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Archiv: Berliner Baukonjunktur
Bericht Berliner Bauwirtschaft 4/2001
Vierteljahresbericht über die Entwicklung
der Berliner Bauwirtschaft 4/2001
(publiziert im April 2002)
1. Auftragslage
Gemessen an den Auftragseingängen setzte sich die schwache Bestelltätigkeit der Vorquartale auch im 4. Vierteljahr des Jahres 2001 fort. Insgesamt wurden im Berichtsquartal 29,6% weniger Aufträge vom Berliner Bauhauptgewerbe verbucht als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres, darunter ein Minus von 30,9% bei Hochbau- und ein solches von 27,7% bei Tiefbaubestellungen. Überproportionale Rückgangsraten wurden von den Unternehmen vor allem bei Hochbauaufträgen von öffentlichen Auftraggebern (-51,7%) sowie von Wohnungsbauherren (-44,3%) verzeichnet, neben weiterhin rückläufigen Bestellungen von Investoren des gewerblichen Tiefbaus (-47,6%). Dem allgemeinen Trend wurde einzig und allein durch die Ordertätigkeit der öffentlichen Hand bei Straßenbauleistungen entgegen gewirkt, denn hier konnten die Berliner Unternehmen des Bauhauptgewerbes ihren Auftragseingang gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 14,2% erhöhen.
Berichten der Handwerkskammer Berlin zufolge füllten sich die Auftragsbücher für die Mehrzahl der Betriebe des Bauhaupt- und des Ausbaugewerbes im vierten Vierteljahr 2001 nicht wie erwartet und unterschritten die Auftragsergebnisse des Vorjahres.
Im Verlauf des gesamten Jahres 2001 gab es für die Berliner Unternehmen des Bauhauptgewerbes bedingt durch die schwache Auftragsaquisition wenig Grund zur Freude. Über das gesamte Jahr gesehen verzeichneten die Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr einen Bestellrückgang von 33,6%, womit sich der Abwärtstrend gegenüber den Vorjahren erheblich verstärkte. Bezogen auf das Jahr 1999 betrug die Minderung der Auftragseingänge im Jahr 2000 noch 10,8%. Der negative Trend verstärkte sich insbesondere bei Hochbauaufträgen. Wurde im Jahre 2000 noch eine minimale Veränderung von -6,3% gegenüber dem Vorjahr verzeichnet, so verstärkte sich im Jahre 2001 der Abwärtstrend beim Vorjahresvergleich auf -44,2%. Verantwortlich hierfür waren vor allem die in die Gesamtrechnung der Hochbauaufträge besonders wertgewichtig einfließenden Bestellungen von Industrie und Gewerbe mit einem Rückgang von rund 696 Mio. DM (-40,9%) sowie die Orderschwäche der Wohnungswirtschaft. In Anbetracht einer weitestgehenden Bedarfsdeckung an Wohnungen reduzierte sich die Nachfrage um 526 Mio. DM (-49,0%). Einen geringeren Einfluss auf die negative Gesamtentwicklung der Auftragseingänge beim Berliner Bauhauptgewerbe nahm hingegen der öffentliche Hochbau mit einem Bestellrückgang von rund 200 Mio. DM (-45,0%).
Für Tiefbauaufträge deutete sich im Jahr 2001 ein Ende der Talfahrt auf niedrigem Niveau an. Die Nachfrage nach Tiefbauleistungen bei Berliner Unternehmen betrug im Jahr 2001 10,0% weniger als im Vorjahr, gegenüber Auftragseinbußen von 19,5% im Jahresvergleich 1999/2000. Stabilisierende Wirkungen gingen im Jahre 2001 ausschließlich vom öffentlichen Tiefbau aus, insbesondere vom öffentlichen Straßenbau mit einem Plus von 12,6%, aber auch vom nur geringfügig verminderten Ingenieur- und Brückenbau (-8,5%). Verursacher der im Vergleich zum Vorjahr anhaltenden Abwärtsentwicklung beim Tiefbau blieb der gewerbliche Tiefbau mit einem Bestellabbau von 26,2%.
