Verhalten im Brandfall |
Presse und AktuellesFrühjahrsbefall der Kastanienbäume durch die Miniermotte wird zunehmend sichtbar20.06.03, Pressemitteilung Auswirkungen der Laubaktion 2002 werden ausgewertet Die Kastanienminiermotte hat sich innerhalb weniger Jahre in Berlin verbreitet und bedroht insbesondere die Gesundheit der weißblühenden Rosskastanien im privaten und öffentlichen Grün. Da die Bekämpfung des Schädlings mit biologischen und chemischen Verfahren schwierig ist, wurde erstmalig im letzten Jahr eine gemeinsame Laubaktion im Land Berlin durchgeführt. Es sollte die Lebensweise des Schädlings ausgenutzt werden, da die im Laub überwinternden Puppen durch die Vernichtung des Herbstlaubes offensichtlich in ihrer Menge reduziert werden können. An der Laubaktion beteiligten sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, das Pflanzenschutzamt Berlin, die Berliner Stadtreinigung (BSR), die bezirklichen Grünflächenämter, Sozialhilfeempfänger, Bürgerinitiativen sowie Schulklassen. Insgesamt wurden auf diese Weise 1.124 m³ loses Kastanienlaub sowie zahlreiche Laubsäcke aus dem Berliner Stadtgrün entfernt und größtenteils in professionellen Kompostierungsanlagen entsorgt. Das Pflanzenschutzamt Berlin hat bezüglich der Auswirkungen dieser Aktion auf die Fortentwicklung der Kastanienminiermotte Untersuchungen durchgeführt. Seit dem Frühjahr wurde an zahlreichen Kastanienbeständen (nicht gesäuberte und gesäuberte Bestände) sowie auf den Kompostplätzen der Flug des Schädlings mit Lockstofffallen wöchentlich überwacht. Aktuell findet in einem speziellen Schaderreger-Monitoring die Auswertung des beginnenden Befalls statt. Die Untersuchungen belegen eindeutig, dass der Flug der Motte in den gereinigten Flächen deutlich geringer ausfiel als in den Kastanienbeständen, wo das Laub nicht entfernt wurde. Im Mittel konnten zur Zeit des Höhepunktes des Fluges im Mai in den Fallen auf nicht gereinigten Flächen ca. 2.300 Schädlinge gefangen werden, durch die Laubentfernung wurden lediglich bis zu 785 Schädlinge gefangen, d.h. eine Reduktion um ca. 60 % erzielt . Natürlich schwanken diese Werte je nach individueller Standortsituation von 12 bis 67 %. In gezielten Versuchen zur Form der Kompostierung konnte gezeigt werden, dass auch das mechanische Zerkleinern des Laubes (Schreddern, Rasenmähereinsatz) einen wesentlichen Teil der Puppen zerstört. Wird das Laub zur Verhinderung des Mottenschlupfes mit Erde abgedeckt, so ist eine Schicht von 10 cm Dicke erforderlich, wobei die Erdschicht bei Austrocknung keine Rissbildung (Schlupflöcher) aufweisen darf. Auch eine Folienabdeckung war erfolgreich, zeigte aber, dass die Tiere den Winter hier gut überleben, so dass die Folie frühestens im Juni entfernt werden darf, um ein Entweichen der Tiere zu verhindern. Die Untersuchungen zur Qualität von Großkompostierungsanlagen zeigten deutlich den höchsten Wirkungsgrad. Im Labor analysierte Proben ergaben kein Überleben der Puppen, auf den Flächen selbst wurden in Pheromonfallen nur sehr geringe Flugraten ermittelt. Schon bei der Ankündigung der Laubaktion im Herbst 2002 wurde darauf hingewiesen, dass eine vollständige Bekämpfung der Motte auf diese Weise nicht möglich ist, sondern lediglich eine Reduktion des Fluges der 1. Generation und damit eine Verzögerung des Befalls im Jahresverlauf erzielt werden kann. Eben dieses konnte jetzt auch bei den tatsächlichen Befallserhebungen festgestellt werden. Der Befall wird sich jedoch erst langsam aufbauen. Möglicherweise kann dadurch vermieden werden, dass Kastanien infolge der starken Entlaubung im Oktober eine Notblüte produzieren und im kontinentalen Klima Berlins bei frühen Frösten des beginnenden Winters nachhaltige Frostschäden erleiden. Dieser Kopplungseffekt - Schädlingsbefall, Neuaustrieb und früher Winterfrost - ist von großer Bedeutung, denn eine erneute Entlaubung der Kastanien schwächt die Bäume weiterhin, so dass die Vitalität und Gesundheit der Kastanien immer mehr leidet. Aus diesem Grunde wird auch in diesem Jahr eine konzertierte Laubaktion stattfinden, die mit mehr Vorlauf und überzeugender Öffentlichkeitsarbeit in noch größeren Arealen stattfinden soll. Dies tut auch Not, denn als Folge der heißen Frühjahrswitterung 2003 sind für die Vermehrung der Kastanienminiermotte bereits optimale Voraussetzungen geschaffen. Mit finanzieller Förderung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (830.000 Euro aus dem Umweltentlastungsprogramm) ist außerdem soeben das Forschungsprojekt "BerlinCam" angelaufen. Das Pflanzenschutzamt Berlin wird dadurch in die Lage versetzt, in mehrjähriger Forschungsarbeit in enger Kooperation mit der Technischen Fachhochschule Berlin auch andere Bekämpfungsstrategien zu entwickeln und differenziert für Hausgärten, Parkanlagen oder Kastanienalleen an Straßen anwendbar zu machen. Untersucht werden Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten von Stoffen (u.a. Pflanzenschutzmittel, Pflanzenstärkungsmittel), Wirkung biotechnischer Verfahren sowie die Förderung bzw. Einsetzbarkeit von Nützlingen. Alle Strategien werden künftig eng miteinander verknüpft werden müssen um die Kastanienminiermotte erfolgreich zu bekämpfen und damit den Erhalt der Kastanienbestände für das Berliner Stadtgrün zu sichern. Weitere Informationen:PressearchivPressestelle
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