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Presse und AktuellesSenatsverwaltung setzt öffentlichen Dialog zur Entwicklung des Klosterviertels fort15.07.08, Pressemitteilung 2. Gespräch zur Stadtentwicklung in Berlins mittelalterlichen Mitte mit Schwerpunkt Straßen und Plätze Straßen und Plätze waren der Schwerpunkt des 2. Gesprächs am 09.07.08, mit dem die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den öffentlichen Dialog mit den Berlinern zur Wiederbelebung des mittelalterlichen Zentrums ihrer Stadt fortgesetzt hat. Rund 160 Besucher, die sich auf Frage von Moderatorin Prof. Elke Pahl-Weber als Anwohner, Architekten und in der Mehrzahl als interessierte Bürger Berlins zu erkennen gaben, hatten den Weg in das unmittelbar am Planungsort gelegene Neue Stadthaus gefunden. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zeigte sich in ihrer Begrüßung sehr erfreut über das erneut große Interesse, das es auch schon bei der ersten Veranstaltung am 25.06.08 gegeben hatte, und fasste zunächst die Inhalte und Ergebnisse des 1. Gesprächs zusammen. In diesem ersten Teil der Gesprächsreihe war es um die historische Bedeutung des Klosterviertels, den bisherigen Planungsprozess und den grundsätzlichen Bebauungsplan gegangen. An den Anfang des 2. Gesprächs zum Thema "Straßen und Plätze" stellte Frau Lüscher die Frage, wie Orte mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden können, die gleichzeitig dem Individualverkehr gerecht werden, wobei sie die Besonderheit dieses "Ortes der Besinnung" um die Klosterkirche hervorhob, dessen Spiritualität wieder aufgegriffen und erlebbar werden solle. Im ersten Vortrag des Abends stellte Dr. Friedemann Kunst, Abteilungsleiter Verkehr bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die Notwendigkeit und das Konzept einer neuen verkehrlichen Balance in der Berliner Innenstadt dar. Stadt und Verkehr stünden in einem dynamischen Wechselverhältnis. Eine besondere Herausforderung sei der durch das Missverhältnis zwischen Wohn- und Arbeitsbevölkerung bedingte starke Ost-West-Verkehr durch die Stadtmitte. Mit einer täglichen Bewegung von 67.000 Fahrzeugen, so Dr. Kunst, habe die Grunerstraße ein höheres Verkehrsaufkommen als die Autobahnen A 111 und A 10. Strategisches Ziel der Senatsverwaltung sei, im Zuge einer Urbanisierung des Klosterviertels eine höhere Aufenthaltsqualität unter Berücksichtigung der verkehrlichen Anforderungen zu schaffen. Als Maßnahmen führte Dr. Kunst die Erschließung des ÖPNV, und die Parkraumbewirtschaftung sowie eine andere Kfz-Nutzung (Car-Sharing) und eine tangentiale Ableitung des Verkehrs an. Prof. Dr. Hartmut H. Topp, Planungsbüros R+T in Darmstadt, präsentierte in seinem anschließenden Vortrag Beispiele, wie verkehrbelastete Stadtzentren in Deutschland (Mannheim, Frankfurt am Main, Saarbrücken, Kassel) und Europa (London, Paris) durch Neugestaltung von Straßen und Plätzen an städtischer Qualität gewonnen haben. Diese Beispiele zeigten vorbildhaft, dass Stadtplatz und Verkehrsverteiler kein Widerspruch sein müssten, so der Verkehrsplaner. Als Lösungsmöglichkeit für eine sogenannte Stadtreparatur führte Prof. Topp unter anderem den Boulevard an. Für die weitere Diskussion brachte er die fachlichen Erfahrungen ein, dass sich Verkehr bei Kapazitätsbeschränkungen nicht unbedingt 1:1 in andere Gebiete verlagere und sich die Leistungsfähigkeit einer Straßenlösung am Knotenpunkt entscheide. Auf Basis der Ausführungen von Dr. Friedemann Kunst erläuterte Heribert Guggenthaler, Leiter des Referats "Planung und Gestaltung von Straßen und Plätzen" bei der Senatsverwaltung, anschließend das in Verbindung mit dem Masterplan stehende Verkehrskonzept für das Gebiet um den Molkenmarkt. Die Zielsetzungen seien die Gewährleistung des verkehrlichen Bedarfs und eine gute Straßenbahnführung sowie die innere Erschließung des Viertels und seine Anbindung an die Nachbarquartiere mit qualitätvoll gestalteten Straßenräumen. Zur Verdeutlichung der verkehrlichen Leistungsfähigkeit führte Guggenthaler dem Publikum eine Animation des B-Plan-Entwurfs mit simuliertem Verkehrsfluss vor. Das Konzept der Senatsverwaltung sieht eine Verlegung des Straßenzugs und einen rechtwinkligen Verlauf der Grunerstraße auf der Rückseite des Roten Rathauses vor. Dabei geht die Senatsverwaltung von einem Rückgang des Kfz-Verkehrs von 20-25% in den nächsten Jahren aus. Die Diskussion um die Optimierung des Knotenpunkts an der Kreuzung Gruner- und Stralauer Straße nahm als abschließender Referent des Abends Christian Wiesenhütter von der IHK Berlin auf. Zusammen mit dem Verkehrsexperten der IHK, Dr. Lutz Kaden, stellte er den Alternativvorschlag der IHK zur Verkehrsführung am Molkenmarkt vor. Vorgeschlagen wird dabei ein S-Kurvenverlauf der Grunerstraße an der Einmündung der Spandauer Straße. Dieses in den Medien stark beachtet Konzept und seine städtebaulichen Auswirkungen waren Anlass für die erneute intensive Diskussion der Verkehrsthematik an diesem Ort mit einer interessierten Öffentlichkeit. Grundsätzliches Ziel auch dieser Lösung ist es die Belange von Städtebau und Verkehr besser aufeinander abzustimmen. Dabei geht die IHK jedoch von einer derzeitigen Belastung von 100.000 Fahrzeugen täglich aus und erwartet nur einen Rückgang um 12%. In der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Referenten kamen als weitere Teilnehmer der geladenen Expertenrunde Pfarrer Gregor Hohberg von der Evangelischen Gemeinde St. Petri-St. Marien und Ephraim Gothe, Stadtrat für Stadtentwicklung des Bezirks Mitte, zu Wort. Pfarrer Hohberg wünschte sich Freiräume für Regeneration und dass die Entwicklung des Klosterviertels nicht nur am Verkehr hängen dürfe. Stadtrat Gothe erkannte die intensive Beschäftigung der IHK mit dem Thema an, plädierte aber gleichzeitig für den Entwurf der Senatsverwaltung als städtebaulich bessere Lösung. Wie auch beim 1. Gespräch schloss sich eine angeregte Publikumsdiskussion an, in der die Wortmeldungen Kritik und Lob für die verschiedenen Entwürfe und eigene Einschätzungen und Vorschläge der Anwesenden brachten. Zum Abschluss des 2. Gesprächs sprach sich Moderatorin Pahl-Weber für eine zukunftsorientierte Vision für das Klosterviertel aus. Dies griff Senatsbaudirektorin Lüscher in ihrem Schlussstatement auf: Es gehe bei diesem "lebendigen Ort mit historischen Wurzeln" darum, "ein Stadtquartier zukunftsorientiert zurückzugewinnen", um Interpretation statt Rekonstruktion vor dem Hintergrund einer zeitgemäßen Vision von Stadt, Gesellschaft und Umwelt. Weitere Informationen:PressearchivPressestelle
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