Entsprechend der schwachen Ordertätigkeit sind auch die Auftragsbestände im letzten Quartal des Jahres 2001 deutlich abgebaut worden. Mit rund 2,0 Mrd. DM unterschritten die am 31.12.2001 noch abzuarbeitenden Bauaufträge den entsprechenden Vorjahresstand (2,8 Mrd. DM) um 29,9%. Besonders gravierend gingen die Bestände im Wohnungsbau (-70,8%), im besonders wertgewichtigen gewerblichen Hochbau (- 504 Mio. DM, das entspricht -39,9%) sowie im öffentlichen Ingenieur-, Brücken- und Kanalbau (-37,5%) zurück. Durch die Steigerung der Bestellungen im öffentlichen Hochbau (+42,3 %) und im öffentlichen Straßenbau (+45,4%) lagen die Auftragsbestände im gesamten öffentlichen Bau mit rund 901 Mio. DM um 0,6% niedriger als vor Jahresfrist und trugen somit etwas zur Stabilisierung der Auftragslage der Unternehmen des Berliner Bauhauptgewerbes zum Jahresende bei.
Über das gesamte Jahr 2001 betrachtet, fiel der durchschnittliche Auftragsbestand der Unternehmen des Berliner Bauhauptgewerbes um 37,2% geringer aus als im Vorjahr, davon um -45,3% beim Hochbau und um -16,1% beim Tiefbau. Darunter verzeichnete der Wohnungsbau mit einem Minus von 65,9% den deutlichsten Einbruch, der sich gegenüber dem Jahresvergleich 2000/1999 (-35,1%) nochmals erheblich verstärkte. Den wertgewichtigsten Rückgang des durchschnittlichen Auftragsbestandes musste das Berliner Bauhauptgewerbe jedoch bei den Bestellungen von Industrie und Gewerbe hinnehmen. Relativ war das ein Minus von 40,3% gegenüber einer moderaten Reduzierung von 5,3% beim Jahresvergleich 2000/1999.
Neben der insgesamt rückläufigen Auftragssituation lässt auch die Baugenehmigungsstatistik als Frühindikator künftiger Bauaktivitäten weiterhin eine insgesamt abnehmende Bautätigkeit erwarten. Die Bauaufsichtsämter Berlins haben im vierten Vierteljahr 2001, gemessen am umbauten Raum, 30,6% weniger Erlaubnisse für Hochbauten ausgesprochen als im entsprechenden Vorjahresquartal. Insgesamt lag die genehmigte Kubatur des Jahres 2001 um 23,5% unter dem Wert des Vorjahres, womit sich der beim Jahresvergleich 2000/1999 festgestellte starke Abwärtstrend (-30,8%) deutlich abschwächte. Der Schwerpunkt der insgesamt im Land Berlin genehmigten Kubatur, der im Jahre 2000 noch mit 46,5% bei den Wohngebäuden lag, verminderte sich im Jahre 2001 auf einen Anteil von 38,2%. Demgegenüber erhöhte sich der Anteil für Industrie- und Gerwerbebauten von 44,6% im Jahre 2000 auf 53,6% im Berichtsjahr. Der Anteil des öffentlichen Bauens verminderte sich nach 12,9% im Jahre 1999 und 8,9% im Jahre 2000 auf einen marginalen Anteil von 8,2% im abgeschlossenen Berichtsjahr.
Bauaufsichtliche Genehmigungen im Land Berlin
Abweichungen in % - 4. Vierteljahr 2001 / 4. Vierteljahr 2000
Wohnungsbau: - 37,3
Öffentlicher Bau: -29,2
Industrie und Gewerbe: - 8,0
Insgesamt: - 23,5
Die Kubatur der insgesamt im Land Berlin erteilten Baugenehmigungen fiel in den vergangenen 12 Monaten mit 6,1 Mio. m³ erstmalig unter das Genehmigungsvolumen von 6,6 Mio. m³ im Jahre 1991, nachdem im Zuge des Berliner Baubooms im Jahre 1995 der Spitzenwert von 18,8 Mio. m³ erreicht wurde.

