauhauptgewerbe verbucht als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Neben rückläufigen Bestellungen im Tiefbau (- 29,5 %) verzeichneten auch die mit Wohnungsbauleistungen befassten Unternehmen eine ausgeprägte Schwächephase (- 33,7 %). Lediglich der öffentliche Hochbau war im letzten Jahresviertel stabilisierender Faktor, so dass sich die Abnahme der Bestellungen für die gesamten Hochbauleistungen mit - 9,1 % in Grenzen hielt.
Im Verlauf des gesamten Baujahres 1999 waren nur wenig Lichtblicke bei der Auftragsakquisition des Berliner Bauhauptgewerbes zu vermelden. Tiefbauausführungen wurden verglichen mit 1998 insgesamt um 18,2 % weniger geordert, obwohl im ersten Halbjahr deutliche Auftragszuwächse aus der gewerblichen Wirtschaft verzeichnet wurden. Im Hochbau waren es die öffentlichen Auftraggeber, die ihre Aufträge um 9,6 % ausweiteten. Der Gewerbe- und Industriebau sowie der Wohnungsbau schwächten sich derart ab, so dass sich in der Summe aller Hochbaubestellungen eine Abnahme von 19,8 % ergab. Über das gesamte Jahr 1999 gesehen sind somit für das Berliner Bauhauptgewerbe rückläufige Ordereingänge in Höhe von 19,2 % zu verzeichnen.
Analog der schwachen Ordertätigkeit sind die Auftragsbestände im letzten Quartal 1999 ebenfalls deutlich abgebaut worden. Zum Jahresende 1999 betrugen die noch abzuarbeitenden Vorräte 3,2 Mrd. DM gegenüber 4,4 Mrd. DM zum Jahresschluss 1998. Das bedeutet eine Rückläufigkeit von 26,6 %. Besonders gravierend gingen die Bestände im gewerblichen Hochbau (- 41,8 %) und im Wohnungsbau (-27,2 %) zurück. Aus dem öffentlichen Hochbau waren in den Auftragsbüchern der bauausführenden Wirtschaft zwar um 37,9 % mehr Auftragsbestände verzeichnet, sie vermochten jedoch nicht die Rückläufigkeit der übrigen Sparten auszugleichen.
Für das Berliner Bauhandwerk berichtet die Handwerkskammer Berlin, dass die Auftragslage bei den bauhauptgewerblichen Betrieben unterschiedlich bewertet wird, die Indikatoren im 4. Quartal allerdings eine deutlich höhere Reichweite von 7,3 Wo-chen aufzeigen als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres (6,6 Wochen). Im Ausbaugewerbe zeigte die Konjunkturumfrage der Kammer, dass mehr Betriebe als angenommen Zuwächse bei den Auftragseingängen verzeichneten. Die Auftragspolster lagen hier mit 5,4 Wochen auch im Vergleich zum Vorjahr (4,9 Wochen) höher.
Die Statistik der Baugenehmigungen für 1999 deutet als Frühindikator künftiger Bauaktivitäten auf eine Erhöhung der Nachfrage nach Bauleistungen hin. Im 3. und 4. Vierteljahr des Baujahres sind 41,7 % bzw. 11,2 % mehr bauaufsichtliche Genehmigungen - gemessen am umbauten Raum - erteilt worden als in den Vergleichszeiträumen des Vorjahres. Über das gesamte Jahr gesehen haben die Bauaufsichtsämter Berlins um 5,5 % mehr Bauscheine ausgestellt als 1998. Besonders positiv zeigt sich, dass die Investitions- und damit die Bauabsichten von Industrie und Gewerbe ungebrochen zu sein scheinen. Allein die Genehmigungen für die gewerbliche Wirtschaft übertrafen das Vorjahresniveau um 40,9 %.

2. Bautätigkeit
Im Berichtszeitraum des letzten Vierteljahres 1999 hat die Bautätigkeit des Berliner Bauhauptgewerbes nahezu das Niveau des entsprechenden Vorjahresquartals gehalten. Das ist erstmals seit 1992 der Fall. Auch wenn das Leistungsniveau seit der Wende deutlich abgesunken ist, lässt diese Tendenz eine gewisse Hoffnung der Stabilisierung aufkeimen.
Die geleisteten Arbeitsstunden in den Betrieben des Berliner Bauhauptgewerbes unterschritten nur geringfügig das Ergebnis des entsprechenden Vorjahresquartals. Im Wohnungs- und im Straßenbau wurde sogar eine erhöhte Bautätigkeit gemessen, was sicher auch mit Terminsetzungen zum Jahresschluss zusammenhängt.
