Der Park am Gleisdreieck - Berlins neuer City-Park
02.09.11, PressemitteilungAm 2. September 2011 eröffnet die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, die erste Hälfte des Parks, den so genannten Ostpark. Damit wird eine der letzten innerstädtischen Brachen wieder ins städtische Gefüge integriert und ein lang verfolgtes Ziel engagierter Bürgerinnen und Bürger, Initiativen und Netzwerke Realität.Senatorin Ingeborg Junge-Reyer: "Der neue City-Park verbindet nicht nur zentrale urbane Quartiere, Grünflächen und Radwege, er ist auch ein Meilenstein der Bürgerbeteiligung und der prozessualen Planung. Über Jahrzehnte haben sich Bürgerinnen und Bürger, Netzwerke und Umweltinitiativen für einen Park auf der ehemaligen Bahnfläche eingesetzt. Sowohl das Wettbewerbsverfahren als auch die Planungen wurden deshalb von einem breiten Dialog der Verwaltungen, der Landschaftsarchitekten und der Bürgerinnen und Bürger begleitet. Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein Park, der sowohl für die Anwohnerinnen und Anwohner als auch für Besucher und Touristen eine willkommene Oase mitten in der Großstadt ist. Hier kann man neue Energien tanken, eine Runde joggen oder entspannen." Das Parkgelände auf dem ehemaligen Anhalter- und Potsdamer Güterbahnhof wird durch die
ICE-Trasse in zwei Parkhälften geteilt: Der Ostpark erstreckt sich von den Yorckbrücken bis zum Deutschen Technikmuseum; der Westpark verläuft parallel zur Kulmer-, Dennewitz- und Flottwellstraße und leitet über zum Potsdamer Platz mit dem Mendelssohn-Bartholdy- und Tilla-Durieux-Park. Die Fertigstellung des Westparks ist für 2013 vorgesehen.
Durch seine Lage verbindet der Park die Wohn- und Büroquartiere am Potsdamer Platz mit den Altbauvierteln in Kreuzberg und Schöneberg und die Kulturstandorte am Anhalter Bahnhof mit dem Deutschen Technikmuseum. In der Berliner Freiraumkonzeption nimmt der Park am Gleisdreieck eine Schlüsselposition ein. Er schließt die Lücke in der Nord-Süd-Grünverbindung, die vom Regierungsviertel mit dem Spreebogenpark über die Parkanlagen am Potsdamer Platz bis zum Gleisdreieck reicht. Der noch zu entwickelnde "Flaschenhals" an den Yorckbrücken wird später auch den Natur-Park-Schöneberger Südgelände anbinden. Durch den Neubau des Parks eröffnet sich eine weitere Perspektive: Die Fernradwegverbindung Berlin-Leipzig verläuft am westlichen Rand des Ostparks und integriert den Park in das überregionale Radwegesystem.
Eröffnung Park am Gleisdreieck am 02.09.11
Ergänzende Informationen zum Park
Konzeption und Leitidee des Parks
Den internationalen freiraumplanerischen Wettbewerb für den Park am Gleisdreieck gewannen 2006 die Landschaftsarchitekten und Stadtplaner des Atelier Loidl aus Berlin.
Ihr planerisches Leitbild für den Park am Gleisdreieck besteht in dem Kontrast von Weite im Wechsel mit kleinteiligen Angeboten. Großzügige, zentrale Wiesenflächen werden von einem vielfältig nutzbaren "Rahmen" mit Räumen für Spiel, Sport, Kommunikation und Erholung umgeben. An unterschiedlichen Orten im Park finden sich Reste der früheren Bahnnutzung und naturschutzfachlich wertvolle Bestandteile der ehemaligen Stadtbrache. So bilden vorhandene, die Parkatmosphäre prägende Gehölzgruppen, Einzelbäume und das so genannte "Wäldchen" im Ostpark die landschaftliche Kulisse und räumliche Fassung der Rasenmitte. Es entsteht eine gestalterische Spannung zwischen alten und neuen, kleinteiligen und weitläufigen Parkpartien. Die Vegetation des "Wäldchens", vornehmlich Ahorn, Eichen, Zürgelbäume, Birken und Robinien diente auch als Vorbild für ergänzende Baumpflanzungen.