2. Bautätigkeit
Die Entwicklung der Bautätigkeit, der Beschäftigtenzahlen sowie der Umsätze des Berliner Bauhauptgewerbes ist wie bereits im Vorquartal so auch im Berichtszeitraum im Vergleich zur jeweiligen Vorjahresfrist abwärts gerichtet. Die Personalkapazitäten bewegen sich nach wie vor auf dem niedrigsten Stand seit dem Fall der Mauer. Die Beschäftigtenzahlen sind innerhalb eines Jahres - Stand 31. Dezember 2001 - um 4.731 Personen oder 15,5% reduziert worden. Insgesamt verringerte sich der Personalstand aller Berliner Betriebe des Bauhauptgewerbes zum 31. Dezember 2001 auf 25.767 tätige Personen (einschließlich Inhaber und mithelfender Familienangehöriger). Vor einem Jahr waren noch 30.498 Personen beschäftigt. Da die Rückläufigkeit insbesondere im zweiten Quartal des laufenden Jahres einen Höhepunkt (-19,1%) erreichte, bedeutet dies im Jahresmittel einen Beschäftigungsabbau im Berliner Bauhauptgewerbe von 17,5%. Mit einer überproportionalen Reduzierung von 19,2% waren davon insbesondere die gewerblichen Arbeitnehmer betroffen. Darunter ist allein die Zahl der Facharbeiter - an der in besonderem Maße die qualitative Leistungsfähigkeit der Unternehmen beurteilt werden kann - in den Berliner Betrieben im Jahresmittel um 19,9% zurückgegangen. Die in die Zukunft der Branche weisende Anzahl der gewerblich Auszubildenden nahm im Jahre 2001 sogar um 23,3% ab. Die geringste Abnahme verzeichnete hingegen die Gruppe der tätigen Inhaber sowie der kaufmännischen und technischen Angestellten.
Deutlich wird die Entwicklung insbesondere durch die sich seit Jahren abzeichnende Verschiebung der relativen Anteile an der Gesamtbeschäftigungszahl zu Ungunsten der gewerblich Beschäftigten. So stand im Berliner Bauhauptgewerbe zum Ende des Jahres 2001 den 17.285 Bauarbeitern eine Anzahl von insgesamt 8.482 tätigen Inhabern sowie kaufmännisch und technisch Angestellten gegenüber, in Brandenburg waren das 37.765 Bauarbeiter gegenüber 10.665 tätigen Inhabern sowie kaufmännisch und technisch Angestellten.
Der Schwerpunkt der Rückläufigkeit beim gewerblichen Personal im Baujahr 2001 offenbart, wie bereits in den Vorjahren, die seit Anfang der neunziger Jahre ansteigende Einbeziehung von auswärtigen Subunternehmern bei der Realisierung der Bauleistungen.
Auch die Bautätigkeit des Berliner Baugewerbes verläuft zum Jahresende weiterhin schwach. Von den Betrieben des Bauhauptgewerbes wurden im Dezember insgesamt 21,3% weniger Arbeitsstunden geleistet als im entsprechenden Vorjahresmonat. Im vierten Quartal verringerte sich die Arbeitsintensität gegenüber der Vorjahresfrist um 14,5%, darunter besonders stark im öffentlichen Hochbau (-20,3%) und im gewerblichen Hochbau (-18,0%). Insgesamt betrachtet liegt der Schwerpunkt der Abnahme mit 15,2% beim Hochbau gegenüber einem unterproportionalen Rückgang von 13,0% beim Tiefbau.
Im Jahresverlauf lag die Bautätigkeit der Berliner Unternehmen des Bauhauptgewerbes um insgesamt 20,3% unter der Vorjahresproduktion, darunter mit Minusraten von 22,6% im Hochbau sowie 14,7% im Tiefbau. Von der Abschwächung besonders betroffen waren der öffentliche Hochbau (-30,3%) und der Wohnungsbau (-27,6%). Demgegenüber verzeichneten die im öffentlichen Straßenbau tätigen Betriebe vergleichsweise den geringsten Produktionsrückgang (-3,7%).
Insgesamt betrachtet, verminderte sich die Rückläufigkeit der Bauproduktion des Berliner Bauhauptgewerbes vom zweiten bis zum vierten Quartal des Jahres 2001, nachdem diese, gemessen an den geleisteten Arbeitsstunden, im Laufe des Jahres 2000 bis zum ersten Quartal des Berichtsjahres erheblich zugenommen hatte.
Nach Baubereichen gegliedert, stellt sich die Entwicklung der Bautätigkeit im Vorjahresvergleich 2001/2000 wie folgt dar:
- Wohnungsbau: -27,6% (Vorjahr: -17,8%)
- öffentlicher Bau und Verkehrsbau: -18,1% (Vorjahr: -16,2%)
- gewerblicher und industrieller Bau: -13,8% (Vorjahr: -9,6%).