In der gesamten Jahresbilanz 1999 schlägt die zu Anfang des Baujahres stark eingeschränkte Bauproduktion noch erheblich zu Buche. Bemerkenswert ist, dass die im Vergleich zum Vorjahr fehlenden Bauaktivitäten in den weiteren Monaten mehr und mehr aufgeholt worden sind. Betrug die Rückläufigkeit im ersten Jahresviertel noch 14,6 %, so reduzierte sich der Abstand zum Schluss des Jahres auf 0,8 %. Vom Berliner Bauhauptgewerbe sind somit 1999 durchschnittlich 8,2 % weniger Arbeitsstunden geleistet worden als 1998. Nach Baubereichen gegliedert, stellt sich die Entwicklung der Bautätigkeit wie folgt dar:
- Wohnungsbau: -1,1% (Vorjahr: -16,5%)
- öffentlicher Bau und Verkehrsbau: -8,9% (Vorjahr: -9,2%)
- gewerblicher und industrieller Bau: -15,1% (Vorjahr: -18,7%).
Bei der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen sind ähnliche Stabilisierungstendenzen zu beobachten. Während im Durchschnitt des 1. Vierteljahres der Personalabbau noch 12,3 % betrug, verminderten sich die Beschäftigtenzahlen zum 31. De-zember 1999 auf 5,4 %. Damit hat sich der Personalstand der Berliner Unternehmen des Bauhauptgewerbes auf 35 789 tätige Personen (einschließlich Inhaber und mithelfender Familienangehörigen) reduziert. Vor einem Jahr um diese Zeit wurden 37 817 gezählt. Die Zahl der Facharbeiter - sie indizieren in besonderem Maße die qualitative Leistungsfähigkeit - ist in den Berliner Betrieben des Bauhauptgewerbes unterproportional um 4,1 % auf 16 889 Personen abgebaut worden.
Das Berliner Bauhandwerk konnte nach Umfrage der Handwerkskammer Berlin ihren Personalstand nicht halten. 42 % der befragten Betriebe meldeten einen niedrigeren Personalstand als im 3. Vierteljahr und gemessen an der Entwicklung vor einem Jahr wurde insgesamt ebenfalls mehr Personal abgebaut.

3. Preissituation
Der seit Mai 1996 anhaltende Rückgang der Baupreise in Berlin hat sich auch im 4. Quartal 1999 fortgesetzt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes erreichte der Index für den Neubau von Wohngebäuden einen Stand von 94,9 Punkten (1995 = 100). Somit war gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres ein Rückgang von 2,0 % zu verzeichnen. Für Bürogebäude wurde ein Indexstand von 96,4 (1995 = 100) oder - 1,5 % registriert. Der Preisindex für gewerbliche Bauten wies einen Indexstand von 96,4 Punkten (1995 = 100) auf. Hier betrug der Rückgang allerdings 1,7 %. Auch Schönheitsreparaturen in Wohnungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 % verringert. Der Index erreichte hier einen Stand von 98,7.
Die Rohbauarbeiten verbilligten sich gegenüber dem 4. Vierteljahr 1998 stärker als die Bauleistungen insgesamt. Der entsprechende Teilindex, der mit einer Gewichtung von 50 % in die Berechnung eingeht, ging um 2,8 % zurück und betrug 91,2. Hier wurde ein beträchtlicher Preiseinbruch bei Gerüstarbeiten in Höhe von 14,7 % verzeichnet, und Erdarbeiten wurden mit - 8,3 % ebenfalls erheblich billiger. Auch für die anderen Bauleistungen wurden niedrigere Preise gemeldet, lediglich bei Verbauarbeiten blieben die Preise konstant.
Mit - 1,1 % waren auch die Preise für Ausbauarbeiten (Gewichtung ebenfalls 50 %) rückläufig, wobei die Preisentwicklung bei den einzelnen Bauleistungen sehr unterschiedlich war. Preisanstiege bei Verglasungsarbeiten mit 5,1 % und Tischlerarbeiten mit 2,2 % standen Preisrückgängen bei Blitzschutzanlagen mit - 9,7 %, Fliesen- und Plattenarbeiten mit - 6,5 % oder Raumlufttechnischen Anlagen mit - 6,1 % gegenüber.
Auch bei dem für Berlin typischen Preisindex aller Tiefbauleistungen war ein Rückgang festzustellen. Er betrug 88,6 (Basis 1995 = 100) und lag damit um 3,1 % unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Im Leitungsbau gaben die Preise um 1,4 % nach; im Straßenbau und im Ingenieurbau gingen sie sogar um 4,9 % bzw. 2,4 % zurück.