Die Differenzierung des Parks in unterschiedliche Räume ist ein wichtiges Gestaltungselement, um einerseits das Bewegungsbedürfnis der Parknutzer zu befriedigen, andererseits aber auch dem vielfach geäußerten Wunsch nach Ruhe, Entspannung und Naturgenuss Rechnung zu tragen. Entstanden ist ein "Park der zwei Geschwindigkeiten". Die breiten Wege mit Asphalt und roten Bodenbelägen veranschaulichen dieses Prinzip. Sie sind für unterschiedliche Bewegungsgeschwindigkeiten ausgelegt: Flanieren und Joggen, Spazierengehen und Skaten oder Radfahren.
Umgang mit Relikten der Bahnära
Der Name Gleisdreieck stammt von der ursprünglichen Form des Kreuzungspunktes zwischen den Bahnlinien. Er war bis 1912 in Form eines Gleisdreiecks angelegt. Nach zwei schweren Unfällen wurde die Gleisverzweigung umgebaut, so dass sich die Linien heute sind es die Linien U1 und U2 - in zwei Ebenen übereinander kreuzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Personen- und Gütertransport eingestellt, nur die Berliner Stadtbahn (S-Bahn) und die Untergrundbahn (U-Bahn) durchquerten noch das ehemalige Bahngelände, das sich allmählich zur grünen Stadtbrache entwickelte. Allerdings war das Betreten untersagt.
Von der bewegten Vergangenheit des Gleisdreiecks zeugen zahlreiche Spuren und Relikte. Im Ostpark sind sie besonders auffällig. Seine erhöhte Lage verdankt dieser Parkteil den großflächigen Aufschüttungen, die für den Eisenbahnbetrieb im 19. Jahrhundert erforderlich wurden. Aus dieser Zeit stammt die markante Ziegelmauer in der Möckernstraße, die die Aufschüttung abstützte. Ein bedeutendes Bauwerk der Bahnära findet sich gleich am nördlichen Eingang des Ostparks. Der ehemalige Kopfbau des Güterbahnhofs, erbaut von dem seinerzeit hoch geschätzten Architekten Franz Schwechten, beherbergt heute das "Science Center Spectrum" des Deutschen Technikmuseums. Weitere historische Relikte sind die ehemalige Milchladerampe, heute ein Aufenthaltsbereich und die Gleiswaage in der großen Wiese.
Pilotprojekte
In beiden Parkbereichen werden Pilotprojekte umgesetzt, die zur Bildung eines spezifischen Charakters des jeweiligen Parkteils beitragen und mit allen Beteiligten abgestimmt wurden.
Naturerfahrungsraum
Berlins erster Naturerfahrungsraum im Ostpark entstand im Rahmen der Bürgerbeteiligung. Das Pilotprojekt wurde von der Grün Berlin GmbH in Zusammenarbeit mit der "ARGE Naturerfahrungsräume" betreut. Die vorhandene Vegetation und Topographie des Geländes wurde nahezu unverändert erhalten, so dass Kinder von sechs bis zwölf Jahren die Natur unmittelbar erfahren und kennenlernen können. Eine besondere Attraktion ist die neu angelegte Hügellandschaft, deren Mulden im Sommer regelmäßig mit Wasser gefüllt werden und zum Planschen einladen.
Eine Nutzung des Naturerfahrungsraumes als Lernort für Umweltbildung von Schul- und Kindergruppen wird angestrebt.
Interkultureller Rosenduftgarten
Im Sommer 2006 begannen vierzig Frauen, Männer und Kinder einen Garten mit Blumen, Rosen, Gemüse, Kräutern, Gehölzen und Sitzgelegenheiten anzulegen. Anfangs waren es vor allem Gärtnerinnen und Gärtner aus Bosnien, wenig später beteiligten sich auch die Nachbarn der umliegenden Kieze an dem Projekt. Viele Spaziergänger und Anwohner sind regelmäßige Gäste des Gartens, helfen bei der Gartenarbeit oder richten gemeinsame Feste aus. Der Interkulturelle Garten wurde mit den Jahren zu einer gärtnerischen und sozialen Bereicherung der Nachbarschaft. Träger des Rosenduftgartens ist der Verein Südost Europa Kultur e.V.