Dem negativen Trend der Bauproduktion und der Beschäftigung folgten auch die Umsätze des Berliner Bauhauptgewerbes. Mit saisonal bedingten Zuwächsen bewegten sich die Umsätze im Jahresverlauf auf geringem Niveau und betrugen im Gesamtergebnis rund 5,8 Mio. DM gegenüber rund 7,3 Mio. DM im Jahre 2000. Der Jahresumsatz verminderte sich somit im Vergleich zum Vorjahr um 21,2%, darunter 27,3% beim Hochbau und 6,5% beim Tiefbau. Der Relation nach die stärksten Umsatzeinbußen meldeten die Unternehmen bei öffentlichen Hochbauleistungen (-50,4%) sowie bei Wohnungsbauleistungen (-29,3%), die zugleich wertmäßig den höchsten Rückgang verzeichneten. Umsatzsteigerungen verbuchten einzig und allein die im öffentlichen Straßenbau tätigen Unternehmen mit einem Plus von 13,3 %.
Auch die Handwerkskammer Berlin berichtet, Ergebnissen einer Umfrage unter Betrieben des Bauhauptgewerbes zufolge, nach einer für das Sommerquartal zu schwach ausgefallenen konjunkturellen Belebung von einer anhaltenden Nachfrageschwäche für das vierte Quartal 2001. Im handwerklichen Ausbaugewerbe wird gegenüber dem dritten Quartal von einem regelrechten Einbruch der konjunkturellen Lage mit Auftrags- und Umsatzrückgängen sowie erhöhten Einkaufspreisen berichtet. Da im Jahresverlauf jedoch zugleich verlängerte Auftragsreichweiten und höhere Betriebsauslastungen notiert wurden, ist daraus ein weiterer Beschäftigungsabbau zu schließen.

3. Preissituation
Nach Feststellungen des Statistischen Landesamtes Berlin setzte sich der seit Mai 1996 zu verzeichnende Rückgang der Preise für Bauleistungen auch im vierten Quartal 2001 weiter fort. Der Preisindex für den Neubau von Wohnungen erreichte im November 2001 einen Stand von 91,1 Punkten (Basis 1995 =100). Gegenüber dem vergleichbaren Monat des Vorjahres ist somit eine Veränderung von -1,7% zu registrieren. Der seit vier Quartalen anhaltende Trend geringer werdender Indexrückgänge brach damit ab.
Für Bürogebäude errechnete das Statistische Landesamt im Vorjahresvergleich einen Preisrückgang um 1,1%; der Index erreichte hier im November einen Stand von 94,1 Punkten (Basis 1995 = 100). Der Preisindex für gewerbliche Betriebsgebäude betrug 94,6 Punkte (Basis 1995 = 100); er sank gegenüber der Vorjahresfrist um 1,0%.
Der Teilindex für Rohbauarbeiten, der mit einer Gewichtung von 50% in die Berechnung einfließt, wies im November 2001 ein Minus von 2,7% im Vergleich zum Vorjahr auf . Der Index betrug 85,4 Punkte (Basis 1995 = 100). Hier hatte der weit überwiegende Teil der Bauleistungen Preisrückgänge zu verzeichnen. Diese fielen bei Gerüst-, Abdichtungs- und Maurerarbeiten besonders hoch aus (-8,0% bzw. -5,5% und -5,2%). Preissteigerungen meldeten die Auskunft gebenden Firmen für Stahlbauarbeiten und für Entwässerungskanalarbeiten (+0,7% bzw. +0,2%).
Der Teilindex für Ausbauarbeiten sank gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um insgesamt 0,8% auf einen Stand von 96,8 Punkten (1995 =100). Die Entwicklung der Preise der einzelnen Bauleistungen war dabei sehr heterogen. Sie reichte von Preisrückgängen um 5,0% bzw. 4,3% bei Betonwerksteinarbeiten bzw. Maler- und Lackiererarbeiten bis zu Preisanhebungen um 6,9% bzw. 3,6% für Gussasphaltarbeiten bzw. für Verglasungsarbeiten.
