Verhalten im Brandfall |
Presse und AktuellesWaldzustandsbericht Berlin-Brandenburg 2000 vorgestellt13.11.00, Pressemitteilung Berlins Senator für Stadtentwicklung, Peter Strieder, und der Brandenburgische Minister für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung, Wolfgang Birthler, haben heute den Waldzustandsbericht für die Berlin-Brandenburgischen Wälder 2000 vorgestellt. Der Wald als sensibles Ökosystem ist ein Indikator dafür, wie gut oder schlecht wir mit unserer Umwelt umgehen. Das Hauptmerkmal der jährlichen Waldschadenserhebung ist die für das menschliche Auge sichtbare Kronenverlichtung. Der Verlust an Nadeln und Blättern ist aber nur eine Reaktion der Waldbäume auf vielfältige Wirkungsfaktoren. Die Faktoren reichen von natürlichen Rahmenbedingungen wie dem Klima bis zu gesellschaftlichen Einflüssen auf das gesamte Ökosystem. Dahinterstehende Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge werden durch eine kontinuierliche Beobachtung mit Hilfe von wissenschaftlich erprobten Indikatoren verfolgt und durch das Monitoringprogramm Naturhaushalt weiter aufgedeckt. Der anhaltende Eintrag von Luftschadstoffen behindert, trotz der deutlichen Erfolge in der Luftreinhaltung, den Gesundungsprozess des Berliner Waldes nachhaltig. Das Waldökosystem ist an die jeweiligen standörtlichen Klimabedingungen und an gewisse jährliche Schwankungen angepaßt. Natürliche Witterungsextreme, die immer wieder in unregelmäßigen Abständen auftreten, können jedoch einen spezifischen Streß darstellen. Als witterungsbedingter Streß können sich vor allem geringe Niederschläge während der Vegetationszeit, insbesondere während der Nadel- und Blattausbildung im Frühjahr, Spätfröste im Frühjahr und milde Temperaturen im Winter auswirken. Neben Wetterunbillen und Immissionen können auch Insekten, Pilze und Sturm den Wald schädigen. Aus diesem Grund werden im Rahmen des sogenannten Waldschutzes die Wälder auf diese Gefahrenquellen permanent überwacht und Beobachtungen dazu monatlich an die Landesforstanstalt Eberswalde (LFE) zur Auswertung und Prognose für die Forstämter gemeldet. In Berlin bleiben im Jahr 2000 (1999er Zahlen in Klammern dahinter) 20,9 % (29,5 %) der Waldfläche ohne sichtbare Schadsymptome (Stufe 0), 54,6 % (52,7 %) sind leicht geschädigt (Stufe 1) und 24,5 % (17,8 %) weisen deutliche Schäden bis zum Absterben auf (Stufen 2 bis 4). Die Schadstufe 1 wird als Warnstufe bezeichnet, da Kronenverlichtungen in dieser Größenordnung noch im natürlichen witterungsbedingten Schwankungsbereich liegen. Für Berlin kann insgesamt eingeschätzt werden: Unsere Wälder sind anhaltenden Veränderungen von Umweltbedingungen ausgesetzt, mit denen viele Organismen - besonders aber empfindliche Ökosysteme wie die Wälder - im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte noch nie konfrontiert wurden. Der Witterungsverlauf bis zum Zeitpunkt der Waldschadenserhebung im Juli und August 2000 war für die Vegetation ungünstig. Für den Wald, insbesondere für die Kiefer brachte der nun schon zweite zu milde Winter in Folge erneut das fast völlige Fehlen der Vegetationsruhe. Dadurch wurden viele Reservestoffe verbraucht bzw. konnten nicht eingelagert werden, die dann zum Austriebszeitpunkt fehlten. Die Niederschläge der Wintermonate waren zwar endlich wieder etwas reichlicher, konnten aber das vorangegangene Defizit des Jahres 1999 nicht ausgleichen. Im Frühjahr 2000 brachte der März zwar noch ausreichend Niederschläge. Darauf folgten aber ausgeprägte Dürreperioden in den Monaten April bis Juni, also in der Zeit des Blatt- beziehungsweise Nadelaustriebs. Die Bäume, speziell die Laubbäume, haben gegenüber dem Jahr 1999 mit einem nochmals verstärkten Nadel- und Blattverlust reagiert. Die Schadstufenprozente für das Jahr 2000 ergeben den schlechtesten Kronenzustand seit 1992! Unsere Wälder waren bereits viele Jahrzehnte einem hohen Eintrag von Luftschadstoffen ausgesetzt. Auch heute ist die über die Luft in die Wälder eingetragene Menge an Schadstoffen noch immer wesentlich zu hoch.Trotz erfolgreicher Luftreinhaltemaßnahmen dauern die Einträge von Säurebildnern an. Die tolerierbaren Säureeinträge werden ständig überschritten, was zu einer weiter anhaltenden Bodenversauerung führt. Zwar gehört die direkte Belastung der Blattorgane durch Schwefeldioxid wohl endgültig der Vergangenheit an. Aber bereits die Ozonkonzentrationen in der Waldluft liegen besonders während der Vegetationszeit auf einem unveränderten, zu hohen Niveau. Viele Bäume, die für unsere natürlichen Boden- und Klimaverhältnisse eigentlich standortgerecht sind, scheinen sich an ein Nährstoffüberangebot aus jahrzehntelang verschmutzter Luft angepaßt zu haben. Sie haben ihre Feinwurzeln in die oberen Bodenbereiche verlagert, weil sie dort eine wesentlich bessere, allerdings auch völlig unnatürliche stoffliche Versorgung vorfinden. Daraus ergibt sich ein größeres Risiko für ihre Wasserversorgung, weil gerade in diesem oberen Bodenbereich die Abhängigkeit von aktuellen Niederschlägen besonders groß ist. Darüber hinaus stehen die Waldbäume in direkter Konkurrenz zu Gräsern um die Wasserressourcen in diesem oberen Bodenbereich. Hier zeigen sich Folgen eines bereits länger andauernden, komplexen und sehr nachhaltigen Schadgeschehens. Die Pufferkapazitäten des Waldökosystems unterliegen einer ständigen Überbeanspruchung. Bedeutende Schadstoffquellen sind mit steigender Bedeutung der Kfz-Verkehr, aber auch die Industrie und Landwirtschaft. Hinzu kommen ebenfalls langfristig wirkende Faktoren wie Grundwasserabsenkungen und die Zerschneidung der Waldgebiete. Eine Entwarnung bei der Waldschadenssituation ist deshalb nicht möglich. Die langfristigen Folgen für den Wald vermag heute noch niemand vorherzusagen. Sicher ist, daß Mischbestände weiter vorrangiges Waldbauziel sind (in Abhängigkeit von der Standortgüte) und daß wie bisher von Seiten der Forstverwaltung versucht wird, naturnahe Wälder mit möglichst hohem Selbstregulierungspotential zu schaffen. Eine dauerhafte Beobachtung und Analyse des komplexen Schadgeschehens muß gewährleistet bleiben. PressearchivPressestelle
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