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Sauerstoffmangelsituation in Spree und Landwehrkanal22.06.06, PressemitteilungWie in jedem Sommer treten auch jetzt Probleme bezüglich der Sauerstoffverhältnisse in der innerstädtischen Spree und den Kanälen auf: Die warme Witterung, geringe Abflüsse und plötzlich einsetzende Starkniederschläge führen zu einem rapiden Absinken des gelösten Sauerstoffs in den Fließgewässern, die Folge kann ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes bzw. auch ausgedehntes Fischsterben sein.Insbesondere der Landwehrkanal und der Neuköllner Schifffahrtskanal sind von derartigen Situationen betroffen. Die Ursachen sind bekannt: Ergiebige Niederschläge bewirken eine Entlastung der innerstädtischen Mischwasserkanalisation, Regenwasser und ungeklärtes Abwasser gelangen gemeinsam in die Spree und den Landwehrkanal. Das Gewässer muss nun die Funktion einer Kläranlage übernehmen und den eingetragenen Schmutz mit Hilfe von Bakterien abbauen. Den für diesen Abbau benötigten Sauerstoff beziehen die Bakterien aus dem Gewässer und entziehen ihn so den Fischen.
Lokal wird der Sauerstoffknappheit durch den Einsatz des Belüftungsschiffes „Rudolf Kloos“ entgegengewirkt. Um den Sauerstoffgehalt in den Kanälen zu stabilisieren und möglichst auf einem Niveau von 3 bis 4 mg/l zu halten, ist das Belüftungsschiff seit dem 2. Mai 2006 dauerhaft im Landwehrkanal und Neuköllner Schifffahrtskanal im Einsatz, im Monat Mai insgesamt rd. 120 Stunden. Auf diese Weise wird das Oberflächenwasser stündlich mit 200 kg Sauerstoff angereichert und dies auf einer Fließstrecke von bis zu 15 km.
Auf Grund der kritischen Witterungssituation und der angekündigten Gewitter wurde der Einsatz des Belüftungsschiffes am 17. und 18. Juni (Sonntag) verfügt. Trotzdem stellt sich die Sauerstoffsituation im Gewässer als kritisch dar.
1. Sauerstoffkonzentrationen am 19.6.2006, 7:45 Uhr
Landwehrkanal 1,9 mg/l
Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal 2,1 mg/l
Teltowkanal 4,8 mg/l
Spree, Sophienwerder 5,2 mg/l
Spree, Schleuse Charlottenburg 4,4 mg/l
Spree, Caprivibrücke 2,3 mg/l
Spree, Mühlendammschleuse 3,8 mg/l
Müggelspree, Fähre Rahnsdorf 3,7 mg/l
Dahme, Schmöckwitz 8,1 mg/l
Bedenklich ist die Sauerstoffsituation im Landwehrkanal (LWK), im Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal und abschnittsweise in der Spree. Erfahrungsgemäß dürfte auch der Neuköllner Schifffahrtskanal (NSK) niedrige Sauerstoffwerte aufweisen.
Als Hintergrundinformation sind nachfolgende Angaben zusammengestellt:
2. Niederschlagsmessstelle Alexanderplatz (mm/m²)
7.6 bis 14.6. kein Niederschlag
15.6. 2,5 mm/m²
16.6. 13,1 mm/m²
17.6. 0,2 mm/m²
18.6. kein Niederschlag
3. Abflüsse (m³/s)
Landwehrkanal
14.6. 3,46
15.6. 2,40
16.6. 3,51
17.6. 3,38
18.6. 3,36
Spree, Mühlendammschleuse
14.6. 5,58
15.6. 5,73
16.6. 5,87
17.6. 5,76
18.6. 5,76
Teltowkanal, Kl. Machnow
14.6. 9,23
15.6. 7,95
16.6. 7,65
17.6. 8,54
18.6. 7,35
Bewertung: noch relativ viel Wasser im Berliner Gewässersystem; kann sich bei
Trockenheit noch halbieren.
4. Der Abwassereintrag in die innerstädtischen Gewässer erhöht sich schlagartig bei Gewitter oder Starkniederschlägen, dann strömen mehrere 100.000 m³ verdünntes, unbehandeltes Abwasser in Spree, Landwehrkanal und Neuköllner Schifffahrtskanal ein.
5. Fischsterben
Derzeit ist kein Fischsterben bekannt, kann sich aber schlagartig bei starken Niederschlägen ändern.
6. Prognose
Bei Anhalten der warmen Witterung und bei Gewitterregen ist keine Entspannung der bereits jetzt kritischen Sauerstoffsituation in den Berliner Gewässern zu erwarten.
Pressemitteilungen, die vor dem 01.01.2022 veröffentlicht wurden, liegen im Verantwortungsbereich der ehemaligen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen bzw. ihrer Vorgängerbehörden.
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