Auch bei dem für Berlin typischen Preisindex aller Tiefbauleistungen war ein Rückgang festzustellen. Er betrug zur Mitte des Quartals 85,8 Punkte (Basis 1995 = 100) und lag damit um 0,9% unter dem Vergleichswert des Vorjahres bzw. 0,1% unter dem Vorquartal. Die größten Rückgänge wurden erneut im Ingenieurbau (-1,7%), im sonstigen Tiefbau (-1,6%) und im Leitungsbau (-1,5%) verzeichnet gegenüber einem moderaten Rückgang im Straßenbau (-0,6%). Die Messzahlen für bestimmte Tief- und Straßenbauleistungen stellen sich im November wie folgt dar (Basis 1995 = 100):
2000
Bituminöse Tragschicht: 87,3
Frostschutzschicht herstellen: 84,8
Asphaltbinder: 86,7
Gussasphaltdecke: 83,7
Betonfahrbahndecke: 93,8
2001
Bituminöse Tragschicht: 88,4
Frostschutzschicht herstellen: 84,8
Asphaltbinder: 93,0
Gussasphaltdecke: 84,1
Betonfahrbahndecke: 93,6
Veränderung in % (2000/2001)
Bituminöse Tragschicht: 1,3
Frostschutzschicht herstellen: 0,0
Asphaltbinder: +7,3
Gussasphaltdecke: +0,5
Betonfahrbahndecke: -0,2
Im gesamten Bundesgebiet haben sich die Baupreise weiter rückläufig entwickelt. Im Durchschnitt aller Bundesländer lagen sie für Bauleistungen an Wohngebäuden (Neubau) im November 2001 um 0,4% niedriger als vor einem Jahr. Der bundesweite Index betrug im Monat November 98,3 Punkte (Basis 1995 = 100).
Die unterschiedliche Preisentwicklung ist im vierten Quartal des Jahres 2001 auch im Baustoffbereich zu beobachten. Während die Preise der Mehrzahl der betrachteten Baustoffpreise gegenüber dem Jahresanfang unverändert geblieben bzw. gestiegen sind, setzte insbesondere im Mineralölsektor ein Preisverfall ein. Dieselkraftstoff und leichtes Heizöl reduzierten sich um 3,4% bzw. 9,5% gegenüber dem ersten Quartal des Jahres. Auch der Kupferpreis setzte seine Abwärtsbewegung weiter fort. Gegenüber dem ersten Quartal verringerte er sich um 15,5% bzw. gegenüber der Vorjahresfrist um 23,7%. Erhöhungen verzeichneten insbesondere Mineralfaserdämmstoffe (+23,9% bis zu +30,8%), bituminöses Mischgut (+12,3% bis zu +15,3%) und Trinidad-Equere (+22,0%). Die Preise für Formstahl erhöhten sich um 2,5%, für Zement zwischen 0,8% und 1,7% und für Mörtel um 1,6%.

4. Arbeitsmarkt
Auch im letzten Jahresviertel des Baujahres 2001 hat sich die negative Entwicklung auf dem Berliner Teilarbeitsmarkt für Bauberufe fortgesetzt. Die im Oktober auf ein Jahrestief abgefallene Anzahl arbeitslos gemeldeter Bauarbeiter erhöhte sich bis zum Jahresende erneut auf einen Stand von 30.372 Personen, das sind 35,0% aller verfügbaren Arbeitskräfte des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes. Davon entfällt eine Quote von 45,1% auf das Bauhauptgewerbe und von 26,4% auf das Ausbaugewerbe. Das Vorjahresniveau wurde damit um insgesamt 1.912 beschäftigungslose Personen übertroffen. Mit der vorliegenden Bauarbeitslosenquote von 35% wurde der höchste im Dezember gemeldete Stand seit dem Jahre 1991 erreicht. Insgesamt stellt sich zum Jahresende die Arbeitsmarktsituation wie folgt dar:
Arbeitsmarktdaten am 31. Dezember
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2000 |
2001 |
Arbeitslose Bauarbeiter |
28.460 (32,8%) |
30.372 (35,0%) |
Offene Stellen |
145 |
252 |
Im Jahresdurchschnitt 2001 waren 29.560 Bauleute ohne Beschäftigung bei den Arbeitsämtern registriert, dies war ein Anstieg gegenüber dem Jahre 2000 von 1.949 Personen oder 7,1%. Die Nachfrage nach Arbeitskräften, gemessen an den bei den Arbeitsämtern gemeldeten offenen Stellen, ist im Jahresverlauf bis zum September kontinuierlich gestiegen, um sich bis zum Jahresende erneut deutlich abzuschwächen. Zu den Vergleichsjahren 1999 und 1998 bewegte sich die Nachfrage nach Arbeitskräften auf einem insgesamt niedrigen Niveau.
Die Zahl der Kurzarbeiter nahm im vierten Quartal des Jahres 2001 um 193 Beschäftigte zu und betrug somit zum 31. Dezember 997 Personen, vor einem Jahr waren es 951.