Im gesamten Bundesgebiet gab es nur leicht rückläufige Preisveränderungsraten für Bauleistungen. Der Neubau von Wohngebäuden wurde im Durchschnitt aller Bundesländer gegenüber dem Vorjahr um 0,2 % billiger. Der bundesweite Index wurde im November 1999 mit 98,4 (1995 = 100) berechnet.
Auf dem Baustoffmarkt waren kaum Preisbewegungen zu beobachten. Lediglich bei den Rohstoffen wie bei leichtem Heizöl (+ 12,1 %) und bei Dieselkraftstoff (+ 5,7 %) setzte sich der Aufwärtstrend weiter fort. Auch der Kupferpreis erhöhte sich wieder, wenn auch nicht mit der Intensität der vergangenen Monate. Im vierten Quartal 1999 wurde gegenüber dem Vorquartal ein Anstieg um + 4,3 % festgestellt.

4. Arbeitsmarkt
Der Berliner Teilarbeitsmarkt für Bauberufe hat sich etwas aufgehellt. Nachdem erstmals seit 1991 zur Jahresmitte 1999 im Vorjahresvergleich sinkende Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen waren, setzten sich diese Entspannungstendenzen erfreulicherweise auch im letzten Quartal des Baujahres 1999 fort.
Am 31. Dezember 1999 stellt sich der Bauarbeitsmarkt in Berlin wie folgt dar:
Arbeitsmarktdaten am 31. Dezember
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1998 |
1999 |
Arbeitslose Bauarbeiter |
27 866 (27,3 %) |
26 023 (25,5 %) |
Offene Stellen |
582 |
317 |
Da die baukonjunkturellen Rahmenbedingungen keine nachhaltige Besserung signalisieren, dürften die Ursachen der Entspannung zumindest teilweise in der vom Bundesgesetzgeber korrigierten Wintergeldregelung liegen. Die Zahl der Kurzarbeiter im Baugewerbe ist ebenfalls zurückgegangen. Sie verminderte sich zum Ende des Jahres 1999 auf 662 Personen gegenüber 1 151 Personen vor einem Jahr.
Trotz der Entspannung auf dem Arbeitsmarkt des Bausektors kann die aktuelle Situation nicht zufrieden stellen. Eine Arbeitslosenquote von rd. 25 % ist weiterhin besorgniserregend, zumal auch die Nachfrage nach Baukräften sich auf einem äußerst niedrigen Niveau bewegt und fast ausschließlich auf Fachleute gerichtet ist.

5. Ausschreibungsergebnisse
Die Vergabe öffentlicher Bauaufträge Berlins schwächte sich im 4. Quartal 1999 erheblich ab. Gegenüber dem Vorquartal wie auch gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal wurden wertmäßig deutlich weniger Bauleistungen vergeben. Das lag vorwiegend an den weitgehend ausgeschöpften der im Haushalt 1999 zur Verfügung stehenden Baumittel sowie an der fehlenden Anschlussvergabe aus Verpflichtungsermächtigungen zu Lasten des kommenden Haushaltes. Das Haushaltsgesetz 2000 wird wegen der Abgeordnetenhauswahl im Oktober 1999 anders als in früheren Jahren erst Mitte April 2000 beschlossen. Bis dahin ist die Wirtschaftsführung nach Artikel 89 der Verfassung von Berlin und damit auch die Auftragserteilung stark eingeschränkt.
Die Höhe des durchschnittlichen Einzelauftragswertes sank im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal wie auch gegenüber dem Vorjahresquartal erheblich, was ein Zeichen des zunehmenden Trends zur kleinteiligen, gewerksweisen Vergabe ist.
Auch im gesamten abgelaufenen Jahr war diese Entwicklung festzustellen, so dass trotz Verminderung der Baumittel sich die Vergabeintensität erhöht hat. Dies wird auch durch die festgestellten einzelnen Auftragswerte, die im Jahresmittel um rd. 11 % abgesunken sind, bestätigt. Mit der vermehrten Kleinteiligkeit wird den mittelständischen Unternehmen die Teilnahme am Wettbewerb erleichtert.
Bei den Betrieben des Bauhandwerks zeichneten sich im Verlauf des Jahres 1999 verbesserte Auftragssituationen und gute Kapazitätsauslastungen ab, die im vierten Quartal einen Jahreshöchststand erreichten.