Prägende Elemente des Ostparks
Die Möckernpromenade
Steigt man die Treppenanlage an der Hornstraße hinauf, gelangt man zur Möckernpromenade und dem Parkplateau mit seiner beeindruckenden Weite und Großzügigkeit. In die Promenade sind Spielplätze, historische Bahnrelikte und wertvolle Vegetationsbestände integriert. Die Promenade erstreckt sich vom nördlichen Eingang am Tempelhofer Ufer bis zur Yorckstraße. Die denkmalgeschützte, knapp 4 m hohe Mauer entlang der Möckernstraße prägt den gesamten Stadtraum.
Kreuzberger Wiesen und Museumsbahn
Die Kreuzberger Wiesen schließen an die Promenade an. Eingelagerte Vegetationsinseln aus Gehölzen, Rosen und Wiesenpflanzen lockern die Rasenfläche auf, ohne den Eindruck der Weite abzuschwächen. Hier verläuft auch das Museumsgleis des Deutschen Technikmuseums.
Ladestraße und zentraler Platz
Der zentrale Platz befindet sich am Ende der Ladestraße des Deutschen Technikmuseums und bildet den Übergang in den Park. Ausgestattet mit einer kleinen Tribüne und einem Platz kann sich hier ein Raum für selbstorganisierte Veranstaltungen und Treffpunkt der Parkbesucher entwickeln. Perspektivisch soll auch eine Parkgastronomie etabliert werden. Die vorgelagerte baumüberschattete Fläche lädt zum Boulespielen, Promenieren und zum Aufenthalt ein.
Im Infopoint befindet sich die Ausstellung zur Parkplanung, die über die Geschichte des Ortes, die Parkgestaltung, Führungen und Veranstaltungen informiert. Die Ausstellung ist an jedem 2. Wochenende geöffnet.
Das "Wäldchen"
Das über 50 Jahre ungestört gewachsene Wäldchen mit seiner etablierten Flora und Fauna beinhaltet eine Vielzahl an historischen Relikten, vor allem die von Norden nach Süden verlaufenden Gleise und Gleisgräben. Insbesondere im Kernbereich befinden sich wertvolle Trockenrasengebiete, in der viele Bodenbrüter nisten. Dieser besonders wertvolle Bereich wird durch einen Zaun vor dem Betreten geschützt. Zwei schmale Stegwege für Fußgänger und der Generalszug im Norden queren das Wäldchen und ermöglichen eine Verbindung in Ost-West-Richtung. So können die Besucher die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes erleben und die Natur beobachten.
Der "Flaschenhals"
Der noch zu entwickelnde "Flaschenhals" erstreckt sich von der Yorckstraße bis zur Monumentenbrücke. Das 5,5 Hektar große Gebiet war Teil des landschaftsplanerischen Ideenwettbewerbs zum Gleisdreieck und wird ebenfalls vom Atelier Loidl planerisch bearbeitet.
Bürgerbeteiligung
Vom Wettbewerb ...
Von Anfang an wurden die Bürgerinnen und Bürger in den Planungsprozess eingebunden. Damit ihre Ideen, Wünsche und Anregungen in die weitere Arbeit einfließen konnten, wurden neue Partizipationsstrukturen erforderlich, die über traditionelle Informationsveranstaltungen hinausreichen. Im Verfahren Park am Gleisdreieck fand die Berliner "prozessuale Bürgerbeteiligung" eine der intensivsten Ausprägungen. Online-Dialoge, Begehungen, Ausstellungen, Feste und Planungsforen zur künftigen Parkgestaltung wurden durchgeführt und ausgewertet. Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit fanden Eingang in die Aufgabenstellung des landschaftsplanerischen Wettbewerbs.
zur Planung
Von herausragender Bedeutung für das Verfahren war die Einrichtung einer regelmäßig tagenden "Projektbegleitenden Arbeitsgruppe", in der gewählte Bürgervertreter, die Planer des Parks, Mitarbeiter der zuständigen Verwaltungen und die Grün Berlin GmbH als Vertreter des Bauherrn die Maßnahmen und konkreten Planungen diskutierten und abstimmten. Ziel war es, möglichst flexibel auf Ideen und Vorschläge eingehen zu können. Beispielsweise entstand so die Idee, als Pilotprojekt einen Naturerfahrungsraum für Kinder einzurichten. Zusätzlich wurden bei besonderen Anlässen öffentliche Informationsveranstaltungen in den Quartieren durchgeführt.
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