5. Ausschreibungsergebnisse
Die Vergabe öffentlicher Aufträge Berlins schwächte sich im 4. Vierteljahr des Jahres 2001 erheblich ab. Das lag vorwiegend an der stark forcierten Mittelausschöpfung in den vorangegangenen Quartalen, insbesondere im ersten Quartal, sowie den abgesenkten verfügbaren Baumitteln. Zu Lasten des laufenden und künftiger Haushaltsjahre lag das Auftragsvolumen im Gesamtjahr um rd. 8,8% unter dem Vorjahresergebnis.
Im Rahmen des abgesenkten Vergabevolumens konnten sich die Berliner Baubetriebe im gesamten Jahr 2001 erfolgreich im Wettbewerb um Bauaufträge des Landes Berlin behaupten. Den weit überwiegenden Teil, d.h. rund 78% des Volumens aller vergebenen Aufträge, konnten Betriebe mit Sitz in Berlin an sich binden. Bei der Auswertung der Auftragsvergaben wurde ferner festgestellt, dass in den besonders wertgewichtigen Segmenten der nationalen Öffentlichen Ausschreibung und dem europaweiten Offenen Verfahren Berliner Unternehmen im Jahr 2001 den hohen Anteil von 72% bzw. 88% des Auftragsvolumens aquirierten. Hier liegt die Vermutung nahe, dass die Angebote von vornherein unter Einbeziehung von Nachunternehmern kalkuliert worden sind, die die Bauleistungen in erheblichem Umfang mit niedrig entlohnten Arbeitskräften erstellen.
Nach Beschränkten Ausschreibungen entfiel wie bereits in den Vorjahren der weit überwiegende Anteil des Auftragsvolumens (88%) an Berliner Betriebe.
Für das Berichtsjahr ist erneut festzustellen, dass der anhaltende Wettbewerbsdruck insbesondere beim Bauhauptgewerbe und im Tiefbau zu Angebotspreisen führte, deren Angemessenheit oftmals in Frage zu stellen war. Gering kalkulierte Zeitansätze mussten für Teilleistungen häufig angezweifelt werden und der Kostenfaktor "Wagnis und Gewinn" blieb in zunehmendem Maße bei der Preisbildung unberücksichtigt.

6. Ausschöpfung der Haushaltsmittel(einschließlich Unterhaltungsmaßnahmen sowie Auftragsverwaltung des Bundes)
Ende Dezember 2001 standen für Hochbaumaßnahmen des Landes unter Berücksichtigung der Abgänge nach Kassenschluss 771,0 Mio. DM zur Verfügung (Vorjahr: 938,7 Mio. DM), für Bauvorhaben des Tiefbaus waren es 327,2 Mio. DM (Vorjahr: 383,6 Mio. DM). Es konnten somit für Hoch- und Tiefbauinvestitionen einschließlich baulicher Unterhaltung über 1.098,2 Mio. DM Haushaltsmittel (Vorjahr: 1.322,3 Mio. DM) verfügt werden; dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 224,1 Mio. DM beziehungsweise einem Minus von 16,9%.
Im Haushaltsjahr 2001 wurden insgesamt für 754,7 Mio. DM Hochbauaufträge vergeben, demgegenüber steht eine Auftragsvergabe von 818,8 Mio. DM im Jahre 2000. Für Tiefbauvorhaben wurden Aufträge in Höhe von 291,1 Mio. DM erteilt; das waren 36,6 Mio. DM weniger als im Vorjahr (327,7 Mio. DM). Die Auftragsbindung lag im Hochbau mit 99,6% geringfügig über dem Vorjahresergebnis von 99,1%. Im Tiefbau waren die verfügbaren Mittel mit 98,9% ebenfalls etwas stärker auftragsgebunden (Vorjahr: 98,1%). Die geleisteten Zahlungen betrugen für Hochbaumaßnahmen 767,7 Mio. DM (Vorjahr: 930,6 Mio. DM), das sind 162,9 Mio. DM (- 17,5 %) weniger als im Vorjahreszeitraum. Am Ende des Jahres belief sich die Ausschöpfung der verfügbaren Mittel auf 99,6% (Vorjahr: 99,1%).
Im Tiefbau wurden für Baumaßnahmen 323,7 Mio. DM (Vorjahr: 376,3 Mio. DM) abgerechnet. Auch hier liegt das Ergebnis mit 52,6 Mio. DM (- 14,0%) unter dem Vorjahreswert. Das Mittelvolumen wurde zu 98,9% ausgeschöpft (Vorjahr: 98,1%).