Aus den Angeboten für Baumaßnahmen Berlins wurde im vierten Quartal eine Preisentwicklung im Rohbau- wie auch im Ausbaubereich ersichtlich, die sich weiterhin auf niedrigem Niveau bewegt. Stärkere Preisrückgänge wurden nach wie vor bei Erd- und Straßenbauarbeiten im vierten Quartal verzeichnet.
Nach den bei der Senatsbauverwaltung festgestellten Angebotspreisen wurde der fortschreitende Preisrückgang im ersten und zweiten Quartal 1999 bei den Rohbauarbeiten im dritten und vierten Quartal nur leicht abgebremst, während sich bei den Ausbauarbeiten zum Jahresschluss ein Ende des Abwärtstrends abzeichnete.
Auch für den Berichtszeitraum des 4. Vierteljahres ist wiederholt festzustellen, dass der anhaltende Wettbewerbsdruck zu Angebotspreisen führte, deren Angemessenheit oftmals in Frage gestellt werden musste. Die Auswertung der Angebote und die bisherigen Erfahrungen bei Vergabeverfahren des Landes Berlin ergaben, dass Niedrigangebote oftmals dadurch erzielt wurden, dass der kalkulierte Zeitaufwand für die Teilleistung äußerst gering ausgewiesen worden ist. Es liegt hier die Vermutung nahe, dass bei Erbringung der fachgerechten Ausführung entweder Billiglohnkräfte zum Einsatz kommen und die gesetzlichen, tariflichen und vertraglichen Lohnbindungen nicht eingehalten werden. Bei deutlich zu niedrig kalkulierten Angeboten ist zu befürchten, dass die qualitativen Standards nicht eingehalten werden bzw. die Leistungen mangelhaft ausgeführt werden. Darüber hinaus ist die Gefahr der Insolvenz gegeben, wodurch letztendlich Mehrkosten für den Auftraggeber zu befürchten sind.

6. Ausschöpfung der Haushaltsmittel(einschließlich Unterhaltungsmaßnahmen sowie Auftragsverwaltung des Bundesministers für Verkehr)
Für Hochbauinvestitionen standen 1999 unter Berücksichtigung der Abgänge nach Kassenschluss Mittel in Höhe von 490,2 Mio. DM zur Verfügung, im Vergleich zum Vorjahr waren das 155,6 Mio. DM weniger. Für die bauliche Unterhaltung von Hochbauten fiel das Mittelvolumen mit 566,6 Mio. DM um 17,2 Mio. DM geringer aus. Die Auftragserteilungen aus Haushaltsmitteln des Jahres 1999 sowie aus Verpflichtungsermächtigungen zu Lasten künftiger Haushaltsjahre hatten in 1999 einen Umfang von 1,18 Mrd. DM. Im Vorjahr betrug dieses Volumen 1,45 Mrd. DM.
Die geleisteten Zahlungen für Hochbaumaßnahmen betrugen 1038,3 Mio. DM und lagen um 152,5 Mio. DM oder um 14,7 % unter dem Ergebnis des Vorjahres. Die Restebildung wird weiterhin äußerst restriktiv gehandhabt. Für das Haushaltsjahr 2000 durften für Hochbauvorhaben lediglich Reste in Höhe von 18,4 Mio. DM gebildet werden, das sind 20,4, Mio. DM weniger als vor einem Jahr.
Für Tiefbauinvestitionen standen den Baudienststellen des Landes unter Berücksichtigung der Abgänge nach Kassenschluss für das abgelaufene Jahr in Höhe von 172,4 Mio. DM zur Verfügung, das waren 53,9 Mio. DM weniger als vor einem Jahr. Der Mittelrahmen für Unterhaltungsmaßnahmen fiel 1999 mit 126,1 Mio. DM geringfügig höher aus als 1998, nämlich um 1,3 Mio. DM.
Im Verlauf des Haushaltsjahres 1999 wurden für 679,8 Mio. DM Tiefbauaufträge zu Lasten des laufenden Haushaltsjahres und künftiger Haushalte einschließlich der Entwässerungsanlagen und des Bundesfernstraßenbaus erteilt. Verglichen mit 1998 waren das 475,3 Mio. DM oder 41,1 % weniger.
Die geleisteten Zahlungen lagen im Tiefbau um 182,1 Mio. DM oder 27,5 % unter dem Vorjahresniveau; sie betrugen insgesamt 479,8 Mio. DM. Reste wurden keine gebildet.

