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Archiv: Berliner Baukonjunktur - Bericht Berliner Bauwirtschaft 4/2002 (publiziert im März 2003)Gesamtbeurteilung der Baukonjunktur
Das im Jahre 2001 forcierte Tempo der konjunkturellen Talfahrt für das Berliner Bauhauptgewerbe wurde im Baujahr 2002 deutlich abgebremst. Die Impulse einer verbesserten Nachfrage von privaten Investoren führten zu einer gefestigten Auftragslage, die sich positiver als der Bundesdurchschnitt entwickelte (Auftragseingang Bauhauptgewerbe 2002/2001 Berlin: -2,2%, Bund: -6,2%). Angesichts eines weiteren Personalabbaus waren die Auswirkungen auf den Berliner Teilarbeitsmarkt für Bauberufe jedoch nur verhalten spürbar. Dabei hätte das insgesamt in der Stadt realisierte Bauvolumen ausgereicht, alle Berliner Personalkapazitäten zu beschäftigen. Nach vorläufigen Schätzungen wurde auf den Baustellen Berlins im Jahre 2002 ein Bauvolumen in Höhe von rd. 9,6 Mrd. Euro erwirtschaftet, im Vorjahr waren das noch rd. 10,2 Mrd. Euro. Dieser Wert umfasst in den Sparten Wohnungsbau, gewerblicher Bau und öffentlicher Bau alle Leistungen, die der Errichtung, Verbesserung oder Reparatur von Anlagen dienen, die unmittelbar mit dem Grund und Boden verbunden sind und nicht zur maschinellen Ausrüstung gehören. Das Bauvolumen des Jahres 2002 wies damit, in der Folge seit 1997, erneut eine Rückläufigkeit auf. Gegenüber dem Jahre 2001 ist es nominal um rd. 5,9 % zurückgegangen. Unter Berücksichtigung des jahresdurchschnittlichen Preisabschlags bei Bauleistungen in Höhe von 1,0 % bedeutet das eine reale Abnahme des Berliner Bauvolumens um rd. 4,9 %. Der Vergleich des Bauvolumens des Jahres 2002 mit jenem des Jahres 1991 macht deutlich, dass die derzeitige Bautätigkeit auf den Berliner Baustellen noch immer über jener Konjunktur im Baugeschäft liegt, die nach der Wiedervereinigung bestand. Die Anhebung des Bauvolumens von 8,2 Mrd. Euro im Jahre 1991 auf 9,6 Mrd. DM im Jahre 2002 entspricht einer indexbereinigten Steigerung von rund 7,8 %. Die Tendenzen einer konjunkturellen Konsolidierung im Jahre 2002 machten sich auch bei der Anzahl der Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bemerkbar. Die amtliche Statistik meldete gegenüber dem Jahr 2001 einen Rückgang von rund 23 % im Berliner Baugewerbe. Von den 513 Anträgen auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wurden 120 Verfahren eröffnet und 393 Anträge mangels Masse abgelehnt. Die Konjunkturdaten des Brandenburger sowie des Berliner Bauhauptgewerbes nahmen im Baujahr 2002 eine zum Teil unterschiedliche Entwicklung. Während die Rückläufigkeit bei Beschäftigung und Bautätigkeit in Berlin im Vergleich zum Vorjahr geringer als in Brandenburg ausfiel, konnten sich die Auftragslage und insbesondere die im Jahr 2002 erzielten Umsätze in Brandenburg deutlicher festigen als in Berlin. Im Vergleich zum Jahre 2001 mussten die Brandenburger Unternehmen lediglich einen Umsatzrückgang von 4,4 % hinnehmen, während dieser für die Berliner Unternehmen bei 16,2 % lag. Das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe des Berliner Handwerks hatte wie auch die industriell und mittelständisch ausgerichtete Bauwirtschaft im Verlauf des Baujahres 2002 erhebliche Probleme zu bewältigen. Allerdings lagen die Probleme hier mehr im Bereich gestiegener Einkaufspreise, die an die Abnehmer der Leistungen nicht weitergegeben werden konnten. Die konjunkturellen Geschäftsaussichten beurteilten daher insbesondere Bauhandwerker des Ausbaugewerbes zum Jahresende und mit Ausblick auf das erste Quartal 2003 eher negativ. Da der Berliner Haushalt (einschließlich Zuwendungen und Zuschüssen) nur einen Anteil von weniger als 12,4 % am gesamten Baugeschehen in der Stadt hat, sind Einflüsse auf die konjunkturelle Entwicklung und den Arbeitsmarkt nur in diesem Umfang durch das Land Berlin steuerbar. Auch Impulse für den Arbeitsmarkt können daher nur marginal sein, zumal ein Teil der vom Land Berlin im weit überwiegenden Maße an Unternehmen mit Sitz in Berlin vergebenen Bauaufträge von diesen an auswärtige Nachunternehmen weitervergeben wird. Die Impulse für ein stabileres Baugeschehen sind auch weiterhin überwiegend von gewerblichen Investoren zu erwarten, da eine Anhebung der Baumittel der öffentlichen Haushalte im Jahr 2003 nicht zu erwarten ist. Das anhaltend niedrige Zinsniveau und die insgesamt günstigen Kapitalmarktbedingungen sind jedoch für die private Wirtschaft gute Rahmenbedingungen, um geplante Investitionen zu realisieren. |