Die Bildung von Haushaltsresten wird weiterhin restriktiv gehandhabt. Für das Haushaltsjahr 2002 durften Reste in Höhe von 3,4 Mio. DM für Hochbauvorhaben und 3,5 Mio. DM für Maßnahmen des Tiefbaus gebildet werden, im Vorjahr waren es im Hochbau 8,1 Mio. DM und 7, 4 Mio. DM im Tiefbau.
Über die Höhe der Verpflichtungsermächtigungen zu Lasten künftiger Haushaltsjahre kann derzeit aus datentechnischen Gründen noch keine Angabe gemacht werden.

7. Gesamtbeurteilung der Baukonjunktur
In der Berliner Bauwirtschaft setzte sich die konjunkturelle Talfahrt im Baujahr 2001 fort. Die erforderlichen Impulse einer verbesserten Nachfrage wie auch die einer verstärkten Wettbewerbsfähigkeit blieben aus, so dass Personalabbau und Produktionsrückgänge bis zuletzt anhielten. Demzufolge war auch der Berliner Teilarbeitsmarkt für Bauberufe von ausgeprägten Schwächetendenzen gekennzeichnet.
Dabei hätte das insgesamt in der Stadt realisierte Bauvolumen ausgereicht, alle Berliner Personalkapazitäten zu beschäftigen. Nach vorläufigen Berechnungen wurde auf den Baustellen Berlins im Jahre 2001 ein Bauvolumen in Höhe von rd. 20,0 Mrd. DM erwirtschaftet, im Vorjahr waren das noch rd. 24 Mrd. DM. Dieser Wert umfasst alle Leistungen, die der Errichtung, Verbesserung oder Reparatur von Anlagen dienen, die unmittelbar mit dem Grund und Boden verbunden sind und nicht zur maschinellen Ausrüstung gehören. Das Bauvolumen wies damit, wie bereits im Vorjahr, erneut eine Rückläufigkeit auf. Es ist nominal um rd. 16,7% zurückgegangen. Unter Berücksichtigung des jahresdurchschnittlichen Preisabschlags bei Bauleistungen in Höhe von 1,6% bedeutet das eine reale Abnahme des Berliner Bauvolumens um rd. 15,3%.
Der Vergleich des Bauvolumens des Jahres 2001 mit jenem des Jahres 1991 macht deutlich, dass die derzeitige Bautätigkeit auf den Berliner Baustellen noch immer erheblich über jener vor Einsetzen des hauptstadtbedingten Baubooms liegt. Die Anhebung des Bauvolumens von 16,0 Mrd. DM im Jahre 1991 auf 20,0 Mrd. DM im Jahre 2001 entspricht einer indexbereinigten Steigerung von 14,1%.
Im Vergleich zum Brandenburger hat das Berliner Bauhauptgewerbe auch im Baujahr 2001 ungünstiger abgeschnitten. Die Rückläufigkeit bei Beschäftigung und Bautätigkeit war in Berlin im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 bzw. 6,2 Prozentpunkte größer als in Brandenburg. Insgesamt betrachtet bestehen in Brandenburg nach wie vor hohe Beschäftigungskapazitäten, da der Beschäftigungsabbau in Brandenburg bei weitem nicht die Berliner Ausmaße angenommen hat. Gegenüber dem Basisjahr 1991 verminderte sich die Anzahl der insgesamt im Bauhauptgewerbe Beschäftigten im Land Brandenburg um lediglich 17,5%, während sich diese in Berlin um 54,7% reduzierte.
Ungünstiger schnitten die Berliner Unternehmen des Bauhauptgewerbes aber auch bei der im Jahr 2001 erzielten Umsatzentwicklung ab. Im Vergleich zum Jahre 2000 mussten die Brandenburger Unternehmen lediglich einen Umsatzrückgang von 13,3% hinnehmen, während dieser für die Berliner Unternehmen bei 21,2% lag. Das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe des Berliner Handwerks hatte wie auch die industriell und mittelständisch ausgerichtete Bauwirtschaft im Verlauf des Baujahres 2001 erhebliche Probleme zu bewältigen. Allerdings lagen die Probleme hier mehr im Bereich gestiegener Einkaufspreise, die an die Abnehmer der Leistungen nicht weitergegeben werden konnten. Die konjunkturellen Geschäftsaussichten beurteilten daher insbesondere Bauhandwerker des Ausbaugewerbes zum Jahresende und mit Ausblick auf das erste Quartal 2002 eher negativ.