7. Gesamtbeurteilung der Baukonjunktur
Nach vorläufigen Berechnungen wurde auf den Baustellen Berlins 1999 ein Bauvolumen in Höhe von rd. 26,0 Mrd. DM erwirtschaftet. Dieser Wert umfasst alle Leistungen, die der Errichtung, Verbesserung oder Reparatur von Anlagen dienen, die unmittelbar mit dem Grund und Boden verbunden sind und nicht zur maschinellen Ausrüstung gehören. Das Bauvolumen wies damit nach 1997 und 1998 erneut eine Rückläufigkeit auf. Es ist nominal um rd. 7 % zurückgegangen. Bei Berücksichtigung der jahresdurchschnittlichen Preisabschläge bei Bauleistungen in Höhe von 2,2 % bedeutet das eine reale Abnahme des Berliner Bauvolumens von rd. 5 %.
Die rückläufige Tendenz der Bautätigkeit und der Beschäftigtenzahlen scheint sich abzuschwächen und auch auf dem Arbeitsmarkt für Bauberufe sind Lichtblicke erkennbar. Ob sich daraus eine grundlegende Trendumkehr herausbilden kann, wird davon abhängen, inwieweit es der bauausführenden Wirtschaft Berlins gelingt, die angestiegenen Investitionsabsichten der gewerblichen Wirtschaft in Aufträge und eigene Beschäftigung umzusetzen. Hier wird sich erweisen müssen, ob die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Unternehmen ausgeprägt genug ist, um auch die Standortvorteile zu ihren Gunsten bei der Auftragsakquisition einzusetzen.
Im Vergleich zu Brandenburg hat das Berliner Bauhauptgewerbe jedenfalls 1999 ungünstig abgeschnitten. Die Rückläufigkeit bei Beschäftigung und Bautätigkeit war in Berlin größer als in Brandenburg, und in der Umsatzentwicklung konnten die Brandenburger Unternehmen leichte Zuwächse erzielen, während die städtischen Betriebe Einbußen in Höhe 12,9 % hinnehmen mussten.
Das handwerkliche Bauhaupt- und Ausbaugewerbe hat im Baujahr 1999 offensichtlich erheblich besser abgeschnitten als die großen und mittleren Unternehmen. Auch wenn von Kapazitätsaufstockungen nur in begrenztem Umfang berichtet wurde, ist das Berliner Bauhandwerk offensichtlich besser darauf eingerichtet, sich veränderten Markt- und Wettbewerbsbedingungen anzupassen.
In Anbetracht der Schwäche der öffentlichen Haushalte können für das bevorstehende Baujahr 2000 die Impulse für ein stabiles Baugeschehen nur von der Wirtschaft selbst kommen. Nach den Konjunkturprognosen sind die Rahmenbedingungen dafür gegeben und die Baugenehmigungen bestätigen, dass die Investitionstätigkeit nicht einbricht. Die in der Stadt zu erwartenden Bauleistungen vermögen die hiesigen Kapazitäten durchaus auszulasten.

8. Empfehlungen
Bei der Vergabe von Bauleistungen - mit Ausnahme des Straßen-, des Garten- und des Landschaftsbaus - ist weiterhin das Berliner Vergabegesetz (VgG Bln) vom 9. Juli 1999 anzuwenden. Danach soll die Vergabe dieser Leistungen mit der Auflage erfolgen, dass die Unternehmen ihre Arbeitnehmer bei der Ausführung dieser Leistungen nach den jeweils in Berlin geltenden Entgelttarifen entlohnen und dies auch von ihren Nachunternehmern verlangen.
Der Kartellsenat des Bundesgerichtshofs hat am 18. Januar 2000 beschlossen, das Verfahren über die Rechtsbeschwerde Berlins gegen die Entscheidung des Kammergerichts, die Forderung von Tariftreueerklärungen im Straßenbau zu untersagen, auszusetzen. Die Kartellsache wird dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt.
Bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist somit von den Baudienststellen weiterhin die Erklärung zur Einhaltung der in Berlin geltenden Entgelttarife zu fordern. Ausgenommen hiervon sind die Vergabeverfahren im Straßen-, Garten- und Landschaftsbau. Auf das Rundschreiben Sen BauWohnV VI Nr. 9/1999 vom 28.07.1999 wird hingewiesen.
Darüber hinaus wird darauf aufmerksam gemacht, dass die erhöhte Wertgrenze für Beschränkte Ausschreibungen mit dem 31.12.1999 ausgelaufen ist. Ab dem 01.01.2000 gilt für diese Vergabeart wieder die haushaltsrechtliche Regelung (§ 55 AV LHO) mit einem Wert bis zu 200 000 DM.
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