Die Impulse für ein stabileres Baugeschehen sind allerdings überwiegend von gewerblichen Investoren zu erwarten, da eine Anhebung der Baumittel der öffentlichen Haushalte im Jahr 2002 nicht zu erwarten ist. Das anhaltende niedrige Zinsniveau und die insgesamt günstigen Kapitalmarktbedingungen sind jedoch für die private Wirtschaft gute Rahmenbedingungen, um geplante Investitionen zu realisieren.

8. Empfehlungen
Da öffentliche Aufträge ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Stabilität kleiner und mittlerer Unternehmen sind, wird bei der Vergabe öffentlicher Aufträge an der Pflicht zur kleinteiligen und fachlosbezogenen Ausschreibung festgehalten, um kleinen und mittleren Unternehmen eine Chance zu geben. Bei der öffentlichen Auftragsvergabe ist durch wirksamere Kalkulationskontrolle die Auftragsvergabe an rechtstreue Unternehmen zu sichern.
Die Bekämpfung von Schwarzarbeit, illegaler Beschäftigung und Lohndumping ist unverändert ein Schwerpunkt der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Gegen rechtsuntreue Unternehmen, gegen Anbieter von illegalen Leistungen und Wiederholungstäter wird mit verschärften Sanktionen vorgegangen. Zur Vermeidung von Sozialdumping ist strikt auf die Einhaltung der Tarife bei der Angebotsprüfung und der Tarifvertragstreue bei der Baudurchführung zu achten.
Hervorzuheben ist nochmals die Verpflichtung der Baudienststellen, dem Grundsatz der Leistungserbringung im eigenen Betrieb gemäß § 4 Nr. 8 VOB/B stärker Rechnung zu tragen und bei der Wertung der Angebote zu berücksichtigen. Im Rahmen der Dokumentation der Wertungsschritte sind insbesondere die Gründe für eine Zustimmung zum Nachunternehmereinsatz nachzuweisen. Die vom Auftragnehmer abzugebende Erklärung über die im eigenen Betrieb zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte sowie Verzeichnis der Nachunternehmer -Anlage zum Rundschreiben SenStadt VI Nr. 4/2001, Vordruck BauWohn 319 (04/01)- ist als Duplikat in Verbindung mit dem Duplikat des Vermerks für die Auftragsvergabe vergabezeitnah an meine Stelle VI A 3 zu senden.
Da die Kopien der Vergabevermerke in den vergangenen Jahren, insbesondere jedoch im Jahr 2001, nur sehr zögerlich an mich gesandt wurden, bitte ich zukünftig sämtliche gemäß ABau III Nr. 50 (8) bei Aufträgen über 5.000 Euro zu fertigende Vermerke für die Auftragsvergabe vergabezeitnah an mich zu senden. Die Vermerke sind nicht nur wichtige Grundlage für die Analyse des Vergabeverhaltens sowie für die Erstellung der Auswertung bauwirtschaftlicher Daten, sondern dienen insbesondere dem Tätigwerden der Eingreifgruppe Bau. Die von der Eingreifgruppe Bau festgestellten Verstöße gegen die Tariftreueverpflichtung und unerlaubten Nachunternehmereinsätze sind Voraussetzung möglicher Sanktionen, u.a. für den Ausschluss der betreffenden Firma aus dem Unternehmer- und Lieferantenverzeichnis. Im Ergebnis negative Baustellenprüfungen untermauern somit die Zuverlässigkeit der im ULV eingetragenen Firmen.
Da die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in einer Berichtspflicht gegenüber dem Rechnungshof und dem Abgeordnetenhaus steht, bitte ich unbedingt darauf hinzuwirken, sämtliche Vergabevermerke einschließlich der vom Auftragnehmer abzugebenden Erklärung -Anlage zum Rundschreiben SenStadt VI Nr. 4/2001, Vordruck BauWohn 319 (04/01)- in Kopie an meine Stelle VI A 3 zu senden.
Da auch das Landesarbeitsamt von den Baudienststellen nicht gemäß Rundschreiben SenBauWohnV VI Nr. 13/1998 über den Baubeginn informiert wird, d.h. zögerlich und nur sporadisch, erfolgt seit Januar des Jahres 2002 von meiner Stelle eine Benachrichtigung des Landesarbeitsamtes auf der Grundlage des Vergabevermerkes. Hiermit wird ein Beitrag geleistet zur Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung auf Berlins Baustellen.
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